Schiedsamt Bundespräsident lädt Schiedsmann ein

Krefeld · Frank-Walter Steinmeier hat bei einem Empfang im Schloss Bellevue 4000 ehrenamtlich tätige Bürger eingeladen. Einer davon war Reinhard Kröske, der seit mittlerweile 23 Jahren als Schiedsmann in Krefeld tätig ist.

 Reinhard Kröske zeigt auf seinem Notebook ein Foto von ihm mit Frank-Walter Steinmeier. Das Bild entstand beim Empfang des Bundespräsidenten im Schloss Bellevue.

Reinhard Kröske zeigt auf seinem Notebook ein Foto von ihm mit Frank-Walter Steinmeier. Das Bild entstand beim Empfang des Bundespräsidenten im Schloss Bellevue.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Mit norddeutscher Gelassenheit hat Reinhard Kröske schon so manche Streithähne im Bezirk Mitte wieder versöhnt. Der pensionierte Berufssoldat wurde für sein ehrenamtliches Engagement als Schiedsmann vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier gewürdigt.

Zum diesjährigen Bürgerfestes hatte der Bundespräsident 4.000 ehrenamtlich tätige Bürger ins Schloss Bellvue eingeladen, und mit ihnen auch den Schiedsmann aus Krefeld. „Ich fand es eine besondere Auszeichnung, dass ich auch eingeladen wurde. Mit der Einladung verbinde ich ein großes persönliches Dankeschön“, sagt Reinhard Kröske. Wem er seine Einladung zum Bürgerfest zu verdanken hat, weiß der 66-Jährige nicht. Jede eingeladene Person wurde im Rahmen ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit bei der Dienststelle des Bundespräsidenten vorgeschlagen und ausgewählt. Eine Einladung zum Bürgerfest erhält man nur einmal.

Der Schiedsmann genoss nicht nur zusammen mit seiner Frau Renate die Würdigung seiner Tätigkeit und das dargebotene Unterhaltungsprogramm, sondern er konnte auch einen Schnappschuss mit dem Bundespräsidenten ergattern. „Ich war sowieso schon sehr stolz auf meinen Mann, aber es war ein sehr rührender Moment, als er dem Bundespräsidenten so nahe war“, kommentiert Renate Kröske. Der Schiedsmann ergänzt: „Ich hoffe, dass durch meine Würdigung das Schiedsamt wieder bekannter wird. Viele Bürger wissen gar nicht, dass es dieses Amt überhaupt gibt. Viele weitere Konflikte könnten in den Schiedsämtern gelöst und somit die Gerichte entlastet werden.“

Vor dem Haus des 66-Jährigen hängt das Amtsschild, das ihn offiziell als Schiedsmann ausweist. Der gebürtige Norddeutscher konnte in seiner heimischen Amtsstube mit viel Fingerspitzengefühl und Überzeugungskraft schon so manchen Streit schlichten. In 23 Jahren hat er 469 Fälle behandelt und kann dabei, laut eigener Statistik, auf eine Erfolgsquote von 70,3 Prozent zurückblicken.

Die Ursachen der Streitigkeiten sind vielfältig und immer individuell. „Schiedspersonen entscheiden nicht, sondern führen einen rechtlichen Vertrag herbei, das heißt einen Vertrag zwischen den sich einigenden Konfliktparteien“, erklärt der pensionierte Berufssoldat seine ehrenamtliche Tätigkeit. Er ergänzt: „Wenn ich die Gefühlsinsel einer Person erreiche, dann kann ich diese Person zu einer Einigung bekommen. Jeden Fall den ich nicht lösen kann, empfinde ich als eine persönliche Niederlage“.

Das Schiedsamt ist in Nordrhein-Westfalen eine vorjuristische Institution, die einen Ausgleich zwischen zwei streitenden Parteien außergerichtlich erzielen will. Durch die ehrenamtliche Tätigkeit von Kröske und seiner zehn Amtskollegen in Krefeld können Konflikte unbürokratisch und kostensparend beigelegt werden. Für bestimmte Rechtskonflikte ist der Gang zum Schiedsamt sogar vorgeschrieben. Der durch die Schiedsperson besiegelte Ausgleich ist rechtskräftig und offiziell. Hausfriedensbruch, Beleidigung, Verletzung des Briefgeheimnisses, leichte und fahrlässige Körperverletzung, Bedrohung, Sachbeschädigung sowie das Nachbarschaftsrecht (wie etwa der berühmte Streit am Maschendrahtzaun) gehören beispielsweise zu dem Aufgabenbereich eines Schiedsamtes.

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