Krefeld Krefeld etabliert sich als Bauhaus-Metropole

Krefeld · 20.000 Besucher in den Museen Esters und Lange, 5000 im „Krefeld Pavillon“. Der Zuspruch ist enorm. Viele Angebote zum Bauhaus-Jubiläum sind ausgebucht. Stadt und Initiativen ziehen zufrieden Halbjahres-Bilanz.

 Im Kino Primus-Palast: (v.l.) OB und Kulturdezernent Frank Meyer, Christiane Lange, Claire Neidhardt (Stadtmarketin) und Filmemacher Michael Jacobi.

Im Kino Primus-Palast: (v.l.) OB und Kulturdezernent Frank Meyer, Christiane Lange, Claire Neidhardt (Stadtmarketin) und Filmemacher Michael Jacobi.

Foto: Fabian Kamp

Krefeld ist besonders: „Es ist der einzige belegte Fall, wo eine ganze Branche sich dem Bauhaus zugewandt hat.“ Das sagt Christiane Lange, Vorsitzende des Projekts MIK (Mies in Krefeld) über die Textilindustrie in einem Dokumentarfilm, der ab sofort über den Youtube-Kanal der Stadt zu sehen ist. Zur Halbzeit des Bauhaus-Jubiläumsjahres hat der Filmemacher Michael Jacobi den 25-minütigen Film „Bauhaus 100 in Krefeld“ vorgelegt. Es ist nicht das einzige publikumsträchtige Ergebnis in einem erfolgreichen Jahr. Der Düsseldorfer Künstler Thomas Schütte, der den „Krefeld Pavillon“ im Kaiserpark, einen Steinwurf entfernt von den Museumsvillen Haus Esters und Haus Lange, entworfen hat, gibt eine Sonderedition heraus. In einer Auflage von 100 Stück ist der Rundpavillon aus Papier als Pop-Up nachgebildet. Am Freitag zogen die Organisatoren der Jubiläumsaktionen Zwischenbilanz – und waren hochzufrieden.

„Die Pop-Up-Edition ist bei Kennern sehr begehrt“, sagt Lange. Sie freut sich, dass der Erlös ihrem Verein zugute kommt. Der Pavillon ist ein MIK-Projekt – und ein Erfolg. 5000 Besucher haben sich seit der Eröffnung am 7. April die Ausstellung angesehen: Auf 200 Quadratmetern zeigt der Verein im Pavillon in Fotos und Filmen die unterschiedlichen Kapitel der Geschichte „Bauhaus und Seidenindustrie“. „Nach dem großen Ansturm in den ersten drei Wochen haben sich die Besucherzahlen auf etwa 1400 im Monat eingependelt, nur an den extrem heißen Tagen Ende Juni war ein vorübergehender Rückgang zu spüren“,  sagt sie.

Auch in den Museen Haus Esters und Haus Lange, die nach umfangreicher Renovierung am 17. März wieder eröffnet worden waren, sind bis Ende Juni bereits mehr als 20.000 Besucher gezählt worden, im letzten kompletten Ausstellungsjahr vor der Schließung waren es 26.000, berichtet Oberbürgermeister Frank Meyer in seiner Funktion als Kulturdezernent. Das Interesse steige nicht nur in Krefeld, sondern auch außer-
halb. Ein Highlight sei der Besuch des Bundespräsidenten im Frühjahr gewesen. „Das hat uns bundesweit die Schlagzeile ,Bundespräsident besucht Bauhaus-Metropole Krefeld’ gebracht“, sagt Meyer und betont die Besonderheit des Ereignisses: „Zuletzt war ein Bundespräsident vor mehr als 30 Jahren hier, als auch US-Präsident George Bush zum 300. Jahrestag der Auswanderung gekommen war.“ Die intensive Zusammenarbeit der städtischen Institute, der freien Szene und der privaten Initiativen zum Bauhaus-Jahr sei einzigartig und mache ihm Mut für die 650-Jahr-Feier Krefelds 2023. „Es ist ein Krefeld-Spirit entstanden“, erklärt Meyer. Allein die emotionalen Reaktionen auf das Triadische Ballett hätten ihm gezeigt: „Es macht etwas, zumindest mit Teilen dieser Stadt“.

Denn nicht nur die Krefelder und Leute aus der Region nehmen das vielfältige Programmangebot wahr, hat Claire Neidhardt vom Stadtmarketing erfahren: „Im ersten Quartal gab es viele Anfragen von Institutionen, die eine Exkursion nach Krefeld planten. Im zweiten Quartal haben offensichtlich viele Krefelder Gäste eingeladen, um sich Krefeld und das Programm anzusehen. Bei Formaten wie dem „Krefelder Treppenwitz“ haben wir Zuschauer erlebt, die wir sonst bei solchen Angeboten nicht sehen.“ Oft seien die Termine „ausgeschöpft“ und Zusatztermine notwendig.

Die Nachfrage hat den Bedarf gezeigt, deshalb wird es ab 28. August, fünf Mal, jeweils an einem Donnerstag, Führungen mit den Autoren des umfangreichen Forschungsbands „Bauhaus und Textilindustrie“ in der gleichnamigen Ausstellung im Pavillon geben. Zwei Tagungen sind geplant, eine interaktive mit Designstudenten der Hochschule Niederrhein (HN) und eine mit der Villa Merländer zu den jüdischen Teilnehmern der Seiden-Community. Die HN, das Deutsche Textilmuseum und die Kunstmuseen werden neue Ausstellungen eröffnen, und viele Reihen, wie die Lesungen, weiterlaufen. „Schön wäre es, wenn Schulen stärker teilnehmen würden“, sagt Meyer. „Denn diese Dinge kann man nur in diesem Jahr erleben.“

Übrigens: Thomas Schütte hat in seinen großen Ausstellungen, zurzeit im Kunsthaus Bregenz, immer auch ein Modell des Krefeld-Pavillons mit. „Er trägt Krefeld in die Welt“, sagt Christiane Lange.

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