Krefelder Sportlegende Das Vermächtnis von „Jupp“ Kompalla

Krefeld · Die Stadt Krefeld darf sich über eine Schenkung von Devotionalien der Krefelder Sportlegende freuen. Lange Jahre war Josef Kompalla als Eishockey-Schiedsrichter international tätig. Zuvor hatte er selbst als Spieler auf dem Eis gestanden.

 Nicht immer ist ein Schiedsrichter beliebt. So sangen die Düsseldorfer Fans: „Oh, mir tun die Augen weh, wenn ich den Kompalla seh“.

Nicht immer ist ein Schiedsrichter beliebt. So sangen die Düsseldorfer Fans: „Oh, mir tun die Augen weh, wenn ich den Kompalla seh“.

Foto: RP

(RP) Der international bekannte Krefelder Eishockey-Schiedsrichter und ehemalige Eishockey-Spieler Josef (Jupp) Kompalla (86) übergibt der Stadt Krefeld seine bedeutende Sammlung zur Geschichte des Eishockeys. Im Rathaus hat er jetzt bei einem Treffen mit Christoph Moß, stellvertretender Leiter des Stadtarchivs, einen entsprechenden Schenkungsvertrag unterzeichnet. Begleitet wurde Josef Kompalla vom Historiker Cedric Bolz vom Douglas College in Vancouver.

 Christoph Moß (Stadtarchiv), Josef Kompalla und Cedric Bolz (Douglas College, v. l.) bei der Vertragsunterzeichnung im Rathaus.

Christoph Moß (Stadtarchiv), Josef Kompalla und Cedric Bolz (Douglas College, v. l.) bei der Vertragsunterzeichnung im Rathaus.

Foto: Stadt Krefeld/Andeas Bischof

Im Verlaufe seiner Karriere als Eishockeyspieler und bei seiner späteren Tätigkeit als Schiedsrichter hat der als „Jupp“ bekannte Kompalla zahlreiche Devotionalien gesammelt und aufbewahrt. Unter anderem gehört zu seiner Sammlung ein Eishockeyschläger der kanadischen Eishockeylegende Wayne Gretzky.

 Jupp Kompalla war Schiedsrichter bei bedeutenden Spielen. Hier hilft er der Füssener Torwartlegende „Toni“ Kehle auf die Beine.

Jupp Kompalla war Schiedsrichter bei bedeutenden Spielen. Hier hilft er der Füssener Torwartlegende „Toni“ Kehle auf die Beine.

Foto: RP

Indem Kompalla nun dieses Konvolut an die Stadt übergibt, will der gebürtige Oberschlesier auch seine Verbundenheit zur Stadt Krefeld zum Ausdruck bringen, die ihm liebgewonnene Heimat geworden ist. „Seit 60 Jahren wohne ich gerne in dieser Stadt, habe für die Stadt gearbeitet, habe hier viele Bekanntschaften. Ich will den Krefeldern etwas zurückgeben,“ sagte Kompalla bei der Vertragsunterzeichnung. Oberbürgermeister Frank Meyer hatte zuvor mit ihm im Austausch gestanden und für die dauernde Aufbewahrung des Materials in der Stadt Krefeld geworben.

Christoph Moß, stellvertretender Leiter des Stadtarchivs, freut sich über den bedeutenden Nachlass. „Josef Kompalla ist eine wichtige Person der Krefelder Sportgeschichte, er hat als Schiedsrichter einige der bedeutendsten Spiele der Eishockeygeschichte geleitet. Seine Sammlung ist beeindruckend und unbedingt für die Nachwelt zu erhalten. Wir übernehmen mit dem Museum Burg Linn diesen Nachlass, um ihn für die Zukunft zu sichern.“

Ein kleiner Ausschnitt von Kompallas Sammlung war bereits bei der Ausstellung zur Krefelder Sportgeschichte im Museum Burg Linn zu sehen. Weitere Exponate wird Kompalla in den kommenden Jahren sukzessive dem Stadtarchiv übergeben. Dazu zählen auch viele Plakate von Eishockey-Großereignissen.

Josef Kompalla ist Mitglied der IIHF Hockey-Hall-of-Fame (HHOF) in Toronto, der deutschen Eishockey-Hall-of-Fame und Bundesverdienstkreuzträger. Im Munzinger Personenarchiv steht über den Krefelder Sportsmann, er habe als der „beste und bekannteste deutsche Eishockey-Schiedsrichter“ gegolten. Man übertreibt also nicht, wenn man ihn als eine Legende des Eishockeysports bezeichnet, in deren Lebensgeschichte sich West und Ost immer wieder begegnen.

Geboren wurde „Jupp“ Kompalla 1936 im heute polnischen Kattowitz. Schon dort war er als Eishockeyspieler aktiv, wurde unter anderem mit Gornik Katowice polnischer Meister, lief zweimal für die polnische Nationalmannschaft auf. 1958 siedelte seine Familie in den Westen über, Josef Kompalla kam nach Krefeld. Dort griff er schnell wieder zum Schläger, lief 158 Mal für Preussen Krefeld auf, spielte auch zweimal für die deutsche B-Nationalmannschaft. Aus seiner Zeit bei Preussen Krefeld, damals der Stadtrivale des KEV und lange Zeit gemeinsam mit dem KEV Erstligist, besitzt Josef Kompalla noch ein Trikot; „sogar mit Blutspuren drauf“, wie er schmunzelnd mitteilt.

Nachdem die aktive Hockeykarriere endete, hätte Kompalla dem Eishockey den Rücken zukehren können. Der damalige NRW-Eishockeyschiedsrichter-Obmann war es jedoch, der ihn für einen Schiedsrichter-Lehrgang begeisterte. 1969 wurde Josef Kompalla Schiedsrichter im Deutschen Eishockey Bund. Er arbeitete dann für die Stadt Krefeld, gab unter anderem Schlittschuhlauf-Unterricht. Durch flexible Lösungen wurde es ihm immer wieder möglich, seiner Leidenschaft als Schiedsrichter nachzugehen. Er leitete bis 1992 über 2.000 Erstligapartien und 157 Länderspiele. Kompalla war unter anderem bei den Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck, 1980 in Lake Placid und 1984 in Sarajevo als Schiedsrichter im Einsatz, bei weiteren Olympischen Spielen danach als Chefbeobachter. Von 1972 bis 1986 war er bei 13 Weltmeisterschaften als Schiedsrichter tätig. 1992, beim Deutschland-Cup, beendete er seine Laufbahn als Schiedsrichter.

Eine „innige Verbindung“ bestand dabei stets zu den Fans der DEG aus Düsseldorf. Von dort ist ein Gesang übermittelt, der Kompalla heute noch schmunzeln lässt: „Oh, mir tun die Augen weh, wenn ich den Kompalla seh.“

Als Höhepunkt seiner Karriere gilt die Leitung des Entscheidungsspiels der Summit-Series 1972 zwischen der UdSSR und Kanada. Der Historiker Cedric Bolz aus Kanada hat einen Aufsatz darüber geschrieben, Die Summit-Series jährt sich in diesem Jahr zum 50. Mal und hat vor dem Hintergrund des Aufeinandertreffens von Ost und West auch gegenwärtig eine besondere Bedeutung. „Diese Spiele sind vergleichbar mit dem, was für uns in Deutschland das ,Wunder von Bern‘ war“, sagt Bolz, der in Essen geboren wurde und dessen Stiefvater für den KEV Eishockey spielte.

Die Begegnungen der Summit-Series 1972 waren der erste Wettbewerb zwischen professionellen kanadischen und sowjetischen Eishockeyspielern mit insgesamt acht Spielen, vier in Kanada und vier in den USA. Vor dem achten von Kompalla geleiteten Aufeinandertreffen in Moskau hatten beide Mannschaften jeweils dreimal gewonnen, eine Partie ging Unentschieden aus, die Sowjetunion hatte aber ein Tor mehr erzielt, sodass Kanada die letzte Partie am 28. September 1972 im Luzhniki-Sportpalast zu Moskau gewinnen musste. Nach dem zweiten Drittel führten die Russen mit 5:3, im dritten Drittel gelang den Kanadiern zunächst der Anschluss-, dann der Ausgleichstreffer und schließlich 34 Sekunden vor Ende der Siegtreffer. In der Schlussrechnung erreichte Kanada damit den Sieg.

Eine Vielzahl von Medien in Kanada befasst sich anlässlich des 50. Jahrestages in den kommenden Monaten mit dieser sportlichen Auseinandersetzung. Cedric Bolz hat sich darüber mit Josef Kompalla intensiv ausgetauscht. Hintergrund ist, dass die Kanadier Kompalla stets nachgesagt hatten, parteiisch für die Sowjetunion gepfiffen zu haben. Durch seinen Aufsatz, der als Teil eines Sammelbandes erscheinen soll, versucht Bolz dieses schiefe Bild zu korrigieren. Kompalla betont, dass er stets auf Grundlage seiner Wahrnehmung gepfiffen habe. Bei groben Fouls habe er Härte gezeigt. Ansonsten galt und gilt: „Leben und leben lassen.“

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