Initiative der Stadt „Krefeld für Kinder“ startet erfolgreich

Krefeld · Knapp zwei Jahre nach der Einführung zogen die Verantwortlichen am Mittwoch eine Bilanz der stadtweiten Initiative „Krefeld für Kinder“. Der Koordinator rechnet mit 120.000 Euro Spenden in diesem Jahr.

 Das Team von „Krefeld für Kinder“: Oberbürgermeister Frank Meyer mit Markus Schön, Silke Tophoven und Gregor Micus (v.l.).

Das Team von „Krefeld für Kinder“: Oberbürgermeister Frank Meyer mit Markus Schön, Silke Tophoven und Gregor Micus (v.l.).

Foto: Bärbel Kleinelsen

Während an anderer Stelle die Bekanntmachung von Kerstin Jensen als Oberbürgermeisterkandidatin der CDU diskutiert wurde, stellte der amtierende Oberbürgermeister Frank Meyer (SPD) vor zahlreichen Journalisten eine Bilanz der Initiative „Krefeld für Kinder“ vor. Es ist ein Vorzeige-Projekt, mit dem Meyer, der dieses Jahr seine Amtsperiode für vier weitere Jahre verlängern möchte, punkten kann. Es könnte Vorbildcharakter für andere Städte haben und wird entsprechend aufmerksam von Politikern, Verbänden, Vereinen und Organisationen jenseits der Krefelder Stadtgrenzen verfolgt.

Die Bilanz nach den ersten zwei Jahren ist durchaus positiv. Rund 1500 Kinder profitieren pro Jahr von den Projekten der Initiative, die sich um Bildung, Gesundheit und kulturelle sowie sportliche Förderung des Nachwuchses kümmert und besonders Familien und Kinder stärken möchte, die aus verschiedenen Gründen finanziell benachteiligt sind. „Kinderarmut ist uns zu recht unangenehm. Es ist ein Unding, dass in einem reichen Land die Schwächsten in Armut leben“, sagte Meyer und betonte, dass soziale Armut oft einhergehe mit Bildungsarmut, auch Auswirkungen auf die Gesundheit habe und der nächsten Generation quasi vererbt werde.

Diese Spirale möchte die Initiative durchbrechen, indem sie bestehende Hilfsangebote der Vereine, Verbände und Institutionen sinnvoll verknüpft, den kommunalen Einfluss nutzt, um finanzstarke Partner für Projekte zu finden und gemeinsam mit den Akteuren neue Ideen entwickelt. Koordinator ist Gregor Micus, der als langjähriger Beigeordneter in diesem Bereich jede Menge Erfahrung, Fachwissen und Vitamin B einbringt.

„Der Fokus liegt auf Quartieren mit Präventionsbedarf, nach dem Motto ,Ungleiches ungleich behandeln’“, erläuterte Micus’ Nachfolger Markus Schön und erklärte damit, warum viele Projekte Kindern und Jugendlichen aus der Innenstadt und dem Südbezirk zugute kommen. Ein Anliegen der Stadt ist es zudem, dort zu helfen, wo der Stadt aus formalen Gründen die Hände gebunden sind, es aber sinnvoll wäre, schnell einzugreifen. „Wir sollten nicht nur auf den staatlichen Reparaturapparat setzen“, sagte Meyer und appellierte an die Stadtgesellschaft, Probleme, die erkannt werden, gemeinsam unkompliziert zu lösen. Als Beispiel nannte er die Förderung bei Legasthenie und Dyskalkulie, die normalerweise erst dann anläuft, wenn Lese- und Rechtschreibschwäche oder Rechenprobleme medizinisch diagnostiziert sind. Dadurch gingen wertvolle Monate verloren, meinte Meyer. In dieser Zeit könnte nun, dank „Krefeld für Kinder“ und seiner Partner aus finanzkräftigen Unternehmen, Förderung angeboten werden.

Micus betonte, dass jede Spende helfe, sinnvolle Angebote zu machen. Auf das Spendenkonto der Initiative gingen 2018 rund 9000 Euro ein, 2019 waren es schon über 12.000. Rund 65.000 Euro wurden zielgerichtet für spezielle Projekte gespendet. Sollten die Planungen für dieses Jahr alle klappen, rechnet der Koordinator mit um die 120.000 Euro, die Unternehmen in die Projekte und damit in die Zukunft investieren.

Angedacht ist beispielsweise, der Mediothek ein Lastenrad zur Verfügung zu stellen, mit dem die Mitarbeiter Kindergärten und Grundschulen ansteuern können, die in den Quartieren mit Förderbedarf liegen oder im intern erhobenen Grundschulsozialranking die hinteren Plätze belegen. Eine Küchenspende soll dem Freizeitzentrum Süd zugute kommen, um ein gemeinsames Kochen mit den Kindern und deren Eltern anbieten zu können. Die Schüler des Vera-Beckers-Kollegs sollen sich an „Ess-Sinn-Tagen“, in Anlehnung an die dortige Ess-Klasse, mit dem Thema „gesunde Ernährung“ beschäftigen. Über neue Computerlernprogramme dürfen sich sieben bis zehn Grundschulen freuen, die für das „Lego-We-Do“-Projekt ausgewählt werden.

Fortgesetzt werden unter anderem die Ferienerlebnistage in den Oster- und Herbstferien, die Weihnachtstaler, mit denen sich Kinder einen Wunsch auf dem Besonderen Weihnachtsmarkt erfüllen können, die Schulranzenaktion, von der 2019 knapp 150 Kinder profitierten, die Reiterhofferien für Kinder des Kastanienhofs und die Lernwerkstatt für Kinder mit Legasthenie oder Dyskalkulie.

Wegen der hohen Schulabbrecher-Zahlen in der Stadt Krefeld (in 2018 haben 170 Abgänger die Schule ohne Abschluss verlassen) sind der Stadt Projekte wie „Meine Hood“ besonders wichtig. Albert-Schweitzer-Realschüler werden gefragt, was sie sich für einen optimalen Übergang in den Beruf wünschen würden.

Den optimalen Übergang von der Kita in die Grundschule versuchen die Verantwortlichen durch das „Haus der Bildung“ an der Hofstraße zu erreichen. „Wir hoffen, möglichst früh Eltern zu erreichen, um ihre Erziehungskompetenz zu stärken“, sagte Schön und verwies auf die Kooperation mit dem Kinderschutzbund.

Wichtig ist allen: Die Initiative ist keine Konkurrenz zu bestehenden Angeboten. Meyer: „Wir wollen ergänzen, inspirieren und für das Problem sensibilisieren.“

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