Europaweite Ausschreibung in Krefeld „Chaosstrategie“ um die Weihnachtmärkte

Krefeld · Oberbürgermeister Frank Meyer zog in der jüngsten Ratssitzung die Reißleine und stoppte eine Vorlage, mit der seine Verwaltung die Standorte der Märkte ändern wollte. Veranstalter sind verunsichert.

 Wenn es nach dem Willen der Verwaltung geht, soll es an der Dionysiuskirche künftig keinen „traditionellen Weihnachtsmarkt“ mehr geben. 

Wenn es nach dem Willen der Verwaltung geht, soll es an der Dionysiuskirche künftig keinen „traditionellen Weihnachtsmarkt“ mehr geben. 

Foto: Joachim Nießen/Joachim Niessen

Die Zukunft der Weihnachtsmärkte in der City bleibt ungewiss. Die Stadt sorgt mit unklaren Aussagen bei Veranstaltern und Politik für Verwirrung. „Die Verwaltung betreibt in Sachen Innenstadt-Weihnachtsmärkte eine Chaosstrategie“, fasst FDP-Fraktionsvorsitzender Joachim C. Heitmann im Rat die derzeitige Situation zusammen. Oberbürgermeister Frank Meyer zog in der Sitzung die Reißleine und stoppte eine mehrseitige Vorlage, mit der seine Verwaltung  die Standorte der Märkte ändern wollte.

Anders als im Stadt-Papier gab Meyer inzwischen schriftlich eine Standortgarantie für den „Besonderen Weihnachtsmarkt“ an der Alten Kirche ab, der von sozialen Organisationen und Vereinen betrieben wird und auf dem sich seit Jahrzehnten Ehrenamtler unter anderem für benachteiligte Menschen einsetzen. Die „Stadtverwaltung wird unter meiner Leitung keine Entscheidung zum Besonderen Weihnachtsmarkt treffen, die nicht im Einvernehmen mit dem Sprecherinnenrat des Besonderen Weihnachtsmarktes (BWM) getroffen wird“.

Zuvor hatte das in Gesprächen zwischen den Organisatoren des BWM und der Stadt noch anders geklungen. „Aus der Sicht des Vorstands des Besonderen Weihnachtsmarktes ist der Informationsaustausch mit der Stadt Krefeld äußerst schlecht“, teilen die BWM-Ehrenamtler in einem aktuellen Schreiben an Meyer und die Fraktionen vor der Ratssitzung mit. „Kurz vor dem diesjährigen Besonderen Weihnachtsmarkt und mitten in dessen Vorbereitung, wurden wir telefonisch über die möglichen Veränderungen in den Platzvergaben der Märkte informiert. Wir wurden auch gebeten, darüber Stillschweigen (!) zu bewahren. Eine Einladung zu einem Gespräch am 16.12.2019 wurde ausgesprochen und wir haben natürlich zugesagt“, so die Verantwortlichen in der Stellungnahme über das Vorgehen der Verwaltung.

Schwierigkeiten mit den Rathaus-Verantwortlichen haben die Betreiber des „Besonderen Weihnachtsmarktes“ seit Monaten: So soll ein gestellter Antrag auf Ausweitung der Flächen im Umfeld der Alten Kirche nicht bearbeitet worden sein. „Allein das führte dazu, dass Gruppen nicht teilnehmen konnten. Bereits im Sommer hat der Vorstand des BWM die Erweiterung des Besonderen Weihnachtsmarktes beantragt. In mündlichen Gesprächen wurde anfangs bestätigt, dass alles in Ordnung sei. Zwischenzeitlich änderten sich die Zuständigkeiten, und dann war doch nicht mehr alles klar. Dann hieß es, die Erweiterung könne doch nicht genehmigt werden. Erst fünf Tage vor dem Besonderen Weihnachtsmarkt kam dann doch die Zusage, aber zu einem so späten Zeitpunkt kann sich keine Gruppe noch zu einer Teilnahme entscheiden.“

Parallel macht sich die Stadt ganz andere Gedanken. Aktuell betreibt die Firma „Thommessen Christmas Event“ den traditionellen Markt an der Dio-Krche. „Die im Jahr 2015 für fünf Jahre erteilte Konzession zur Durchführung des Krefelder Weihnachtsmarktes läuft in diesem Jahr aus. Der Vertrag enthält keine Option zur Verlängerung der Konzession“, so die Verwaltung. Mehr noch: Aufgrund angeblicher Risiken, die mit einer europaweiten Ausschreibung verbunden sind, schlägt die Verwaltung vor, künftig selbst – durch den Fachbereich Stadtmarketing – als Veranstalter aufzutreten und den Weihnachtsmarkt an der Dionysiuskirche ausschließlich im Stil des „Made in Krefeld Specials“ weiterzuentwickeln. Unter anderem für neue Hütten braucht die Marketing-Abteilung schon jetzt weitere 170.000 Euro aus der Stadtkasse.

„Damit hängt der traditionelle Weihnachtsmarkt, der ja nach Ausschreibung möglicherweise auf dem Platz der Alten Kirche statt auf dem Dionysiusplatz durchgeführt werden sollte, komplett in der Luft“, so Heitmann. „Das für die Weihnachtsmärkte zuständige Stadtmarketing verunsichert durch sein unprofessionelles Vorgehen nicht nur die Betreiber des Besonderen Weihnachtsmarktes, sondern verprellt auch potentielle Interessenten für den Traditionellen.“

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