Krefeld „G8 hat die Schulen verändert“

Krefeld · Die Gymnasien bereiten sich auf den Wechsel von G 8 zu G 9 vor. Skurril: Es wird im Jahr 2026 keinen Abiturjahrgang geben.

 „Der erneute Systemwechsel  ist nicht einfach eine Wende nach dem Motto ‘Alles  auf Anfang‘“: Eric Mühle, Leiter des Fabritianum.

„Der erneute Systemwechsel  ist nicht einfach eine Wende nach dem Motto ‘Alles  auf Anfang‘“: Eric Mühle, Leiter des Fabritianum.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Wenn die Krefelder Gymnasien im kommenden Jahr zu G9 mit dem Abitur nach 13 Schuljahren zurückkehren, ist es nicht einfach eine Rückkehr zu alten Verhältnissen;  „G8 hat die Schulen verändert“, sagt Eric Mühle, Leiter des Gymnasium Fabritianum  in Uerdingen, „der erneute  Systemwechsel  ist nicht einfach eine Wende nach dem Motto ‘Alles  auf Anfang‘“. Viele Schulen hätten neue  Konzepte für modernen Unterricht entwickelt, die nun an die neuen Vorgaben angepasst werden müssten. Ein Problem dabei, vor dem viele Schulen stünden: Eigentlich bräuchten sie mehr Räume. Zu den skurrilen Begleiterscheinungen der Umstellung gehört der Umstand, dass es erstmals seit Jahrzehnten einmal keinen Abiturjahrgang  geben wird: im Jahr 2026, wenn der letzte G8-Jahrgang abgegangen und der erste G9-Jahrgang noch in der Zwölf ist.

Zu den Veränderungen, die in der G8-Zeit perfektioniert wurden, gehören am Fabritianum  das Fachraumprinzip. Demnach wird ab Klasse sechs nicht mehr in Klassenräumen unterrichtet. Stattdessen gehen die Schüler in entsprechend ausgestattete  Fachräume. Angenehmer Nebeneffekt: „Da die Schüler immer unter Aufsicht eines Lehrers stehen, sind die Räume gepflegter. Es gehen deutlich  weniger Dinge zu Bruch als früher“, sagt Mühle.

Gekoppelt an das Fachraumprinzip habe die Schule zudem das Doppelstundenprinzip eingeführt, um möglichst viele größere, effektivere Unterrichtseinheiten zu haben. „Auch andere Schulen haben eigene Modellle für die Unterrichtszeiten entwickelt“, sagt Mühle. Unterm Strich seien mit diesen Umstellungen auch die Anforderungen an das Raumangebot gestiegen, was im Hinblick auf steigende Schülerzahlen in G9 wiederum mehr Klassenräume erforderlich machen wird.

Das Schulministerium gebe für die Rückkehr zu G9 Rahmenbedingungen vor, die die Schule ausfüllen müsse. Die Lehrpläne würden für Mai/ Juni erwartet und müssten dann in schulinternen Lehrplänen konkretisiert werden. „Da steht allen Schulen eine Menge Arbeit ins Haus“, sagt Mühle. Vieles liege im Ermessen der Schule, „ob Chemie in der Acht oder der Neun unterrichtet wird, kann die Schule entscheiden“, führt Mühle als Beispiel an.

Neu wird auch sein, dass das Thema Wirtschaft stärker in den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern betont werden soll, im Fach Wirtschaft/Politik, aber auch in Erdkunde oder Geschichte. Auch dieses Ziel gelte es in Lehrpläne zu umzugießen. Mehr Raum im Unterricht soll auch der Informatik eingeräumt werden. „Die Schüler sollen Grundzüge des Programmierens stärker kennenlernen“, erläutert Mühle.

Keineswegs überflüssig werden mit der Rückkehr zu G9  an den Schulen die vielerorts neu geschaffenen Mensen. „Auch bei G9 wird es ein-, zweimal in der Woche Nachmittagsunterricht geben. Zudem bleibt der offene Ganztag, und da wird die Mensa besonders für die jüngeren Schüler gebraucht.“ Die Älteren holen sich ihr Mittagessen gern auswärts.

Mühle ist überzeugt, dass sich die Rückkehr zu G9 für das Lernen und Arbeiten in der Schule positiv auswirkt, weil die Schüler schlicht ein entscheidendes Jahr älter und reifer sind. „Ein Jahr macht in dieser Lebensphase bekanntlich unheimlich viel aus“,  sagt  der Schulleiter, „in den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern kann man auf einem ganz anderen Niveau diskutieren. Darauf freue ich mich schon“, sagt Mühle, der selbst Englisch und Erdkunde unterrichtet.

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