Naturschützer auf den Barrikaden Ärger am Landschaftsschutzgebiet

Krefeld · 40 Jahre lang hat eine mit Gehölzen bewachsene Grünfläche den Blick auf den riesigen Parkplatz des Automobil-Logistik Unternehmens Altmann verborgen. Jetzt ist gerodet worden - Anwohner und Naturschützer sind entsetzt.

 Die neue Beleuchtung des Altmann-Geländes sei viel zu hell, bemängeln Bürgerverein, lokale Politik und Anwohner.

Die neue Beleuchtung des Altmann-Geländes sei viel zu hell, bemängeln Bürgerverein, lokale Politik und Anwohner.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Das Automobil-Logistik Unternehmen ARS Altmann hat auf seinem Firmengelände in Benrad sechs Meter hohe Gehölze auf einer Fläche von rund 10.000 Quadratmetern gerodet. Entlang des rund 500 Meter langen Zauns wurde ein etwa 20 Meter breiter, im Bebauungsplan als Grünfläche ausgewiesener Streifen, freigeschlagen. Dasselbe gilt für eine weitere ehemals bewachsene Fläche, die als Querriegel zwei Parkflächen auf dem Gelände trennte.

Statt einer Hecke, die das Firmengelände in den letzten 40 Jahren verbarg, ist nun der Blick vom Landschaftsschutzgebiet frei auf den riesigen Parkplatz. Landschaftsschutzgebiet und Firmengelände grenzen direkt aneinander. Ein Grund, berichtet Ratsherr und Bezirksvertreter Heinz-Albert Schmitz (CDU), warum seinerzeit die Anlage überhaupt nur mit der Auflage genehmigt worden sei, dass entlang des Zauns eine Begrünung gepflanzt wird. Dass diese nun gerodet wurde, sei ein Unding, meint der Politik-Veteran: Er kritisiert außerdem: „Nachts ist das Gelände beleuchtet wie ein Flughafen. Man kann jetzt nach Einbruch der Dunkelheit auf dem Feldweg die Tageszeitung lesen.“

 Heinz-Albert Schmitz und Norbert Boekels fordern, dass der kürzlich gerodete Grünstreifen am Firmengelände wieder bepflanzt werden muss.

Heinz-Albert Schmitz und Norbert Boekels fordern, dass der kürzlich gerodete Grünstreifen am Firmengelände wieder bepflanzt werden muss.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Schmitz versucht seit Monaten, die Krefelder Verwaltung für das Geschehen in Benrad zu sensibilisieren. „Die Verwaltung muss sich des Themas aus (bau-) rechtlicher Perspektive annehmen und klären, ob Rodungsmaßnahmen, Zaun- und Fluchtlichtbau überhaupt rechtmäßig sind“, sagt er. Denn nach der Rodung hat das Unternehmen einen 2.50 Meter hohen Zaun errichtet und neue Flutlichtmasten aufgestellt. „Wir brauchen bei uns fast kein Licht mehr anzumachen“, erzählt Anwohner Gunther Michalak, der von seinem Haus nun den direkten Blick auf den riesigen Fuhrpark hat. Vor der Rodung habe man das Unternehmen kaum wahrgenommen. Auch lauter sei es geworden, wohl, weil das Grün als Schallschlucker weggefallen ist.

 Über die schmale Oberbenrader Straße werden täglich hunderte Fahrzeuge angeliefert beziehungsweise abtransportiert.

Über die schmale Oberbenrader Straße werden täglich hunderte Fahrzeuge angeliefert beziehungsweise abtransportiert.

Foto: Carola Puvogel

Der Naturschutzbeirat, dessen Vorsitzender Schmitz ist, fordert, dass die gerodete Fläche wieder begrünt werden muss. „Wir müssen täglich die Fragen der Anwohner beantworten, die nicht verstehen können, warum die Verwaltung nichts unternimmt“, sagt Schmitz. „Das Landschaftsbild ist nachhaltig geschädigt.“

Auf Anfrage unserer Redaktion ließ die Verwaltung mitteilen, dass die erfolgte Rodung keine Ordnungswidrigkeit darstelle. Die Begründung, warum das so sei, verbirgt die Rechtsabteilung in einem zwei Seiten langen Antwortschreiben an Heinz-Albert Schmitz, das für Nicht-Juristen völlig unverständlich ist. Wohl aber sei der Zaun mit seinen 2,50 Metern genehmigungspflichtig, maximal zwei Meter sind erlaubt. „Eine Baugenehmigung liegt nach Kenntnis des Fachbereichs Bauaufsicht nicht vor. Der Fachbereich Bauaufsicht prüft derzeit den Sachverhalt und hat den Eigentümer aufgefordert, sich zum Sachverhalt zu äußern“, schreibt ein Stadtsprecher. Die Lichtmasten wiederum seien in ihrer Höhe von 9.70 Metern genehmigungsfrei. „Die Genehmigungsfreiheit entbindet nicht von der Verpflichtung zur Einhaltung der Anforderungen, die in der Landesbauerdung NRW, in Vorschriften aufgrund dieses Gesetzes oder in anderen öffentlich-rechtlichen Vorschriften gestellt werden“, schreibt ein Stadtsprecher. Ob die Verwaltung nun ihrerseits prüfen will, ob die nächtliche Ausleuchtung der Umgebung rechtens ist, lässt die Stadt offen. Eine Anfrage unserer Redaktion an die Firma Altmann blieb ohne jede Reaktion.

Benrads Bürgervereinsvorsitzender Norbert Boekels kritisiert zudem die verkehrliche Situation. Denn täglich werden über die schmale Oberbenrader Straße hunderte Fahrzeuge angeliefert und abgeholt. Weil es, laut Boekels, auf dem Altmann-Gelände nicht genügend Lkw-Warteflächen gibt, werde dafür der öffentliche Straßenraum genutzt. „Die Anwohner sind sauer, vor dem Firmengelände ist oft überhaupt kein Durchkommen mehr.“

Heinz-Albert Schmitz schlägt einen runden Tisch mit allen Beteiligten vor: der dem Stadt, Bürgerverein, dem Unternehmen Altmann sowie den Naturschützern. Dann müsse auch endlich das Thema zur Sprache kommen, dass die Züge, mit denen Fahrzeuge angeliefert werden, oft wegen Überlänge den Bahnübergang an der Forstwaldstraße für einen langen Zeitraum blockieren.

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