Spende der AG Flachsmarkt Textilmuseum erwirbt Mönchs-Kimono
Krefeld · Die Arbeitsgemeinschaft Flachsmarkt hat mit dem Erlös einer Spendensammlung ein wertvolles Objekt erstanden. Damit gehören nun fünf seltene buddhistische Umhänge zum Bestand des Deutschen Textilmuseums.

Der buddhistische Umhang konnte durch eine Spende der Flachsmarkt AG durch das Deutsche Textilmuseum Krefeld angekauft werden: (v.l.) Asien-Experte Walter Bruno Brix, Melanie Teewen, Flachsmarkt AG, Dr. Isa Fleischmann-Heck, stellvertretende Museumsleiterin, Museumsleiterin Dr. Annette Schieck und Alexander Raitz von Frentz, Vorsitzender Flachsmarkt AG.
Foto: Stadt Krefeld/Andreas BischofAuf dem großen Tisch der Bibliothek des Deutschen Textilmuseums (DTM) liegt ein wunderschöner Stoff ausgebreitet: ein buddhistischer Umhang (Kesa). „Es handelt sich hierbei um ein Mönchsgewand, für das ein japanischer Kimono zerteilt und neu zusammengesetzt worden ist“, erklärt der Asien-Experte Walter Bruno Brix, der an einem Forschungs- und Ausstellungsprojekt am Haus arbeitet. Mit dem Gewand hat das Textilmuseum seine Sammlung ostasiatischer Textilien um ein bemerkenswertes Objekt erweitert. Im Bestand befinden sich mit der Neuerwerbung nun fünf seltene buddhistische Umhänge.
Die Arbeitsgemeinschaft Flachsmarkt hat die Anschaffung ermöglicht. Der Erlös des alljährlichen Mittelalter-Spektakels rund um die Burg kommt im Wechsel den Linner Museen zugute. „Wir freuen uns, wenn wir etwas weitergeben können“, sagt Melanie Teeuwen vom gemeinnützigen Verein. Zusammen mit Alexander Raitz von Frentz berichten sie über ihr Engagement. Beim Flachsmarkt stellt der Verein Spendenbüchsen mit Infos auf und kommt mit den Besuchern ins Gespräch – in diesem Jahr besonders gut fürs DTM, das über keinen eigenen Ankaufsetat für seine Textiliensammlung verfügt.
„Wir freuen uns sehr über dieses Stück“, sagt Museumsdirektorin Annette Schieck. Kunsthistoriker Walter Bruno Brix weiß genau Bescheid: „Dieses Seidengewebe wurde nach meiner Einschätzung im 17. Jahrhundert gefertigt und im 19. Jahrhundert umgearbeitet.“
Ursprünglich war es ein Tanzgewand für das japanische No-Theater, also ein sehr kostbares Kleidungsstück für die Bühne. Dann wurde es einem buddhistischen Kloster gestiftet und zu einem rechteckigen Schal umgearbeitet. „Man trug es über der linken Schulter und unter dem rechten Arm“, sagt Walter Bruno Brix, der sich besonders mit asiatischen Textilien auskennt. „Die Mönche haben diese Stoffe gerne verwendet – aber nur, wenn es sich um Geschenke handelte. Pracht ist immer nur gestiftet.“ Um ihre Armut und Bescheidenheit zu zeigen, wurde ein solcher Stoff zu einem Flicken-Werk umgestaltet. An einigen Stellen sieht man es deutlich: Dort wurden Falten nur gelegt, um Flickwerk vorzutäuschen. „Man hat sich gescheut, den Stoff zu zerschneiden“, sagt Walter Bruno Brix.
Die Materialien für das No-Theater waren Seide und Gold- oder Silberfäden. Der metallene Glanz ist diesem Stück jedoch nicht mehr anzusehen. „Früher ist der grau-silbrig-grüne Grund vielleicht versilbert gewesen“, sagt Walter Bruno Brix. Er hat diesen Stoff bei einem französischen Ehepaar gefunden und für den Ankauf empfohlen und weiß auch, wie dieses schöne Stück heißt: „Achtfältige Plankenbrücke über den Sumpf mit Schwertlilien“, zitiert er auf japanisch und übersetzt dann gleich ins Deutsche.
Die Farben haben im Lauf der Jahrhunderte an Stärke verloren. Aber man sieht es immer noch: Blau und Grün, Orange und Braun, helles Gelb oder Beige, leichtes Rosé und auch goldene Bronze. Die Motive sind Schwertlilien und Knospen, mäandernde Gewässer und leicht darüber hingehende Stege – dieses verwandelte Textil erzählt eine Geschichte aus alten Zeiten.
Nun wartet es auf eine Restaurierung und genaue Analyse, nach der man noch mehr Einzelheiten zu seiner Geschichte wissen wird. Es passt ausgezeichnet in die Sammlung des Hauses: „Die Flächengestaltung, die Motive und die Asymmetrie solcher japanischer Textilien wurden von der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts an von europäischen Künstlern als Inspirationsquelle genutzt“, sagt Museumsvize Isa Fleischmann-Heck.