Ausbau Anrather Straße Gullydeckel in Krefelder Feld geben Rätsel auf

Die Anrather Straße bei Holterhöfe ist verlegt worden, aber ein Abwasserkanal samt Gullydeckeln liegt weiterhin mitten im Feld.

 Ein einsamer Gullydeckel, weit entfernt von der neuen Straße und mitten in der Ackerfläche,  weist darauf hin, dass hier der Abwasserkanal verläuft.

Ein einsamer Gullydeckel, weit entfernt von der neuen Straße und mitten in der Ackerfläche, weist darauf hin, dass hier der Abwasserkanal verläuft.

Foto: Carola Puvogel

Mitten im Feld liegende Gullydeckel sorgen in Holterhöfe für Verwirrung. Denn trotz des aufwändigen Neubaus der Anrather Straße, die um etliche Meter weg von der Siedlung und hinter eine Baumreihe verlegt wurde, liegt der Abwasserkanal samt Gullydeckeln weiter mitten im Feld. Anwohnerin Brigitte Sasserath vermutet eine Fehlplanung seitens des Bauherrn Straßen NRW. „Uns wurde schon beim Kauf unseres Hauses erzählt, der neue Verlauf der Straße werde sich an dem Kanal orientieren“, sagt sie. Dass die neue Straße nun an anderer Stelle gebaut wurde, überrascht die Holterhöferin.

Die Recherche zu den freiliegenden Gullydeckeln macht vor allem eines deutlich: Weder StraßenNRW, noch die Krefelder Verwaltung noch die Stadtwerke Krefeld sind im Bilde. Ein Sprecher von Straßen NRW teilt auf Anfrage unserer Redaktion mit, man sei ebenfalls an der Klärung dieser Frage interessiert, aber definitiv nicht zuständig. Es handele sich um einen städtischen Kanal. Nachgefragt bei der Krefelder Verwaltung ist zu erfahren, dass das Tiefbauamt der Meinung ist, die Stadtwerke Krefeld (SWK) seien verantwortlich. Ein Sprecher der SWK wiederum verweist zurück an die Stadt Krefeld. Dort einigt man sich schließlich auf die Sprachregelung, dass der neu gegründete Kommunalbetrieb AöR Auskunft erteilen könne — allerdings erst, wenn die Umzugskartons ausgepackt sind.

Antworten gibt es schließlich im privaten Archiv von Hans-Josef Ruhland. Der Forstwalder war 34 Jahre lang Bezirksvorsteher im Krefelder Westen und ist noch länger in der Lokalpolitik engagiert. „Die Planung für den Straßenneubau, die jetzt umgesetzt wird, stammt aus dem Jahr 1978“, berichtet er. 17 Mal seien die Pläne in der Zwischenzeit verändert worden, bis die Baumaßnahmen schließlich im vergangenen Sommer starteten.

Doch der Kanalverlauf und die Gullydeckel im Feld hätten nie etwas mit dem geplanten Straßenverlauf zu tun gehabt. Der Kanal sei schlichtweg deshalb hinter die Baumreihe ins Feld gesetzt worden, weil seinerzeit der Landschaftsverband keine Genehmigung für den Bau des Kanals unter der Anrather Straße erteilt habe. „Das Bauunternehmen musste damals abrücken“, erinnert sich Ruhland, der die Vorgänge aus dem Jahr 1975 handschriftlich protokolliert hat. Problem war, dass der Kanal nicht in der Nähe des Waldes, sondern mit 250 Metern Abstand verlaufen musste. Am Ende wurde beschlossen, eine Sammelleitung parallel zur Straße südlich im Feld zu bauen.

„Ich habe seinerzeit die Verhandlungen über den Kanalbau vor Holterhöfe geführt“, berichtet Ruhland. In seinem gut sortieren Aktenarchiv finden sich noch etliche Unterlagen von damals. Tatsächlich hatte ein Streit um den Anschluss an die Kanalisation überhaupt erst dazu geführt, dass Holterhöfe nach Krefeld eingemeindet wurde: Die damals zu Willich gehörende Siedlung war bis 1968 nicht an das Kanalnetz angeschlossen, Bewohner mussten ihre Abwassergruben auspumpen und abfahren lassen oder durften die Abwässer versickern lassen. Nachdem Willich den Kanalbau schließlich endgültig abgelehnt hatte, gründeten die Holterhöfer eine Interessengemeinschaft und forderten eine Umgliederung nach Krefeld. Nach monatelangen Verhandlungen wurde Ende 1968 das „Gesetz zur Neugliederung des Kreises Kempen und der Stadt Krefeld“ verabschiedet und trat 1970 in Kraft. Im Anschluss begannen die Planungen für den Kanalbau, die Kosten betrugen rund 850.000 D-Mark.

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