Aidshilfe übernimmt HIV-Tests Aids-Koordinator fehlt im Gesundheitsamt

Krefeld · Nach dem Ausscheiden von Harriet Fischer Ende April ist die Stelle im Krefelder Gesundheitsamt unbesetzt.

 Ein Teddy mit einer roten Schleife ist das niedliche Aushängeschild der Aids-Hilfe.

Ein Teddy mit einer roten Schleife ist das niedliche Aushängeschild der Aids-Hilfe.

Foto: Uwe Plien

Krefeld hat derzeit keinen Aids-Koordinator. Die Nachfolge von Harriet Fischer, die Ende April in den vorzeitigen Ruhestand ging, ist weiter ungeklärt. Ein Nachfolger werde derzeit gesucht, teilt die Stadt auf Anfrage unserer Zeitung mit und verweist auf die Aids-Hilfe, die derzeit Ansprechpartner in diesem Bereich sei.

Dass dem so ist, merkten die Mitarbeiter des gemeinnützigen Vereins, als nach dem Abschied von Fischer die Zahl der Personen, die einen HIV-Schnelltest machen wollten, plötzlich zunahm. Sie kamen zu den bei der Stadt üblichen Zeiten zur Beratungsstelle an der Rheinstraße, da man sie vom Gesundheitsamt an die Aids-Hilfe verwiesen hatte, ohne dies zuvor mit dem Verein abzusprechen.

Schnelltests werden von der Aidshilfe jedoch nur dienstags angeboten und nicht drei Mal die Woche, wie es bei der Aids-Koordination der Stadt üblich ist. Entsprechend überrumpelt waren die Vereinsmitglieder zuerst. Aber: „Wir arbeiten ja schon lange gut mit der Stadt zusammen und haben deswegen in einem Gespräch darum gebeten, auf der Homepage der Stadt und vor Ort im Gesundheitsamt auf unsere Beratungszeiten hinzuweisen. Das wurde auch gemacht“, erklärt Anja Wiese, Sprecherin der Aids-Hilfe Krefeld.

Seitdem merke man deutlich das vermehrte Aufkommen von Testungen, sagt Wiese. Sieben bis acht sind es im Schnitt an einem Dienstagnachmittag, manchmal aber auch elf, was die Mitarbeiter dann an die Grenzen ihrer Belastbarkeit bringt.

Der HIV-Schnelltest, den die Aidshilfe anbietet, funktioniert mit Hilfe von Blutstropfen, die aus der Fingerkuppe entnommen werden. Nach 30 Minuten ist das Ergebnis ablesbar und wird mitgeteilt. Nachteil: Der Test kann erst drei Monate nach einem Verdacht auf eine HIV-Übertragung gemacht werden.

Beim Gesundheitsamt wurden deshalb auch Blutabnahmen für Labor-Tests angeboten, die bereits nach sechs Wochen möglich sind. Auch die Abklärung von anderen sexuell übertragbaren Krankheiten wurde dort gemacht. „Solche Tests dürfen wir gar nicht machen. Bei uns werden deshalb nur die Schnelltests angeboten“, erklärt Anja Wiese.

Bis die Stelle beim Gesundheitsamt neu besetzt ist, kann nur medizinisch ausgebildetes Personal solche Tests vornehmen. Deshalb wird auf der Seite des Gesundheitsamts neben der Aids-Hilfe auf den Hausarzt verwiesen. Allerdings ist für viele Nutzer die anonyme und kostenlose Testung, wie Aids-Hilfe und Gesundheitsamt sie anbieten, wichtig. Den Gang zum Arzt würden die meisten nicht wagen, so die Einschätzung der Experten. Bei den Hausärzten kostet ein Test in der Regel zwischen 20 und 80 Euro, außerdem werden die Personalien aufgenommen.

Die HIV-Beratung mit den dazugehörigen Tests und den Präventionsangeboten gehört zu den gesetzlich vorgegebenen Aufgaben eines Gesundheitsamtes. Im Gesetz über den öffentlichen Gesundheitsdienst des Landes Nordrhein-Westfalen (ÖGDG NRW) heißt es: „Die untere Gesundheitsbehörde wirkt mit an der Aufklärung und Beratung der Bevölkerung, insbesondere gefährdeter Bevölkerungsgruppen, zu AIDS und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten und an der Beratung infizierter und erkrankter Personen sowie deren Angehörigen. Ratsuchenden werden anonyme HIV-Untersuchungen angeboten.“

Außerdem wird dort noch mal die besondere Bedeutung dieses Angebots betont. „Die untere Gesundheitsbehörde trägt zur Verhütung und Bekämpfung übertragbarer Krankheiten bei. Insbesondere durch Aufklärung und Beratung sowie durch die Aufdeckung von Infektionsketten mit dem Ziel ihrer Unterbrechung wirkt sie darauf hin, dass die Verbreitung übertragbarer Krankheiten verhindert wir.“

 Aids Prävention, Anja Wiese

Aids Prävention, Anja Wiese

Foto: Königs, Bastian (bkö)
 Der AIDS-Teddy oder auch Solidaritätsbär genannt der AIDS-Hilfe

Der AIDS-Teddy oder auch Solidaritätsbär genannt der AIDS-Hilfe

Foto: Uwe Plien

Wie lange diese wichtige Stelle im Gesundheitsamt noch unbesetzt bleibt, ist nicht bekannt. Auch die Mitarbeiter der Aids-Hilfe haben von der Stadt bislang keine Informationen erhalten, wie lange sie die Vertretung übernehmen sollen. Derzeit sind sie auch allein für die Präventions-Projekte zuständig, die regelmäßig an weiterführenden Schulen stattfinden. Normalerweise werden sie in Kooperation von Stadt und Aids-Hilfe angeboten.

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