Messer-Attacke von Dresden Mord an Krefelder aus Hass auf Homosexuelle?
Krefeld / Dresden · Der tödliche Angriff auf zwei Touristen in Dresden, bei dem ein Krefelder getötet wurde, erfolgte womöglich aus Hass auf Homosexuelle. Die Ermittler gehen davon aus, dass die beiden Opfer dem mutmaßlichen Täter als Paar erschienen.
Nach Informationen des „Spiegel“ hat der syrische Islamist, der als mutmaßlicher Mörder eines Krefelders in Dresden gilt, seine Opfer nicht zufällig ausgesucht. Demnach verlautet aus sächsischen Sicherheitskreisen, dass die beiden 53 und 55 Jahre alten Touristen dem Täter als Paar erschienen waren. Es wäre der erste Mordanschlag auf Homosexuelle in Deutschland durch einen islamistischen Gewalttäter.
Der mutmaßliche Täter soll sich laut „Spiegel“ in einem Chat mit einem Islamisten schon früher damit gebrüstet haben, einen Homosexuellen angegriffen zu haben. Das Online-Portal „Queer.de“ veröffentlicht zu dem Mord eine (anonymisierte) Todesanzeige, die die persönliche Tragödie dieses Falles sichtbar macht: „Für unseren brutal aus dem Leben gerissenen geliebten Lebenspartner, Sohn, Bruder, Onkel und Freund“, heißt es darin.
Mittlerweile werden immer mehr Details über die Tat und das Leben des mutmaßlichen Täters bekannt. Der heute 20-jährige Syrer kam 2015 als minderjähriger Flüchtling nach Deutschland; nach einem FAZ-Bericht stellte er 2016 einen Asylantrag, erhielt den Status als Kriegsflüchtling und wurde hier seitdem geduldet. Er wurde in Deutschland schnell straffällig und saß mehr als drei Jahre im Gefängnis. Laut FAZ bekannte er sich spätestens seit dem Frühsommer 2017 zum IS. Mehrfach hatte er sich in Chats dazu bekannt, für den IS töten und einen Anschlag auf Deutsche verüben zu wollen. Aus Material, das im Handy des Mannes und in sozialen Netzwerken ausgewertet wurde, geht nach Überzeugung der Ermittler hervor, dass der Syrer Anschäge in Dresden geplant hatte. „Er galt“, resümiert der Spiegel, „als einer der gefährlichsten Männer im Freistaat.“
Der Syrer war am 29. September aus dem Gefängnis entlassen worden und stand unter Führungsaufsicht und unter Beobachtung der Polizei. Die Behörden wollten herausfinden, ob er Kontakt zu anderen Islamisten aufnahm. Auch am Tag der Tat, am 6. Oktober, wurde er teilweise beschattet, berichtet der Spiegel. Tatwaffe war ein Küchenmesser, das er gar nicht hätte besitzen dürfen. Denn zu den Führungsauflagen gehörte laut FAZ auch das Verbot, Waffen und Messer zu besitzen oder bei sich zu tragen. Allerdings hätten die Behörden dem Mann dieses Messer nicht wegnehmen dürfen. Führungsaufsicht sei kein repressives Mittel, sondern diene dazu, einen Täter in die Gesellschaft zu integrieren; die Behörden hätten lediglich einen Strafantrag wegen Verstoßes gegen die Führungsaufsicht stellen können.
Die deutschen Behörden wollten ihn loswerden; laut Spiegel wurde erwogen, ihn mit einem Visum in die Türkei ausreisen zu lassen; später fiel der Entschluss, ihm den Status als Kriegsflüchtling abzuerkennen. Die fällige Abschiebung unterblieb, weil nach geltendem Recht niemand in Gebiete abgeschoben werden darf, in denen ihm Folter droht. Zu seiner Entlassung am 29. September bekam der Syrer laut Spiegel ein Behördenschreiben mit der Aufforderung, Deutschland innerhalb von sieben Tagen zu verlassen. Am 5. Oktober überfiel der Mann die beiden Touristen und brachte den Krefelder um. Das Messer steckte noch in seinem Körper, als man ihn fand.