Krefelder Organisation „Arbeiterkind“ Als Nicht-Akademikerkind an die Uni

Krefeld · Neugründung in Krefeld: Die Organisation „Arbeiterkind“ unterstützt alle, die als erste in ihrer Familie studieren. Jugendliche werden beraten, begleitet und ermutigt oder bekommen Hilfe bei der Suche nach einem Praktikumsplatz.

 Daniel Jendritza war der Erste in seiner Familie, der studiert hat und sogar promoviert hat. Heute möchte er Jugendliche von seinen Erfahrungen profitieren lassen.

Daniel Jendritza war der Erste in seiner Familie, der studiert hat und sogar promoviert hat. Heute möchte er Jugendliche von seinen Erfahrungen profitieren lassen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Seit November letzten Jahres gibt es in Krefeld eine Ortsgruppe der deutschlandweit engagierten Organisation „Arbeiterkind“. Ziel von Arbeiterkind ist es, Jugendliche aus Familien ohne Hochschulabschluss über die Möglichkeiten eines Studiums zu informieren und sie auf ihrem Weg vom Studieneinstieg bis zum Studienabschluss zu unterstützen.

Dr. Daniel Jendritza von der neu gegründeten Krefelder Ortsgruppe kann aus eigener Erfahrung berichten, dass der Weg als Erststudierender schwierig ist. „Mein Vater starb, als ich zehn Jahre alt war. Da stand meine Mutter dann plötzlich alleine da mit mir und ihren zwei jüngeren Söhnen“, berichtet er. Zu dieser Zeit gab es ArbeiterKind noch nicht und es war für den promovierten Ingenieur damals alles andere als einfach, den Weg zum Studium zu finden. „Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder studieren, ist dreimal höher, wenn die Eltern auch studiert haben“, erläutert er. Arbeiterkinder seien aber genauso talentiert wie Kinder aus Akademikerfamilien. Allerdings sei die häusliche Unterstützung meist geringer. „Gerade deswegen möchte ich mich sozial und ehrenamtlich engagieren“, erklärt Jendritza.

Gemeinsam mit Monika Hesse-Haake hat er die Ortgruppe Krefeld gegründet. „Ich möchte gerne authentisch erzählen, warum es sich für Jugendliche lohnt, zu studieren“, präzisiert der engagierte Krefelder. Dies ist jedoch nicht alles. Eigene Erfahrungen stellen nur einen Teil des Inputs der Ehrenamtlichen dar. Jendritza hat eine Mentorenausbildung und Workshops durchlaufen, um kompetente Unterstützung rund um das Thema Studieren bieten zu können – nicht nur beim Entscheidungsprozess, ob ein Studium das richtige ist. Ob Beratung, Begleitung, Prüfungsvorbereitung oder Hilfe bei der Suche nach einem Praktikumsplatz, vielleicht auch einfach nur Ermutigung nach einem Durchhänger – die Palette der Möglichkeiten zu helfen ist groß.

Und auch das Thema der Finanzierung spielt naturgemäß eine besonders wichtige Rolle. Dabei geht es nicht nur um Bafög. „Es gibt in Deutschland 2300 verschiedene Stipendiengeber, da blickt man als Schüler kaum durch“, erklärt Jendritza. „Manchmal hat ein Schüler nur eine ganz praktische Frage, andere Ratsuchende kommen mit einem ganzen Fragenkatalog.“ Und wenn er selbst mal nicht weiterhelfen kann, so gibt es das hervorragend funktionierende deutschlandweite Arbeiterkind-Netzwerk.

„Jedoch ist es nicht immer so ganz einfach, die Jugendlichen auch zu erreichen“, benennt der Ingenieur eine Schwierigkeit. Deswegen geht Arbeiterkind jetzt auch in Krefeld aktiv an die Öffentlichkeit: Berufsinformationstage, Termine in Schulen, Infostände und Vorträge sollen helfen, Arbeiterkind bekannter und problemlos über verschiedene Kanäle zugänglich zu machen. Regelmäßige Angebote, einmal im Monat mittwochs, sind geplant.

Der nächste Termin für jeden, der interessiert ist, Fragen hat oder sich einfach einmal anschauen möchte, wie ArbeiterKind funktioniert, findet am heutigen Mittwoch, 22. Januar, um 18.30 Uhr im Restaurant An der Elfrather Mühle 145, statt. „Derzeit sind wir noch auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten“, berichtet Jendritza, und ergänzt: „Weitere ehrenamtliche Helfer wären uns auch sehr willkommen.“

Deutschlandweit engagieren sich über 6000 Ehrenamtliche und 30 Hauptamtliche in 80 lokalen Gruppen, um bei Fragen unbürokratisch, konkret und kostenlos zu beraten. Arbeiterkind erreichte 2018 deutschlandweit 45.700 Interessierte.

ArbeiterKind wurde von Katja Urbatsch im Jahr 2008, zunächst noch als reine Internetplatform, in Berlin gegründet. Sie selbst war die erste ihrer Familie, die einen Hochschulabschluss erreicht hatte. ArbeiterKind, ist eine gemeinnützige und spendenfinanzierte Organisation mit dem Ziel, Kindern zu helfen, die als Erste in ihrer Familie studieren wollen.

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