Krefeld Deutschlands schnellster Feuerwehrmann

Krefeld · Currentas Werkfeuerwehrmann Ralf Sikorra wurde bei der internationalen „FireFit Challenge“ in Kanada als bester deutscher Teilnehmer Vierter. An solchen Sportwettkämpfen nimmt er seit sieben Jahren regelmäßig teil.

 Nur noch wenige Sekunden trennen Ralf Sikorra vom Ziel. Als vorletzte Station der Challenge muss er einen unter Wasserdruck stehenden Schlauch 30 Meter weit tragen, um am Ende ein Ziel zu treffen.

Nur noch wenige Sekunden trennen Ralf Sikorra vom Ziel. Als vorletzte Station der Challenge muss er einen unter Wasserdruck stehenden Schlauch 30 Meter weit tragen, um am Ende ein Ziel zu treffen.

Foto: Currenta

Deutschlands bester Feuerwehrmann ist Krefelder. Er heißt Ralf Sikorra, ist am gestrigen Mittwoch 52 Jahre alt geworden und arbeitet bei der Werkfeuerwehr des Unternehmens Currenta im Uerdinger Chempark. Was ihn zum Besten seiner Zunft macht? Ein Wettbewerb. Der nennt sich FireFit-Challenge und wurde jetzt im kanadischen Calgary ausgetragen, jenem Ort, der im Jahr 1988 Gastgeber der Olympischen Winterspiele war, bei denen seinerzeit zum ersten Mal ein Bob aus Jamaika an den Start ging und der 2026 erneut Austragungsort werden möchte.

Die FireFit-Challenge in Kanada gilt als einer der härtesten Sportwettkämpfe für Berufsfeuerwehrleute überhaupt und verlangt trainierten Feuerwehrmännern alles ab. In voller Ausrüstung, was ungefähr 30 Kilogramm Zusatzgewicht bedeutet, muss ein 20 Kilogramm schweres Schlauchpaket zunächst einen Turm über drei Etagen hochgetragen werden. Oben angekommen, ziehen sie ein weiteres ebenso schweres Schlauchpaket hoch. Danach geht es die Treppe wieder runter. Aus Sicherheitsgründen muss jede Stufe einzeln genommen werden und die ganze Zeit eine Hand am Geländer sein. Unten angekommen, schnappt sich der Feuerwehrmann einen circa fünf Kilogramm schweren Hammer und muss damit ein 75 Kilogramm schweres Gewicht 1,50 Meter nach hinten schlagen. Ist das geschafft, rennt er 30 Meter Slalom zu einem mit Wasser gefüllten Schlauch, der wieder die 30 Meter zurückgezogen werden muss, um dann mit dem Wasserstrahl ein Ziel zu treffen. Die letzte Herausforderung ist eine 80 Kilogramm schwere Puppe, die 30 Meter rückwärts laufend ins Ziel gezogen wird. 1.39 Minuten benötigte Ralf Sikorra dafür, die neue persönliche Bestzeit bedeutet für ihn Platz vier in der Gesamtwertung als bester Deutscher.

„Als ich vor sieben Jahren mit dem Sport angefangen habe, hätte ich nie gedacht, einmal so eine Zeit zu erreichen“, sagt Sikorra und schildert die Anfänge seiner sportlichen Karriere. „Nachdem ich geheiratet und ein Haus gebaut hatte, habe ich nur noch wenig Sport in meiner Freizeit gemacht. Irgendwann habe ich an mir runtergeschaut und festgestellt, dass ich nicht mehr so fit bin wie früher. An meine alten Leistungen im Boxen und Laufen konnte ich nicht mehr anknüpfen, deshalb habe ich was Neues gesucht. Durch die Verbindung zum Feuerwehrberuf bin ich auf die Treppenläufe gestoßen und darüber dann auf die Challenge gekommen. Jetzt verbinde ich den Sport mit meinem Beruf und bin viel fitter als vorher.“

 Konzentriert und angestrengt ziehen Ralf Sikorra (links) und sein Gegner das 20 Kilogramm schwere Schlauchpaket drei Etagen nach oben.

Konzentriert und angestrengt ziehen Ralf Sikorra (links) und sein Gegner das 20 Kilogramm schwere Schlauchpaket drei Etagen nach oben.

Foto: Currenta

Die „FireFit Challenge“ ist nicht der einzige Wettkampf, an dem Sikorra sich beteiligt. Regelmäßig trifft man ihn bei Wettkämpfen in ganz Deutschland und auf Europa- oder Weltmeisterschaften. „Ich bin verheiratet und habe keine Kinder, also mächtig Zeit für Sport. Außerdem reise ich sehr gerne. Meine Reiselust kann ich perfekt mit dem Sport verbinden. Fast alle meine Urlaubstage verbringe ich rund um Sportevents.“ Anfang Mai reiste er für den Stairrun (Treppenlauf) nach Berlin. Beim Stairrun rennen die Teilnehmer in voller Ausrüstung und mit angeschlossenem Atemschutzgerät vom Startpunkt circa 400 Meter bis zu einem Hoteltreppenhaus und dort 770 Stufen, das entspricht 39 Etagen, nach oben. Angetreten wird in Zweierteams – wichtig: Die Teamkollegen müssen gemeinsam oben ankommen. Dieses Jahr belegten Sikorra und seine Teamkollege den ersten Platz in ihrer Altersklasse.

Seit 25 Jahren brennt sein Herz für seinen Beruf: Ausgebildet wurde er im Chempark Krefeld-Uerdingen und blieb dort über 22 Jahre, seit zweieinhalb Jahren ist er Wachabteilungsleiter am Chempark-Standort in Leverkusen. In seiner Freizeit unterstützt er zusätzlich die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Neuss. 1983 hat der damals 17-Jährige in Krefeld eine Ausbildung zum Schlosser gemacht. Als dann zehn Jahre später eine Stelle zum Werkfeuerwehrmann im Chemiepark ausgeschrieben war, bewarb er sich.

 Ralf Sikorra beobachtet die Leistungen und Zeiten der anderen Wettkampfteilnehmer.

Ralf Sikorra beobachtet die Leistungen und Zeiten der anderen Wettkampfteilnehmer.

Foto: Currenta

Um sich auf die Wettkämpfe vorzubereiten, macht Sikorra mindestens drei Mal pro Woche Cross Fit. Dabei wird vor allem die Kraftausdauer trainiert. „Das hilft enorm, gerade bei der Challenge. So kann ich gegen Ende des Wettkampfes nochmal Gas geben statt müde zu werden.“ Mit seiner Frau versucht der 52-Jährige trotz seines Berufes und seiner Leidenschaft für den Sport so viel Zeit wie möglich zu verbringen. Sie begleitet ihren Mann zu jedem Wettkampf, egal wo auf der Welt. „Sie ist mein treuester Fan“, sagt er.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort