Kommentar: Grotenburg im Rat Tiefpunkt der Krefelder Kommunalpolitik

Meinung | Krefeld · In der jüngsten Ratssitzung stand die Grotenburg auf dem Plan. Doch eigentlich blieb das Thema geheime Kommandosache für Hinterzimmer.

 Jens Voß.

Jens Voß.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die jüngste Ratssitzung war ein Tiefpunkt Krefelder Kommunalpolitik. Rund um die Grotenburg gab es einen Schaukampf um die Frage, wie es nach dem Förder-Aus und dem Abstieg des KFC Uerdingen in die Fünfte Liga mit der Sanierung weitergeht (wir berichteten).

Die CDU wollte erkennbar den Oberbürgermeister grillen – das ist nun schiefgegangen.  Denn es stellte sich heraus, dass sowohl die Christdemokraten als auch – davon muss man ausgehen – SPD und Grüne, wohl auch die FDP, längst wussten, wo die Reise hingeht: in Richtung  Sanierung strecken – aus dem naheliegenden Gedanken, dass es Unsinn ist, jetzt Drittligatauglichkeit herzustellen.  So stritt man leidenschaftlich über Scheinpositionen. Um nichts also.

Daran ist die Verwaltung nicht unschuldig. Warum werden wesentliche Planänderungen bei der Sanierung nicht offen kommuniziert? Warum ist die Grotenburg geheime Kommandosache für Hinterzimmer? Warum war die neue Marschrichtung nicht offen bereits am Mittwoch Thema im Rat – gesetzt von der Verwaltung und nicht von der CDU?  Dies vor Augen, steckt auch in dem CDU-Antrag eine Walnuss voller Wahrheit: Die Grotenburg hätte längst öffentliches Thema sein können, und zwar am Tag nach der Bekanntgabe, dass es keine Förderung geben wird.

Transparenz ist der bessere Weg, der Weg der Augenhöhe, der Konsens dramatisch vereinfacht und Winkelzüge von vornherein unmöglich macht. Meyer, der die CDU-Attacke glänzend pariert hat, muss sich fragen lassen, ob er nicht Sachwalter auch der Öffentlichkeit ist. Transparenz im Rat ist Pflicht, keine Option.

Vielleicht ist die Verwaltung sich ein bisschen zu sicher, dass sie aus dem Rat kaum Querschüsse zu erwarten hat. SPD und Grüne sind gegenüber Meyer und Schön in einer Weise handzahm, die bedenklich ist. Der Rat soll die Verwaltung kontrollieren; Fraktionen sind nicht der verlängerte Arm der Verwaltungsspitze, auch wenn man der gleichen Partei angehört.  Klar, es ist strategisch sinnvoll, nicht den eigenen Oberbürgermeister zu demontieren. Etwas mehr Druck, öffentlich in die Offensive zu gehen und voranzugehen, hätte auch der SPD-Fraktion gut angestanden. Kann man ja auch intern und geräuschlos  ausüben.

Jetzt will die Verwaltung in der Arbeitsgruppe Grotenburg  über ihre Pläne informieren. Das ist nach der jüngsten Vorstellung im Rat der falsche Weg. Es gibt schon eine Arbeitsgruppe Grotenburg: den Rat selbst. Dort gehört  das Thema diskutiert. Der Umweg über die AG kostet nur unnötig Zeit und unnötig Geld. Denn mit jedem Tag Verzögerung wird die Sanierung teurer.

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