Auf Gleis 1 des Krefelder Hauptbahnhofs Bahnhofsmission mit Internet-Ecke

Krefeld · Die Anlaufstelle für Menschen in Not ist für 90.000 Euro modernisiert worden. Das meiste Geld kam von einem anonymen Spender. Jetzt gibt es auf Gleis 1 des Hauptbahnhofs neben frischem Kaffee auch W-Lan.

Karsten Ludwig, die Ehrenamtlerin Gabriele Mörchen und Missionsleiterin Sophie Bollmann (v.l.) präsentieren die Internet-Ecke, die wohl wichtigste Neuerung im Umbau.

Karsten Ludwig, die Ehrenamtlerin Gabriele Mörchen und Missionsleiterin Sophie Bollmann (v.l.) präsentieren die Internet-Ecke, die wohl wichtigste Neuerung im Umbau.

Foto: Sven Schalljo

Die Bahnhofsmission in Krefeld ist wieder geöffnet. Nach einem ausgiebigen Umbau finden Mitarbeiter und Gäste nun vor allem mehr Platz, aber auch eine angenehmere und modernere Atmosphäre vor. Insgesamt 90.000 Euro investierte die Diakonie als Träger der Mission in die Maßnahme, die zu einer zweimonatigen Schließung führte.

„In dieser Zeit hatten wir keine Betriebserlaubnis. Wir haben als Übergangslösung zunächst einen Stand im Bahnhof gehabt, in den vergangenen Wochen haben wir dann immerhin einige Dinge aus dem Fenster ausgegeben. Jetzt ist aber alles wieder voll einsatzfähig“, erzählte der zuständige Abteilungsleiter der Diakonie, Jan Vander.

Die Finanzierung erfolgte vor allem durch zwei Spenden. „Wir hatten zunächst eine Erbschaft über 10.000 Euro. Den weitaus größten Teil aber hat ein anonymer Spender oder eine Spenderin aus Krefeld gegeben. 80.000 Euro waren es. Den Namen oder die Identität kennen wir aber tatsächlich selbst nicht. Trotzdem wollen wir natürlich einen ganz herzlichen Dank an seine oder ihre Adresse richten“, betonte der für die Bauleitung verantwortliche Karsten Ludwig. Der Krefelder Bürgermeister (Grüne) ist in seiner Funktion als Mitarbeiter der Diakonie federführend beteiligt.

Das Facelift des Gebäudes habe insgesamt rund eineinhalb Jahre in Anspruch genommen. „Der größte Teil davon war reine Bürokratie. Das Gebäude gehört der Bahn, und da sind die Zuständigkeiten sehr komplex. Es war schon ein sehr großes Projekt“, betonte er. Umso glücklicher sind alle Beteiligten, dass es nun geschafft ist. „Mein Dank geht vor allem an die Ehrenamtler, die die Zeit des Umbaus mitgetragen und mitdurchlitten haben. Die Bahnhofsmission ist für Menschen, die in Not sind – egal ob obdachlos, auf einem Bahnhof ,gestrandet‘ oder bestohlen – der wichtigste Anlaufpunkt“, sagte Superintendentin Barbara Schwahn bei der Wiedereröffnung. Der Leitspruch einer Diakonie hier in der Umgebung sei nach langer Suche „Wir leben Nächstenliebe“ – und „das wird kaum irgendwo so gelebt wie hier“, erklärte die Superintendentin.

Eine wichtige Neuerung ist, wie Jan Vander sagte, eine Internet-Ecke. „Wir haben in Zusammenarbeit mit der Aktion Mensch einen freien W-Lan-Zugang, aber auch ein Endgerät angeschafft. Computer und Internet sind in der heutigen Zeit absolut unerlässlich, um zum Beispiel Jobs oder Wohnungen zu finden. Dabei wollen wir helfen, und diese Einrichtung ist ein Weg dahin.“

Der Arbeitsalltag werde aber auch für sie selbst und die 20 bis 25 Ehrenamtler der Mission verbessert, erzählte die Missionsleiterin Sophie Bollmann. „Wir haben jetzt durch herausgenommene Wände, Umgestaltung, neuen Boden und erneuerte sanitäre Anlagen einfach eine schönere Arbeitsatmosphäre und ein ansprechenderes Angebot. Es ist wirklich schön geworden.“

Und auch die Gäste, die längst nicht nur aus Obdachlosen bestehen, sind begeistert. Edith Haake kommt regelmäßig, weil die alleinstehende Witwe hier Anschluss und Gespräche findet. „Ich komme hier oft einen Kaffee trinken. Der ist lecker, und ich finde soziale Kontakte. Die Neugestaltung gefällt mir super, ich finde, es ist sehr schön geworden. Der Spender, der das viele Geld gegeben hat, ist ein besonderer Mensch mit sehr großem Herz. Ich möchte ihm oder ihr von ganzem Herzen danken“, sagte sie.

Diese Art des sozialen Kontakts sei ein wichtiger Punkt der Arbeit, betonte Vander. „Viele Menschen suchen einfach eine saubere Toilette. Andere suchen Gespräche. Sogar Hilfe bei Formularen oder dergleichen versuchen wir zu leisten. Immer häufiger geht es auch darum, Strom zu bekommen. Manchmal laden wir ganze Powerbanks auf. Dann haben obdachlose Menschen für drei, vier Tage ein geladenes Handy“, erzählte er.

Finanziert wird die Bahnhofsmission seit 2020 wenigstens teilweise von der Stadt. „Das sind 40.000 Euro im Jahr, die vor allem die Personalkosten für die wenigen Hauptamtlichen decken. Den Rest, wie beispielsweise die Beschaffung von rund einer Tonne Kaffeepulver im Jahr, leisten die Diakonie und private Spenden“, erläuterte Ludwig. Insgesamt gebe es in Deutschland 105 Bahnhofsmissionen. Die Einrichtung in Krefeld besteht seit dem Jahr 2007.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort