Fischeln Baumrettung mit selbstgebautem Wassertank

Fischeln · Zwei Mal am Tag fährt der Fischelner zu einer Wiese in der Nähe seines Hauses. Er hat eine Mission: den Taschentuchbaum retten.

 Für den Transport des Wassers hat er ein eigenes System entwickelt. Die Tonne befördert er mit seinem Transporter.

Für den Transport des Wassers hat er ein eigenes System entwickelt. Die Tonne befördert er mit seinem Transporter.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Hitzewelle in den vergangenen Wochen hat nicht nur den Krefeldern zugesetzt. Auch viele Tiere und Pflanzen leiden unter dem Wassermangel, den die heißen Tage verursacht haben. Als Wolfgang Dömges (75) bei seinem täglichen Spaziergang mit dem Hund einen beinahe vertrockneten Baum bemerkt, fühlt er sich verantwortlich. „Es tat mir einfach leid, den Baum so trocken zu sehen, und ich wusste ja, ich kann etwas tun“, erzählt der Fischelner. Er greift also umgehend zum Hörer und fragt seinen Freund, der von Beruf Gärtner ist, wie man den zum Vertrocknen verurteilten Baum wieder aufpäppeln kann. „Viel Wasser“, lautet die knappe, aber treffende Antwort des Experten.

Das lässt sich der Fischelner nicht zweimal sagen. Kurzerhand bastelt er sich aus einer Regentonne ein mobiles Bewässerungsgefäß. Die umfunktionierte Tonne nimmt 210 Liter auf. Diese fährt er mit einem Kleintransporter zu seinem „Sorgenkind“, um ihm die dringend notwendige Ladung Wasser zu spenden. „Ich komme immer morgens um halb acht hier her und bin dann zum Frühstück wieder zu Hause. Abends wiederhole ich das Ganze gegen sieben. Es freut mich zu sehen, dass es dem Baum gut tut“, sagt der 75-jährige, der über einen Brunnen im Garten verfügt, aus dem er das Wasser schöpft. Erste Erfolge sind bereits sichtbar. Seit einigen Tagen trägt der junge Baum wieder grüne Blätter. Lediglich das gelb-braune Laub am Boden erinnert an die Dürreperiode.

Das Bewässerungssystem hat Wolfgang Dömges selbst entwickelt. Nachdem das erste Modell sein Auto komplett überschwemmte, optimierte er in einem zweiten Versuch seine selbstgebaute Anlage. „Als alles voller Wasser war, durfte ich mir von meiner Frau richtig was anhören. Ich habe dann beim zweiten Versuch die Tonne mit zwei Holzstützen befestigt. Jetzt kann da nichts mehr passieren“, erzählt er lachend. Gekostet hat ihn die Aktion knapp 50 Euro, der Schlauch sei dabei das Teuerste gewesen. „Das war es mir aber wert, das Ergebnis kann sich doch sehen lassen“, findet der engagierte Rentner.

Der Fischelner kümmert sich seit vier Wochen um die Bewässerung des jungen Taschentuchbaumes und das, obwohl er eigentlich wenig Ahnung von Botanik hat. „Ich habe normalerweise kein Händchen für Pflanzen. Ich wollte den Baum aber auch nicht vertrocknen lassen, also habe ich geguckt, was ich tun kann.“ 

 Wolfgang Dömges fährt jeden Tag zweimal mit 210 Litern Wasser zu einem Taschentuchbaum in Fischeln.

Wolfgang Dömges fährt jeden Tag zweimal mit 210 Litern Wasser zu einem Taschentuchbaum in Fischeln.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Von der Stadt würde sich Dömges wünschen, dass in Fischeln öfter gegossen wird. „Ich kann zwar verstehen, dass man bei dem heißen Wetter nicht in der ganzen Stadt hinterher kommt, trotzdem finde ich es schade, dass hier nie jemand gießen kommt“, sagt er. Der 75-Jährige ist froh, dass er rechtzeitig gehandelt hat, und möchte sich auch in Zukunft weiterhin um sein Sorgen-Bäumchen kümmern.

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