Der Sound der Niederrheinischen Sinfoniker Vom Elefantenhorn zum Instrument

Krefeld · Cecilie Schwagers ist Solohornistin bei den Niederrheinischen Sinfonikern. Das Instrument, das eine tierische Vergangenheit hat, ist heute aus Messing. Ein Elfenbein-Instrument, ein sogenannter Oliphant von Karl dem Großen, ist im Aachener Domschatz zu besichtigen

 Cecilie Schwagers ist Solohornistin bei den Niederrheinischen Sinfonikern. Die Norwegerin wollte unbedingt in einem deutschen Orchester spielen. Mozarts Hornkonzerte liebt sie besonders.

Cecilie Schwagers ist Solohornistin bei den Niederrheinischen Sinfonikern. Die Norwegerin wollte unbedingt in einem deutschen Orchester spielen. Mozarts Hornkonzerte liebt sie besonders.

Foto: NRS

Bei dem Instrument Horn steckt die Herkunft aus der Natur schon im Namen: Die ersten Hörner, derer sich die Menschen bedienten, waren eben solche von Kühen oder Widdern, waren Schnecken oder Muscheln. Damit erzeugten die Menschen einfache Töne mit Signalwirkung.

Im frühen Mittelalter stellte man Blasinstrumente aus den Stoßzähnen von Elefanten her, und benannte sie mit dem altfranzösischen Wort für die Tiere Oliphanten. Die Instrumente wurden aus Byzanz eingeführt und später von arabischen Instrumentenmachern in Süditalien hergestellt. Auf einem der häufig schön verzierten oder geschnitzten Oliphanten konnte man meist nur einen, manchmal zwei und in Ausnahmefällen auch drei Töne spielen, die Naturtöne genannt werden.

Im Aachener Domschatz ist ein Oliphant aus Elfenbein, 11. Jahrhundert, zu besichtigen. Es soll Karl dem Großen gehört haben. Der berühmteste wird dem Ritter Roland, Paladin von Karl dem Großen, zugeschrieben, dessen Taten später im Rolandslied besungen wurden. Ihn zu besitzen, behauptet man sowohl in der Kathedrale zu Santiago de Compostela wie auch im Veits-Dom in Prag. Es wurden sogar goldene Oliphanten gefertigt.

Das heute im Sinfonieorchester verwendete Horn ist aus Messing hergestellt und zählt zu den Blechblasinstrumenten. Verwandte Instrumente sind beispielsweise Wagnertube oder -tuba, Kornett und Flügelhorn.

Das Horn wird im Barock, in der Klassik und in der Romantik eingesetzt; im 20. Jahrhundert im Sinfonieorchester und in der Kammermusik. Das Horn spielt auch bei Opern mit, in Ouvertüren und Suiten, in sinfonischen Dichtungen etc.

Das Horn mit Trichtermundstück und einem großen Schallbecher wird aus einem gebogenen Blechrohr hergestellt. Der Bau dieser Instrumente konnte erst mit der Fertigkeit entstehen, Metall auf diese Weise zu bearbeiten.

Cecilie Schwagers gehört den Niederrheinischen Sinfonikern seit zehn Jahren an. Sie ist die Solohornistin; es spielen noch fünf weitere Kollegen im Orchester dieses Instrument.

Das Horn besteht aus einem mehrfach kreisförmig gewundenen Rohr und nimmt im Durchmesser immer weiter zu: Es hat eine sogenannte konische Mensur. Am Ende öffnet es sich im Schalltrichter ganz weit. Die langsam zunehmende Weite des Rohrs hat Einfluss auf den Klang des Instruments: „Daher hat es seinen warmen Ton“, sagt Cecilie Schwagers. „Es ist so lang wie eine Posaune“, sagt die gebürtige Norwegerin, „es sind knapp vier Meter.“

 Die Mechanik mit Klappen und Ventilen erlaubt eine Verlängerung für den Luftstrom: Wenn die Klappen betätigt werden, nimmt die Luft einen längeren Weg durch weitere, mehrfach gebogene Rohre, die auf dem Rund aufliegen. Je länger der Weg der Schwingungen, desto tiefer der Ton des Instruments.

Für die Erklärungen zu ihrem glänzenden Instrument hat Cecilie Schwagers es in den Garten geholt und spielt ein paar leise Töne: „Ich spiele zum ersten Mal im Freien“, sagt sie und möchte die Nachbarn nicht stören.

Cecilie Schwagers, geboren 1986 in Oslo, war immer von Bläsern umgeben: In ihrer Heimat sind Blaskapellen so etwas wie ein Volkssport. Sie hat als Kind und auch als Jugendliche mit der Familie, mit dem Bruder, in der Schule, in einer Kapelle musiziert und hat dann das Studium der Musik aufgenommen. Mit dem Erasmus-Programm kam sie zum Studium nach Deutschland, wo sie unbedingt in einem Orchester arbeiten wollte. Also spielte sie an verschiedenen Häusern vor. Unter anderem in Krefeld, wo man ihr dann die Stelle antrug.

„Den Ton erzeugt der Hornist mit dem Atem und dem Mund: Die Lippen vibrieren wie Segel“, sagt die Musikerin. Das hat auch Einfluss auf ihren Übungsrhythmus; sie spielt jeweils 20 Minuten und pausiert 20 Minuten, übt dann wieder 20 Minuten und so fort, da die Lippen beim Üben anschwellen. Ihr tägliches Übungsprogramm umfasst hohe und tiefe Töne, laute und leise Passagen. Das Üben zu Hause ist wie eine Vorstufe: „Dann reift das Stück in dir“, sagt Cecilie Schwagers.

In den Proben des Orchesters werden die Stimmen dann zusammengefügt: „Die Wahrnehmung ist im Zusammenklang ganz anders“, sagt sie. Cecilie Schwagers trägt Verantwortung für das Zusammenspiel der Horngruppe: Sie ist „so etwas wie die Leitwölfin.“ Auch hält sie den Kontakt zum Dirigenten und: „Wir sind der Leim zwischen Holz- und Blechbläsern.“

Die Hörner spielen in der Regel im Orchester zwischen den Holzbläsern und dem sogenannten schweren Blech (Trompete, Posaunen, Tuba). Solohorn bedeutet für sie: „Ich kann immer schöne Melodien spielen – das ist jedes Mal eine Herausforderung.“

Die Wagner-Tuba gehört zu der Familie der Hörner. Wenn dieses Instrument in der Partitur steht, freut sich Cecilie Schwagers: „Es macht immer Spaß, mit Wagnertuben zusammenzuspielen.“ Zum Beispiel in der Alpensinfonie von 1915. Richard Strauss besetzt seine Komposition mit vier Hörnern plus vier Wagnertuben plus – so möglich – zwölf Hörnern hinter der Bühne.

Was Cecilie Schwagers sehr mag: „Mozart hat vier Hornkonzerte komponiert.“ Von Brahms schätzt sie die 1. Symphonie: „Im vierten Satz meint man, in den Alpen zu sein.“ Über Opern von Guiseppe Verdi oder Richard Strauss: „Da fühle ich mich wie in einer goldenen Kugel – ich kann mich stundenlang nur auf die Musik konzentrieren.“ Und auch das 20. Jahrhundert mag sie: „In meinem Blechbläserquintett („Ensemble Schwerpunkt“) spielen wir ausschließlich Neue Musik, etwa von Wolfgang Rihm.“

Cecilie Schwagers ist sehr zufrieden: „Es ist ein schönes Leben, Kinder und Familie zu haben und so einen Beruf.“

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