Westerndorf in Krefeld Cowboys von der Forest Ranch in Not

Krefeld · Ein Krefelder Unikat ist in Gefahr: Für die Westernstadt Forest Ranch in Benrad werden dringend Sponsoren gesucht. Wegen der Corona-Krise fehlen Einnahmen, um das Kleinod vor dem Verfall zu bewahren.

 Die Westernstadt Forest Ranch liegt an der Oberbenrader Straße in Krefelder Westen.

Die Westernstadt Forest Ranch liegt an der Oberbenrader Straße in Krefelder Westen.

Foto: Natalie Urbig

Die Krefelder Cowboys von der Forest Ranch kämpfen um ihr Westerndorf. Dem kleinen Verein fehlen dringend benötigte Gelder, um den Verfall der Häuser der Westernstadt aufzuhalten. Damit droht einem Krefelder Unikat das Aus. Rund 6000 Euro an Spendengeldern benötigen die Cowboys, um für begonnene Restaurierungsarbeiten Material wie Holz zu kaufen und die Hütten vor der Wintersaison wetterfest zu machen.

Dabei lief alles endlich wieder rund auf der Forest Ranch, berichtet Reiner Kürvers alias Hank West. Nach einem personellen Umbruch hatten die 19 Mitglieder des Clubs damit begonnen, die authentisch wirkenden Holzhäuser wieder in Schuss zu bringen. „Wir waren auf einem guten Weg, den Verfall aufzuhalten“, berichtet Kürvers. Denn in den letzten zehn Jahren sei vieles liegen geblieben. „Wir wollten die Schmiede neu machen und die Kirche restaurieren“, erzählt er. Doch dann kam die Corona-Krise: Alle Veranstaltungen mussten abgesagt werden – der Tag der offenen Tür und auch die privaten Feiern, die auf der Westernranch stattfinden. „Ohne Unterstützer können wir nicht mehr lange durchhalten“, sagt „Hank West“.

 Der Saloon ist stilechter Treffpunkt an der „Main Street“ der Westernstadt. Gleich gegenüber befindet sich die Music Hall-Bühne.

Der Saloon ist stilechter Treffpunkt an der „Main Street“ der Westernstadt. Gleich gegenüber befindet sich die Music Hall-Bühne.

Foto: Natalie Urbig

Damit wäre ein Kleinod verloren, das seinesgleichen sucht. Denn wer  an der Oberbenrader Straße das Tor zur „Forest Ranch“ passiert, erlebt eine kleine Zeitreise. Aus einem alten Pferdestall haben dort Karl, Andreas und Gerhard Dahler vor 40 Jahren eine Western Stadt mit Saloon, Sheriff-Office und einer Bank gebaut.  Der Weg führt entlang einer Pferdekoppel, vorbei an der Trading Post und dem Gun Store zum Herzstück der Westernstadt, dem Saloon.

 Die Westernstadt besteht aus authentisch wirkenden Holzhäusern, hier der Barber-Shop.

Die Westernstadt besteht aus authentisch wirkenden Holzhäusern, hier der Barber-Shop.

Foto: Natalie Urbig

Die Vereinsmitglieder legen auch bei der Auswahl ihrer Kleidung nach historischem Vorbild großen Wert auf Authentizität. Jeder besitzt eine Reihe verschiedener Kluften, die nach Vorbild der Originale maßgeschneidert wurden. Die Worte „verkleiden“ und „Kostüm“ sind im Westerndorf übrigens verpönt. Denn das klinge nach Karneval und davon möchten die Forest-Ranch-Cowboys sich abgrenzen. „Bei unserem Hobby geht es darum, eine bestimmte Zeit historisch möglichst genau nachzustellen“, sagt Hank West. Im Krefelder Westerndorf ist das die Zeit um den amerikanischen Bürgerkrieg der Jahre 1861 bis 65. An den Wochenenden treffen sich die Vereinsmitglieder, die sich Hobbyisten nennen, übernachten teils auf der Forest Ranch, kümmern sich bei den Treffen um den Unterhalt der Gebäude ihrer Stadt, reparieren Dächer oder erneuern die Schilder.

Um die finanziellen Engpässe auszugleichen, haben alle 19 Vereinsmitglieder schon ihre Beiträge fürs gesamte Jahr gezahlt. Doch das Geld sei bald aufgezehrt. „Bis zur Pandemie war alles easy“, berichtet Hank West. „Wir waren gut aufgestellt und konnten richtig Gas geben.“ Etliche Bauprojekte wurden angestoßen und begonnen. Jetzt sieht der Sheriff in einem Hilferuf an alle Krefelder die letzte Möglichkeit, das Westerndorf zu retten. Ein Problem des Vereins ist die fehlende Gemeinnützigkeit. Daher haben sich die Cowboys für Spender und Sponsoren etwas besonderes ausgedacht: Alle Förderer sollen künftig einmal im Jahr zu einer exklusiven Westernparty eingeladen werden. Und selbstverständlich auch zum Tag der offenen Tür und Kaffee und Kuchen. „Wir hoffen, dass der Tag der offenen Tür im kommenden Jahr wieder statt finden kann“, sagt West.

Mit seinen Aktivitäten versucht der Club, die Waage zu halten zwischen „unter sich bleiben“ und „öffentlich präsent sein“, um neue Western-Fans zu gewinnen. Der „Gemütliche“ genannte Abend ist an jedem zweiten Samstag eines Monats. Die Cowboys treffen sich im Herzstück der Ranch, dem Saloon, bei Bier und manchmal Livemusik - Gelegenheit für Zivilisten, ins Leben auf der Ranch zu schnuppern.

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