Training mit Elektroden in Krefeld Sportler unter Strom - EMS-Training fürs Büro
Krefeld · Beim EMS-Fitnesssport werden Muskeln elektrisch stimuliert. In Krefeld bietet nun das erste Studio Haus- und Firmenbesuche an.
Sandra Trilling-Wehr sprüht die Elektroden mit Wasser ein, dann jagt sie dem jungen Mann den Strom durch den Körper. 20 Minuten dauert das Programm. Kniebeugen, Standwaage, Unterarmstützen, Treppensteigen und alle vier Sekunden wieder ein Stromstoß. Etwa 30 Milliampere, die über einen Ganzkörperanzug in hunderte Muskelfasern fließen. Es sind nur einfache Übungen, die der Mann vorführt, aber sie sollen wirken. Das Ziel: Ein straffer, fitter Körper und das mit nur einem 20-Minuten-Programm pro Woche, zumindest wenn man Trainern und Experten glaubt. Elektrische Muskelstimulation, kurz EMS, so heißt die Methode, soll funktionieren, weil die Muskeln während der Übungen unter Strom stehen – schwachem Strom natürlich.
Im Mies van der Rohe Business Park bietet Sandra Trilling-Wehr seit zwei Jahren EMS-Training an. Es eignet sich zum Abnehmen und Muskelaufbau, weniger zum Bodybuildung. Neben ihrem Studio, dem „Mobifitness“, gibt es in Krefeld viele weitere, die den Elektroden-Sport anbieten. Die 43-Jährige ist aber nach eigenen Angaben die einzige, die auch Hausbesuche macht, raus zu Unternehmen fährt und ihre Kunden unter freiem Himmel trainieren lässt. „Als ich 2017 hier anfing, habe ich zuerst nur das mobile Training angeboten, weil meiner kleine Tochter zu Hause war. So konnte ich mir die Zeit viel freier einteilen“, sagt sie. Im vergangenen November hat sie sich dann doch entschieden, ein Studio zu eröffnen, das sie allein betreibt. „Mit der Kinderversorgung klappt das“.
Ecksofa, Parkettboden, unverputzte Steinwände, es sieht bei Mobifitness nicht unbedingt aus wie in einem Sportstudio. „Ich will, dass sich die Leute bei mir wohlfühlen. Wie in ihrem eigenen Wohnzimmer,“ sagt Trilling-Wehr. Wer trainieren will, muss nichts mitbringen, Anzüge, Kleidung und Handtücher gibt es hier. „Obwohl ich jetzt das Studio habe, bleibt das mobile Training ein wichtiger Fokus“, sagt sie. Dazu packt sie ihr EMS-Gerät und bis zu sechs Anzüge in einen Koffer und besucht die Kunden zu Hause, im Büro oder fährt mit ihnen raus in die Natur. Das Training ist für alle Altersgruppen geeignet. Trilling-Wehrs älteste Kundin ist 73 Jahre alt.
Auch sie selbst kam erst spät zum Sport. „Das war nicht immer meine Erfüllung“, sagt Trilling-Wehr. Als die gelernte Zahnarzthelferin vor einigen Jahren über starke Rückenschmerzen klagte, hat sie die Themen Sport und Fitness für sich entdeckt. Und irgendwie, so sagt sie, habe sich dann ein beruflicher Neustart richtig angefühlt. In Düsseldorf absolvierte Trilling Wehr ein Fernstudium zum Diplom-Sport- und Fitnesstrainer, es folgte eine Fortbildung zur zertifizierten EMS-Trainerin. Heute ist sie froh, den Schritt gewagt zu haben. „Es gibt keinen schnelleren Weg, fit zu werden“, sagt sie.
Und was ist mit den Risiken des Trainings? Unumstritten ist das EMS-Programm nicht. Im Netz klagen immer wieder Sportler aus ganz Deutschland über Kreislaufbeschwerden und Schmerzen nach dem Training. Trilling-Wehr: „Man muss darauf achten, die Muskeln nicht zu sehr zu belasten. Ein bis höchstens zwei mal pro Woche, öfter darf man nicht mit EMS trainieren.“ Zudem würden viele Anbieter den Strom viel zu stark einstellen. Wichtig sei auch, dass niemand die Elektroden an seinen Körper lasse, der Probleme mit Herz oder Kreislauf hat. „Wer das beachtet, kann unbesorgt mit EMS trainieren.“