Krefelder Innenstadt City setzt auf Dienstleistung und Gastronomie

Krefeld · Sorge um die Zukunft der Innenstadt macht sich der Wirtschaftsförderer Holger Leroy nicht: „Sie ist robust, trotz des Leerstands und der wachsenden Bedeutung des Onlinehandels. Allerdings wird sie sich verändern.“

 Gegegenüber von C&A: Leerstand gibt es auch an der Hochstraße. 

Gegegenüber von C&A: Leerstand gibt es auch an der Hochstraße. 

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Königstraße gehört zu den feinen Adressen in der City. Doch offensichtlich gibt es zu wenig Kunden, die hier einkaufen. Der Leerstand wächst. Die Zahl der Geschäftsräume, die keinen Nutzer finden, hat sich von drei auf zwölf in vier Jahren verdreifacht. Holger Leroy, seit acht Jahren verantwortlich für das Ladenmanagement bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft, sagt: „Das Mietverhalten hat sich im Vergleich zur Vergangenheit geändert. Geschäftsneugründungen im Handel, vor allem im Textilbereich, gehen zurück. Der Dienstleistungssektor und die Gastronomie nehmen zu.“ Die jüngste Bilanz für die City: Am Stichtag, 12. Oktober 2018, suchten 77 Ladenlokale einen Nachmieter oder eine neue Nutzung.

Seit 2014 macht der Experte der Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Frühjahr und Herbst eine Leerstandserhebung in der Innenstadt. „Ich laufe stets den Einkaufsbereich der Hochstraße, Königstraße, Neusser Straße, Friedrichstraße, Marktstraße, Rheinstraße und den Ostwall ab“, so Leroy. „Das sind 3,95 Kilometer.“ Von April  bis Oktober 2018 ist die Zahl der Leerstände dort von 69 auf 77 angestiegen. Als „dramatisch“ sieht es diese Entwicklung nicht an. „Im Gegenteil: Zu Beginn der Erhebung, im April 2014, lagen wir bei 72. im April 2016 erreichten wir mit 80 einen Höchststand, jetzt liegen wir bei 77 nicht genutzten Ladenlokalen. Wichtig ist, dass diese Zahl nur ein Richtwert ist. Sie gilt für diesen Stichtag. Was zwei Tage vorher oder nachher ist, wird nicht berücksichtigt.“

 Bis zu 40 Euro pro Quadratmeter verlangten Vermieter noch vor einigen Jahren an der Königstraße. Heute sind - laut Wirtschaftsförderungsgesellschaft - 10 bis 20 Euro zu erzielen.

Bis zu 40 Euro pro Quadratmeter verlangten Vermieter noch vor einigen Jahren an der Königstraße. Heute sind - laut Wirtschaftsförderungsgesellschaft - 10 bis 20 Euro zu erzielen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Sorge um die Zukunft der City macht sich der Wirtschaftsförderer nicht: „Sie ist robust, trotz der wachsenden Bedeutung des Onlinehandels. Allerdings wird sie sich verändern.“ Gab es 2013 noch 20 Prozent der Neugründungen im Bereich des Handels, sank die Quote bis Juli 2017 auf 16 Prozent. Gleichzeitig nahmen die Gründungen im Dienstleistungssektor von 60 auf 68 Prozent zu. Leroy: „Wie in anderen Städten auch, gab es in Krefeld Rückgänge vor allem im Textilbereich. Zugenommen hat die Zahl  kleinerer Geschäfte wie Kosmetik- und Nagelstudios oder Frisöre.“ Auch steigen Angebot und Nachfrage in der Gastronomie. Und: Immer mehr Existenzgründer haben einen Migrationshintergrund. „Einerseits gilt in vielen Kulturkreisen ein eigenes Geschäft als Statussymbol. Andererseits sind Risiko, Wareneinsatz und Gewinnspanne in diesem Bereich genauer kalkulierbar.“

Stagnation oder gar Rückgang gibt es bei den Mieten. In 1-A-Lagen auf der Hochstraße werden heute noch Quadratmeterpreise von 70 bis 80 Euro gezahlt. „Die Königstraße zählt trotz des hochpreisigen 1-A-Angebots nur zur 1-B-Lage. Die Passantenfrequenz ist schlechter.“ Mit Folgen für Vermieter. „Frühere Mieterträge lassen sich dort nicht mehr erzielen. Vielleicht konnten einzelne Ladenlokale mal 30 Euro abwerfen, heute sind höchstens 10 bis 20 Euro pro Quadratmeter“, so Leroy. Der Mietspiegel der Industrie- und Handelskammer belegt die Entwicklung. „Heute läuft ein Kunde im Durchschnitt höchstens rund 600 Meter durch die City“, so der Experte.

Parallel geht der Zeitgeist zum Urbanen. Hier rät, Leroy manchen Hausbesitzer, über die Umwandlung von Ladenlokalen in Wohnraum nachzudenken.  „Einerseits haben wir zu viele Geschäftsflächen in der Stadt. Andererseits wollen mittelfristig immer mehr Menschen  auch im Kernbereich leben. Wohnen und Arbeiten in der City liegt im Trend“, sagt Leroy. Ein abwechslungsreiches Kulturprogramm, ein eng getaktetes Nahverkehrssystem, beste medizinische Versorgung und eine gute Internetverbindung. Nicht zu vergessen die Bahn, wenn man mal schnell weg will.

„Das neue Forum an der St.-Anton-Straße, das vor wenigen Tagen eröffnet wurde,  ist ein  Beispiel dafür. Mit Ausnahme von Woolworth ist dort das Angebot mit Apotheke, Bäckerei und Lebensmittel ein wichtiger Baustein für die Nahversorgung in der City“, erklärt Leroy. „Zusätzlich bewirkt das neue Gebäude natürlich eine optische und bauliche Aufwertung in diesem Bereich. Wichtig ist für Krefeld, dass auch künftig die Mischung in der Innenstadt stimmt. Ich denke, da sind wir auf einem guten Weg.“

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