Aus den Stadtteilen Die Tafel verteilt 16 Tonnen Essen am Tag

Krefeld · Die Sammlung von Lebensmittelspenden und deren Weitergabe sind eine logistische Meisterleistung. Je näher die Adventszeit rückt, desto intensiver muss bei der Krefelder Tafel gearbeitet werden.

 Sie haben buchstäblich alle Hände voll zu tun: Die Teams der Krefelder Tafel im Bockumer Bockumer Bunker.

Sie haben buchstäblich alle Hände voll zu tun: Die Teams der Krefelder Tafel im Bockumer Bockumer Bunker.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Mit der Versorgung von 5000 Bedürftigen und einem Volumen von 16 Tonnen Lebensmittel leistet die Krefelder Tafel täglich eine logistische Höchstarbeit. Dreh- und Angelpunkt der Lebensmittelanlieferung, -sortierung und -ausgabe ist die Bunkeranlage in Bockum an der Friedrich-Ebert-Straße Ecke Schönwasserstraße. Die zukünftige Ausgestaltung und Nutzung des Betonbaus, indem die Tafel schon seit fast 20 Jahren ihr Logistikzentrum hat, ist immer noch weitestgehend offen. Neue Investoren haben zwar Interesse angemeldet, dennoch steht ein Verkauf bislang aus. Auch ein ökologisches Nutzungskonzept für die Anlage steht momentan im Raum der Verkaufsgespräche.

Die Tafeln in Deutschland bekommen eine zunehmend wachsende Bedeutung. Deutschlandweit sind sie mit rund 1.000 Zweigstellen in fast jeder Region aktiv. In Krefeld allein werden 5.000 Bedürftige regelmäßig versorgt. Dies in spricht in etwa der Einwohnerzahl der Stadtteile Traar und des Hülser Bergs zusammengenommen. Logistisches Kernstück der Arbeit der Krefelder Tafel ist die Bockumer Bunkeranlage. „Gerade die zentrale Lage im Stadtgebiet und die große Lagerfläche machen den Bunker für unsere Arbeit ideal. Ein weiterer entscheidender Punkt sind die geringen Kühlkosten, die wir haben. Wir haben uns auch nach Alternativen umgeschaut, jedoch sind diese für uns nicht finanzierbar. Daher wollen wir auch in Zukunft im Bunker bleiben“, erklärt der Leiter der Krefelder Tafel, Hansgeorg Rehbein. Die Tafel, die sich allein aus Geld- und Sachspenden finanziert, nutzt die Räumlichkeiten, um gespendete Lebensmittel zentral zu sammeln, ihre Brauchbarkeit zu überprüfen und sie an ihre sieben Ausgabestellen weiterzuleiten, dies erledigen 30 ehrenamtliche Mitarbeiter der Organisation. Außerdem organisiert die Tafel benachbarten Pfarrheim der Herz Jesu Gemeinde einen Mittagstisch, wo rund 80 Bedürftige eine warme Mahlzeit erhalten. Gerade die Nähe zum Bockumer Bunker macht die Organisation dieser Essensausgabe leicht.

Die Anlage, welche sich in städtischen und im Bundesbesitz befindet, soll an einen privaten Investor verkauft werden, nachdem sich die Sanierungsbedürftigkeit des Gebäudekomplexes herausgestellt hat. Neben der kommerziellen Nutzung des Baus soll die Tafel weiterhin ihr Logistikzentrum im Bunker beibehalten können, dies ist städtischerseits eine Bedingung für den Verkauf. Interessierte Investoren hat es bereits gegeben. Die Verwaltung trat sogar schon mit dem Nutzungskonzept eines vielversprechenden Investors an die Öffentlichkeit, jedoch wurde der Kauf nicht abgeschlossen: Unter anderem war die Beteiligung der Tafel an den Umbaukosten ein strittiges und nicht zu lösendes Problem.

Laut Auskunft der Tafel sollen weitere Investoren momentan im Gespräch sein. Welche konkreten Käufer in Betracht kommen, bleibt auf Nachfrage im Unklaren. Einer der Investoren hat laut Auskunft der Wohltätigkeitsorganisation ein ökologisches Nutzungskonzept der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), die den Bundesbesitz verwaltet, vorgelegt. Dessen Ausformulierung steht zum jetzigen Zeitpunkt noch aus. „Wir erhalten von Seiten der Politik viel Rückenwind bei dem Verkauf und unserem Verbleib im Bunker. Dennoch hoffen wir, dass die Verkaufsgespräche zu einem baldigen und positiven Ende kommen“, sagt Hansgeorg Rehbein.

Vor allem mit der beginnenden Weihnachtszeit haben die 150 ehrenamtlichen Mitarbeiter der Krefelder Tafel alle Hände voll zu tun. „Wir steuern der Hochphase zu. Die Spendenbereitschaft ist gerade um Weihnachten hoch. Helfer sind immer willkommen, aber gerade zu dieser Zeit brauchen wir sie besonders dringend. Für jeden finden wir eine passende Stelle, wo er helfen kann“, erklärt der Leiter der Krefelder Tafel. Neben der „Ein-Teil-Mehr-Aktion“, wo Supermarktkunden gebeten werden, ein Produkt ihrer Wahl mehr in den Einkaufskorb zu legen und dieses zu spenden, organisiert die Tafel auch die „Weihnachtsbaumwunschaktion“. Bei Letzter werden in Krefelder Apotheken Weihnachtsbäume aufgestellt an den Geschenkwunschkarten von bedürftigen Kindern gehängt werden. Diese Wünsche sollen dann von den Kunden erfüllt werden. „Vergangenes Jahr konnten wir an einem Samstag 5 Tonnen Lebensmittel mit der „Ein-Teil-Mehr-Aktion“ sammeln. Durch die „Weihnachtsbaumwunschaktion“ haben unsere Spender 1.000 Geschenkwünsche realisiert“, resümiert der Leiter der Krefelder Tafel.
Abseits ihres wohltätigen Engagements setzt die Tafel mit ihrem Handeln auch ein klares Zeichen in Richtung Politik. Nach Schätzungen der Naturschutzorganisation WWF werden in der Bundesrepublik jährlich an die 18 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen, wovon ein Großteil noch genießbar ist. Eine Wegwerfkultur, die unnötig Ressourcen verbraucht und gleichzeitig eine Widersprüchlichkeit in sich birgt. „Auf der einen Seite gibt es Menschen, die kaum Geld haben, um sich Lebensmittel zu kaufen und andererseits werden noch genießbare Lebensmittel in großen Mengen weggeworfen. Einen gesellschaftlichen Umstand den die Tafel aktiv entgegentritt. Daher versuchen wir, Armut auf der einen Seite einzudämmen und auf der andere Seite Lebensmittelverschwendung entgegenzutreten“, sagt Hansgeorg Rehbein.

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