Kolumne KR wieKrefeld Das Thema Sicherheit und Ordnung nicht zerreden

Krefeld · Das Regelwerk für öffentliche Ordnung soll verschärft werden. Debatten über die Größe von Martinsfeuern gehen an der Realität vorbei.

 Jens Voss

Jens Voss

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Es waren Momente der Heiterkeit, als der Ordnungsausschuss bei seiner jüngsten Sitzung über das Thema Brauchtumsfeuer sprach. Ein Entwurf für eine neue „Verordnung über die öffentliche Sicherheit und Ordnung“ sah vor, Martins- und Osterfeuer nur noch in einem Ausmaß von ein mal ein mal ein Meter zu erlauben. Aus dem Martinsfeuer sollte ein Feuerchen werden. So weit, so skurril. Doch der Hintergrund der Debatte bleibt ein ernster. Es gibt in Krefeld zwei Phänomene, die den Alltag in der Innenstadt spürbar belasten.

Zum einen wird jeder Platz, der halbwegs schön ist und Aufenthaltsqualität besitzt, von Trinkern, Junkies oder Jugendlichen besetzt, die zu oft Randale, Trinkerei und ein Gebaren an den Tag legen, das diese Plätze für die überwältigende Mehrheit der Bürgerschaft schlicht unbenutzbar macht. Zuletzt klagten Anwohner des Luisenplatzes über eine Form des Vandalismus, die Zerstörungswut mit widerwärtigen Verunreinigungen verbindet. Krefeld hat bislang keine Antwort auf diese Phänomene. Die Polizei ist nicht zuständig, der Kommunale Ordnungsdienst nicht da, und die meisten Delikte liegen unterm Radar des Regelwerks für öffentliche Ordnung. Trinkerei ist nur als Gelage verboten; man müsste jeden Trinker in flagranti beim Urinieren oder Zerdeppern einer Flasche erwischen, um ihn sich vorknöpfen zu können. Man hat zurzeit gegen Gruppen, die einen Platz für Besäufnisse nutzen und ihn dabei vermüllen, keine Handhabe.

Auch dies kann man immer wieder hören: Die Bettelei in der Innenstadt wird als zudringlich empfunden. Aggressives Betteln ist bereits verboten, ja, aber es ist eben schon nicht schön, auf dem Weg vom Parkplatz hinterm Kaufhof bis zur Rheinstraße dreimal angebettelt zu werden.

Seltsam ist auch die Praxis von selbsternannten Platzeinweisern auf dem Dr.-Hirschfelder-Platz, freie Parkplätze zu signalisieren und suchende Pkw einzuweisen. Klar, diese Leute wollen sich ein Trinkgeld verdienen; was aber, wenn man es ihnen verweigert, weil man diese Dienstleistung nicht in Anspruch nehmen will und sich genötigt fühlt? Soll man sich nicht so anstellen, muss man das ungute Gefühl beim Verlassen des Platzes eben in Kauf nehmen?

Die meisten Bettler in der Stadt sind arme Teufel und friedlich; dennoch ist es für eine Innenstadt schwierig, wenn Bettelei gefühlt überhand nimmt. Hier muss die Politik Lösungen finden: Ob es nun striktere Regeln oder mehr Präsenz des Kommunalen Ordnungsdienstes sind. Dieses Anliegen sollten Politik und Verwaltung ernstnehmen und sich nicht mit Pseudo-Problemen wie der Größe von Brauchtumsfeuern verzetteln.

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