Spießrutenlauf durch die Ämter Verwaltung unterbesetzt: Flüchtlinge erhalten ihr Geld nicht pünktlich

Krefeld · Der Flüchtlingsrat wirft dem Jobcenter vor, unkoordiniert zu arbeiten und nicht erreichbar zu sein. Vorsitzende Ute Richter spricht von einer „Katastrophe“.

 Ute Richter ist Vorsitzende des Flüchtlingsrats.

Ute Richter ist Vorsitzende des Flüchtlingsrats.

Foto: Joachim Niessen/Joachim Nießen

Das gesellschaftliche Klima und Umfeld für in der Flüchtlingshilfe engagierte Menschen in Krefeld wird rauer. „Auch wenn sich seit dem vergangenen Jahr das Verhältnis zu den städtischen Behörden durch die Neuausrichtung des Fachbereiches Migration und lntegration erfreulicherweise erheblich entspannt und verbessert hat, für viele Flüchtlinge gehört der Spießrutenlauf durch Ämter und Behörden noch immer zum Alltag“, sagt Christoph Bönders, stellvertretender Vorsitzender des Flüchtlingsrats in der Seidenstadt. Rund 3200 Flüchtlinge leben derzeit in Krefeld. „Frust mit den Behörden haben viele von ihnen erlebt.  Auch die ehrenamtlichen Helfer  bestätigen die teilweise unmöglichen Rahmenbedingungen“, ergänzt Vorsitzende Ute Richter, die - wie Bödners - von den Mitgliedern des Flüchtlingsrates  für zwei  Jahre in ihrem Amt wiedergewählt worden ist.

Vor allem mit Blick auf das Jobcenter ist der Ärger bei der Hilfsorganisation  groß. Richter: „Dort wird einerseits unkoordiniert gearbeitet, andererseits ist die Erreichbarkeit eine Katastrophe. Dabei wollen die Flüchtlinge doch nur arbeiten.“ Während Wartezeiten ab vier Uhr morgens vor dem Fachbereich für Migration und Integration der Vergangenheit angehören, ist die zuständige städtische Abteilung für Auszahlung nach dem Asylbewerberleistungsgesetz weiterhin „völlig unterbesetzt“. Damit die Menschen nicht ohne Geld sind, treten Hilfsorganisationen inzwischen in Vorleistung. „Einen Monat und länger müssen die Betroffenen teilweise auf ihr Geld waren“, berichtet Bönders. Auch der Flüchtlingsrat habe hierfür schon Mittel bereit gestellt. Noch schlimmer ist es vereinzelt beim Standesamt: „Hier geht es unter anderem um den möglichen Ermessensspielraum.  Die Konsequenz ist, dass mehrere Dutzend Flüchtlinge keine internationale Geburtsurkunde, sondern nur eine Registrierkarte erhalten“, beschreibt der stellvertretende Vorsitzende die Situation. „Sie sind damit staatenlos, dürfen nicht an eine Universität, können nicht heiraten und nicht im öffentlichen Dienst arbeiten.“ Arbeit kommt auf die Verwaltung auch bei den noch immer bestehenden Sammelunterkünften zu. Rund 500 Menschen sind in der Seidenstadt dort noch immer untergebracht. „Der bauliche Zustand lässt dort zu wünschen übrig“, schildert Richter. „Die Stadt weiß, dass diese außerdem zu eng und zu klein sind.“

Parallel macht sich der Flüchtlingsrat mit seinen rund 100 Mitgliedern Gedanken um die finanzielle Situation. „Wir sind vor allem auf weitere Ehrenamtler, eine aktive Mitgliedschaft, ein positiv unterstützendes Umfeld und nicht zuletzt auf Spenden zur Aufrechterhaltung unserer Arbeit angewiesen“, sagt Richter. Die Situation ist ernst: Der neu gewählte Vorstand wird sich bei weiterem Rückgang der Zuwendungen in den nächsten Wochen und Monaten auch damit auseinandersetzen müssen, ob die Geschäftsstelle am Bleichpfad mit der derzeitigen Personalbesetzung aufrechterhalten bleiben und der noch bis zum September dieses Jahres laufende Mietvertrag ohne größere Risiken bei erwartbarer Mietpreiserhöhung für weitere zwei Jahre verlängert werden kann.

Die Kontaktdaten: Flüchtlingsrat Krefeld,  Bleichpfad 15 c, 47999 Krefeld, Rufnummer  02151/4123857

www.fluechtlinssrat-kefeld.de mail: info@fluechtlinssrat-krefeld.de

Konto: lBAil DE12 3200 0362 0403 1310 16 bei Volksbank Krefeld

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