Krefeld Zu wenig Förderung: Café Lentz gibt auf

Krefeld · Das Café Lentz in der Alten Samtweberei an der Lewerentzstraße schließt seine Türen. Dem Verein „Kette und Schuss“, der das Lentz betreibt, fehlen die finanziellen Mittel, um das soziale Projekt fortzuführen.

„Wir sind am Ende.“ Mit diesen Worten teilten die Betreiber des Kultur-Cafés Lentz in der Alten Samtweberei an der Lewerentzstraße jetzt das Aus des sozialen Projektes mit, das Kultur und Kulinarik vereinen sollte. Erst Anfang 2017 hatte der eigens für dieses Café gegründete Kulturverein „Kette und Schuss“ die Begegnungsstätte für Anwohner und Kreative eröffnet. Von der Stadt und der Urbanen Nachbarschaft Samtweberviertel bekamen die Ehrenamtler eine Anschubfinanzierung für ihr Projekt. Dann legten sie mit viel Engagement los. Im Verein „Kette und Schuss“ engagieren sich Kreative der Samtweberei genauso wie Anwohner des Viertels und der Innenstadt. Sie alle arbeiteten unermüdlich für das Lentz, beschafften Möbel für die Einrichtung oder bauten sie selbst, kellnerten, kochten, entwickelten Konzepte. Das Lentz-Team bestehend aus Erkan Demiroglu, Simon Erath, Tim Fischer, Heiko Knobbe, Jens Könen, Markus Kossack, Marcel Rotzinger und Eva Willems gab Vollgas und konnte schon bald erste Erfolge erzielen.

„Die vielen Kulturveranstaltungen, die wir seit Juli 2017 geplant, organisiert und durchgeführt haben, waren sehr gut besucht. Unseren Gästen haben die Gerichte geschmeckt, und es wurden immer mehr. Auf den Wunsch vieler, haben wir einen Mittagstisch angeboten“, erinnert sich das Team. Zwei sozialverträgliche Arbeitsplätze in der Küche wurden eingerichtet, vier Studenten übernahmen den Service. Das Lentz wurde Heimat für viele Vereine, Verbände und Organisationen. Hier tagten SPD, CDU und Grüne, Jugendbeirat, Caritas, Lebenshilfe oder Stadtwerke. Das Repair-Café bot seine Dienste an und Flüchtlinge bekamen Deutschunterricht. Der Montag war für die Nachbarschaft reserviert.

„Es gab jede Menge Konzerte, es gab Kino für Groß und Klein. Mal spielten Local Heroes, mal internationale Musiker und oft Bands aus NRW. Und mit dem Kaiser-Wilhelm-Museum haben wir uns ausgetauscht und uns gegenseitig Künstler empfohlen“, erinnern sich die Vereinsmitglieder. Das Aus vom Lentz ist für sie nicht nachvollziehbar, wollten sie doch durch kulturelle und soziale Vielfalt das Viertel stärken. Vielen Gruppen bot das Café deshalb kostenlos seinen Raum an. Auf Fördermittel hoffte der Verein trotzdem vergebens. „Alle Anfragen auf Förderung sind negativ verlaufen. Nach rund zwei Jahren Vorbereitung und aktiver Arbeit werden wir das Lentz aus wirtschaftlichen Gründen schließen müssen. Das machen wir nicht gerne. Unsere Arbeit im Lentz und für das Viertel lieben wir! Es gibt den Bedarf an einem Ort, wie wir ihn geschaffen haben. Dennoch: die Kosten drücken uns. Das ist auf Dauer nicht zu leisten. Miete, Nebenkosten, Gehälter und viele kleine Dinge wollen bezahlt werden“, erklären die Vereinsmitglieder den Stammgästen des Cafés.

Ein letztes Mal bitten sie um Hilfe, sei es durch einen Besuch im Café oder durch Spenden. Denn nur dann sei es möglich, „das Lentz gut und mit einem sauberen Ende“ abzuschließen. Am 21. Dezember wird das Café seine Türen zum letzten Mal öffnen. Es soll ein besonderer Tag werden mit einem musikalischen Schluss-Akt. Den Verein „Kette und Schuss“ soll es weiter geben. „Jetzt werden wir uns als Verein erst einmal ohne Räume aufstellen. Kultur und soziales Engagement bleiben uns weiterhin ein großes Anliegen für unsere Stadt. Alle Menschen, die uns dabei unterstützen wollen, sind herzlich eingeladen, uns aktiv, passiv oder als Fördermitglied zu unterstützen“, sagen sie. Für das Projekt Samtweberei ist das Aus des Cafés ein herber Schlag. Ab 2019 wird etwas fehlen - ein Baustein im kulturellen Leben des Viertels.

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