Großbrand im Krefelder Zoo Trauer um „Massa“, „Lea“ und „Charly“

Krefeld · Beim Großbrand starben zahlreiche Besucherlieblinge. Das Zoo-Team ist in tiefer Trauer um seine tierischen Charakterköpfe.

Brand im Zoo Krefeld: Gorillas, Schimpansen, Flughund - diese Tiere sind verendet
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Diese Tiere starben beim Brand im Krefelder Zoo

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Foto: Vera Gorissen

Das neue Jahrzehnt beginnt in Krefeld mit einem schmerzhaften Verlust. Ein Feuer brannte in der Neujahrsnacht das gesamte Affentropenhaus nieder, über 30 Tiere verloren dabei ihr Leben, darunter zahlreiche Besucherlieblinge wie der Senior-Silberrücken „Massa“.

Seit der Eröffnung des Hauses 1975 lebte der Gorilla in dem für seine Zeit äußerst modernen Gebäude. Er teilte sich das Gehege, das zwischen den Anlagen der Orang Utan und Schimpansen lag, mit seinen Weibchen „Tumba“ und „Boma“, mit denen er sieben Mal für Nachwuchs sorgte. Damit waren die drei in den 1980er/ 1990er Jahren eine sehr erfolgreiche Zuchtgruppe. Ihr Nachwuchs war entscheidend für den Aufbau einer Zoopopulation von Flachland-Gorillas  in Europa. Im Mai 2019 feierte „Massa“ seinen 48. Geburtstag und war damit der älteste Gorilla Europas. Kurz darauf starb „Tumba“ an einer schweren Darmentzündung. Seitdem lebte „Massa“ mit der 46-jährigen „Boma“ auf der Anlage. Um die Senioren zu schonen, war eine Scheibe mit Folie zugeklebt, so dass den alten Tieren genug Rückzugsmöglichkeiten blieben. Während die Gorilla-Senioren es gemütlich angehen ließen, war bei der Orang Utan-Gruppe nebenan immer was los. Die ersten Kletterversuche des süßen Nachwuchses, die Kunstwerke von Orang-Mann „Barito“ oder seine Rivalität mit Halbbruder „Bunjo“, der sich als Chef der Gruppe durchsetzte, so dass Maler „Barito“ den Zoo 2014 verlassen musste – vieles gab es bei den Orangs zu beobachteten. So werden sich zahlreiche Besucher noch gut daran erinnern, dass Handaufzucht „Lea“ ihre menschlichen Freunde aufforderte, mit ihr zu spielen. Sie warf Gegenstände wie ihre Schmusedecke über die Brüstung und fing sie auf, wenn sie zurückgeworfen wurden.

Erst 2019 verließ „Hujan“ den Zoo. Der Sohn von Leas Tochter „Sungai“ war ebenfalls mit der Hand aufgezogen worden und hatte eine zeitlang in der Gruppe gelebt. Als die Wiedereingliederung scheiterte, kam er in einen Zoo nach England. Insgesamt hatte Lea dreimal Nachwuchs. Neben „Sungai“ (2004) lebte noch Bruder „Changi“ (2010) und Nesthäckchen „Suria“ (2016) bei ihr. Zusammen mit Chef „Bunjo“ wurden sie nun Opfer der Flammen.

Auch „Charly“, der Senior der Schimpansen-Gruppe, überlebte das Inferno nicht. Der 46 Jahre alte Schimpanse gehört wie sein Sohn „Limbo“ und Weibchen „Bally“ zu einer höchst bedrohten Unterart aus Westafrika. Um die Chancen auf Nachzucht zu verbessern, hatte der Zoo erst im Oktober zwei Weibchen abgegeben, Lara (37) und Menolly (35), die nun in Wales leben.

Auf wundersame Weise überlebten die 46-jährige „Bally“ und der 25-jährige „Limbo“ den Brand. Einsatzkräfte hörten laute Geräusche, so dass Zootierärztin Stefanie Markowski die beiden verletzten Schimpansen mit einem Betäubungsgewehr narkotisieren konnte. Anschließend wurden die geretteten Tiere, die Brandwunden davon trugen, in einem freien Gehege im Gorillagarten untergebracht, in dem Silberrücken „Kidogo“ mit seiner Familie das Unglück unbeschadet überstand.

Doch nicht nur Menschenaffen verloren bei dem Brand ihr Leben. Keine Chance hatten die Löwen- und Seidenäffchen, die in separaten Gehegen untergebracht waren. Auch einige Weißgesichtsakis, die eigentlich im Regenwaldhaus leben, waren zur Unglückszeit im Affenhaus untergebracht, da sie sich nicht mehr mit ihrer Gruppe verstanden. Frei in der Halle bewegten sich Vögel und Flughunde, die wahrscheinlich trotzdem wenig Chancen hatten, sich zu retten.

 Schimpanse „Charly“ starb beim Brand.

Schimpanse „Charly“ starb beim Brand.

Foto: Zoo Krefeld/Lammertz, Thomas (lamm)
 Eine Familie wurde ausgelöscht: Orang-Utan-Weibchen „Lea“ mit Enkel „Hujan“, der jetzt in England lebt, und Tochter „Suria“. Auch Sohn „Changi“ wurde Opfer der Flammen, genauso wie Chef „Bunjo“.

Eine Familie wurde ausgelöscht: Orang-Utan-Weibchen „Lea“ mit Enkel „Hujan“, der jetzt in England lebt, und Tochter „Suria“. Auch Sohn „Changi“ wurde Opfer der Flammen, genauso wie Chef „Bunjo“.

Foto: Vera Gorissen
 „Massa“ überlebte nicht.

„Massa“ überlebte nicht.

Foto: Zoofreunde/Baier
 Löwenäffchen verendeten.

Löwenäffchen verendeten.

Foto: Zoo Krefeld
 Auch ein Zwergaguti lebte im Affentropenhaus.

Auch ein Zwergaguti lebte im Affentropenhaus.

Foto: Hella Hallmann
 Auch Sakis waren betroffen.

Auch Sakis waren betroffen.

Foto: Zoo Krefeld

Das Zoo-Team wird in den kommenden Tagen eine Auflistung der verendeten Tiere bekannt geben. Klar ist schon jetzt: Der Verlust ist immens. Durch die Zerstörung des Affentropenhauses verliert der Krefelder Zoo einen Großteil seiner tierischen Charakterköpfe. Vor dem Zooeingang erinnert ein Meer an Blumen, Kuscheltieren und Kerzen an Krefelds Lieblinge, die ums Leben kamen, weil Menschen gute Wünsche auf den Weg schickten.

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