Jubiläum Bürgerverein Inrath Inrath: Ein Stadtteil im Wandel der Zeit

Krefeld · Der Bürgerverein Inrath feiert 70-jähriges Bestehen. In dieser Zeit hat sich der Stadtteil maßgeblich verändert. Der Bürgervereinsvorsitzende Rolf Hirschegger, der den Verein seit 32 Jahren leitet, blickt zurück.

 Der Vorstand des Bürgervereins Inrath (v.l.): Gerd Goebels, Ute Brandt, Rolph Heitmann, Iris Bissels, Rolf Hirschegger und Dieter Gorlach.

Der Vorstand des Bürgervereins Inrath (v.l.): Gerd Goebels, Ute Brandt, Rolph Heitmann, Iris Bissels, Rolf Hirschegger und Dieter Gorlach.

Foto: Fabian Kamp

Vor dem Krieg hatte Inrath rund 2000 Einwohner, die in einer eher landwirtschaftlich geprägten Umgebung mit vielen Höfen und einigen kleinen Webereien lebten. Als im Jahr 1949 der Bürgerverein Inrath gegründet wurde, war die Struktur ähnlich. Heute sieht der Stadtteil gänzlich anders aus. 2018 lebten offiziell 11.157 im Inrath. Es gibt das Neubaugebiet Hummelwiese und auch ansonsten viele Neu-Inrather. Große Gewerbeflächen sind ebenso Teil des Gebiets wie Naherholungsflächen des Hülser Bruchs oder des Kapuzinerberg.

„Inrath hat sich über die Jahre stark verändert. Das hat auch viele Herausforderungen gebracht, und nicht alle Veränderungen sind positiv“, sagt der Bürgervereinsvorsitzende Rolf Hirschegger. Erst 1981 zog er von Bockum ins Inrath. Seit 32 Jahren hat der gelernte Betriebswirt den Posten inne und damit fast die halbe Geschichte des Bürgervereins in dieser verantwortungsvollen Position begleitet. „Ich kriege den Posten einfach nicht mehr los“, sagt der 74-Jährige lachend.

„Seinen“ Stadtteil sieht er liebevoll, aber erkennt auch Herausforderungen. „Ich sage immer so schön: Eigentlich müssen wir Inrath nicht verlassen. Wir haben alles. Von Real und Aldi über Möbelgeschäfte und Natur bis hin zu einem Bordell, wenn man das zu brauchen glaubt. Das ist aber beileibe nicht nur positiv, sondern auch eine schwierige Situation“, sagt er. Besonders kleinere Geschäfte könnten sich kaum gegen die große Konkurrenz halten. Das habe aber nicht nur damit zu tun. „Vor gut 40 Jahren wurde in einem großen Konjunkturpaket die Hülser Straße ausgebaut. Vorher sah sie aus wie zwischen Moritzplatz und Ring, doch dann wurde sie vierspurig ausgebaut. Die Straßenbahn wurde in die Mitte gelegt und mit einem Stankett versehen. Seitdem zerschneidet sie den Stadtteil, und in der Folge starben fast alle kleinen Geschäfte an Hülser und Inrather Straße aus“, berichtet er.

Darum sei es eines der wichtigsten Zukunftsprojekte, dass hier ein irgendwie gearteter Rückbau stattfinde. „Zumindest das Stankett muss weg. Oder es muss viel mehr Querungen für Fußgänger geben“, sagt er. Auch der Radweg am Flünnertzdyk sei ein wichtiges Projekt für die Zukunft. Wichtig sei es auch, das Verhältnis zur Firma Siempelkamp wieder so zu gestalten, wie es einst war. „Heute ist dieses recht schwierig, aber es gibt gute und positive Ansätze auf beiden Seiten. Früher war das Unternehmen sogar im Vorstand vertreten. Da wollen wir wieder hin“, sagt Hirschegger, der auch stolz darauf ist, dass dieses, eben die Vertretung im Vorstand, für jeden größeren Verein im Stadtteil gilt. Ob Sport-, Karnevals- oder Kleingartenverein, Kitas, Schulen oder Pfrarren, der 25-köpfige Vorstand spricht tatsächlich für fast alle Inrather. „Das ist meines Wissens nach ziemlich einmalig“, sagt der Vorsitzende mit erkennbarem Stolz.

Inrath sei ein offener Stadtteil. „Ich selbst bin ja der beste Beweis. Als Zugereister wurde ich schnell zum Bürgervereinsvorsitzenden“, sagt Hirschegger, der auch die Bewohner der „Hummelwiese“ als gut integriert ansieht. „Allerdings gibt es auch viele Menschen, die sich sehr ins Private zurückziehen und die Stadtteilgemeinschaft kaum leben. Das ist schade. Beim Martinszug zum Beispiel sieht man oft Menschen verstohlen hinter der Gardine vorschauen. Andere feiern kleine Feste mit Pavillons, Glühwein und so weiter. So würde ich mir das überall wünschen. Die Kinder fühlen sich doch nicht wahrgenommen mit ihren schönen Laternen, wenn alles düster und kein Mensch da ist“, sagt er.

Das aber sei ein Wandel, der überall erkennbar sei. Der Bürgerverein möchte dafür arbeiten, dass sich die Zustände hier wieder ändern. Das 70-jährige Jubiläum beging der Verein am Sonntag bei einem Empfang mit 50 geladenen Gästen bis hin zu Oberbürgermeister Frank Meyer. In die Zukunft soll ein anderer Vorsitzender den Verein führen. „Das hundertste Jubiläum will ich nicht mehr als Vorsitzender erleben“, sagt Hirschegger lachend.

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