Literatur aus Krefeld Hülser schreibt über Absturz in den Alpen

Krefeld · Von Liebe, Bergen und Dramen erzählt Hans-Martin Große-Oetringhaus in seinem Büchlein über die Anfänge der Bremer Sektion des Deutschen Alpenvereins. Es ist die Geschichte von Max Schaeffer, der in den Bergen vor 120 Jahren ums Leben kam.

 Von Liebe, Bergen und Dramen ist ein „dokumentarischer Alpenroman“ von Hans-Martin Große Oetringhaus. Er erzählt von dramatischen Ereignissen im Jahr 1900.

Von Liebe, Bergen und Dramen ist ein „dokumentarischer Alpenroman“ von Hans-Martin Große Oetringhaus. Er erzählt von dramatischen Ereignissen im Jahr 1900.

Foto: Petra Diederichs/Petra diederichs

Netto nicht mal 70 Seiten. Und das nennt Hans-Martin Große-Oetringhaus einen Roman. Einen dokumentarischen Roman. Klingt vermessen. Ziemlich hochgegriffen. Immerhin geht es um Gipfel und Pioniere, um ein Lebenswerk, große Träume und um den Tod. Viel Stoff, dicht verpackt.

Wer sich auf „Von Liebe, Bergen und Dramen“ einlässt, pfeift eh bald auf Gattungsbezeichnungen. In der kleinen Form gelingt dem in Hüls lebenden Autor ein  Stück Zeitkolorit, das von einem tiefen Heimatgefühl beseelt ist, ohne zu tümeln. Und das macht das Büchlein auch für Leser interessant, die nicht Mitglied im Krefelder Alpenverein sind. Denn auf diese Leserschaft, hat der Autor eingeräumt, spekuliert er.

Das Büchlein, das sich in einem Rutsch durchlesen lässt, war eine Auftragsarbeit. Zum 150-jährigen Bestehen des Deutschen Alpenvereins 2019 trug man dem Schriftsteller die Bitte an, alte Dokumente einer 90-Jährigen zu sichten, die bei der Jubelfeier geehrt werden sollte. Die Papier waren in Sütterlin geschrieben  –  somit unlesbar für die meisten.

Nicht für Große-Oetringhaus, wie man wusste. Der 71-Jährige  ist ausgebildeter Pädagoge, kennt sich mit alten Schriften aus und hat mehr als 50 Bücher geschrieben – viele über das Leben von Kindern in der Dritten Welt. Die nennt er dokumentarische Romane. Er sagte den Alpinisten Hilfe zu und fing literarisches Feuer: Er stieß auf Briefe der Witwe von Max Schaeffers, Großvater jener 90-Jährigen, Gründungsvater der Bremer Sektion im Deutschen Alpenverein. Die Briefe erzählten von der verzweifelten Suche nach dem  Mann und von dessen Schicksal: Am 5. September 1900 ist seine Leiche in einer Gletscherspalte des Olpererferners in den Stubaier Alpen gefunden worden. Mit ihm wurde sein Bergführer geborgen und ein kleines ledergebundenes Notizbuch, in dem er seine letzten Stunden festgehalten hatte.

Große-Oetringhaus trifft den Ton jenes Arztes, der als Bayer in Bremen von Sehnsucht nach den Bergen getrieben wird, eines Mannes, bei dem „sich die Füße anstrengen müssen, mit den vorauseilenden Gedanken und Gefühlen Schritt zu halten“. Auch wer keine alpinen Ambitionen hat, lässt sich mitreißen von der Faszination Schaeffers, der einer behäbigen guten Gesellschaft von 1890 klar macht, dass Bremen eine eigene Hütte in den Alpen haben muss. Bei der Einweihung ist er beruflich verhindert. Sein erster Aufstieg endet tödlich. Ein Leben, wie gemacht für einen Roman.

Hans-Martin Große-Oetringhaus, Von Liebe, Bergen und Dramen, im Iatros Verlag, ISBN 978-3-86963-625-2
Preis 14 Euro.

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