Bürgerstiftung bietet kostenfreie Schwimmkurse an Kinder lernen immer später schwimmen

Krefeld · Die Zahlen sind beunruhigend. Am Ende der Grundschulzeit können deutlich weniger Kinder schwimmen als noch vor einigen Jahren. Die Bürgerstiftung hilft in Kooperation mit dem SVK durch kostenlose Schwimmkurse in den Ferien.

 Im SVK-Bad lernen Kinder von Trainerin Julia Kievelitz das Schwimmen. Zum elften Mal bietet die Bürgerstiftung in Kooperation mit Intersport Borgmann in den Sommerferien für die Teilnehmer kostenfreie Kurse an.

Im SVK-Bad lernen Kinder von Trainerin Julia Kievelitz das Schwimmen. Zum elften Mal bietet die Bürgerstiftung in Kooperation mit Intersport Borgmann in den Sommerferien für die Teilnehmer kostenfreie Kurse an.

Foto: Bärbel Kleinelsen

Husein ist ein großer Kerl. Mit kräftigen Zügen pflügt er duch das Schwimmerbecken des Vereins SVK 72 an der Palmstraße. Noch vor einer Woche sah das ganz anders aus. „Ich hatte kein Abzeichen, auch kein Seepferdchen, konnte aber schon ein bisschen schwimmen“, sagt der 14-Jährige. In dieser Woche hat er sein Silber-Abzeichen gemacht, für das er unter anderem 20 Minuten am Stück mindestens 400 Meter weit schwimmen musste. Eine tolle Leistung, findet Trainer Michele D’Antuono.

Es gibt viele solcher Erfolgsgeschichten in den Ferienkursen, die die Bürgerstiftung Krefeld zum elften Mal in Kooperation mit dem SVK und Intersport Borgmann kostenfrei anbietet. Dabei lässt sich die gelungene Teilnahme nicht unbedingt an Abzeichen festmachen. Auch Wassergewöhnung kann schon eine großartige Leistung sein, wenn man wie einige der Kinder große Angst vor Wasser hat und seinen inneren Schweinehund in dem achttägigen Kurs besiegen konnte. Besonders betroffen sind Flüchtlingskinder, die vielfach durch das auf der Flucht Erlebte ein Trauma entwickelt haben.

Umso schöner ist es, die Kinder unbeschwert im Nass planschen zu sehen. „Manche entwickeln geradezu Ehrgeiz in den Tagen. So habe ich gehört, wie ein Jugendlicher von seinem Freund aufgefordert wurde, beim Schwimmen der Bahnen auf ihn zu warten. Die Antwort: Ich kann nicht warten, ich brauche mein Bronze-Abzeichen“, erzählt Sigrid Augustin vom Vorstand der Bürgerstiftung. Sie hat auch schon erlebt, dass eine Wette abgeschlossen wurde. „Das war ein 13-jähriges Mädchen, das noch nicht schwimmen konnte. Das Mädchen hat gewettet, dass es das Abzeichen in den acht Tagen schafft. Das hat sie dann auch“, erinnert sich die Geschäftsführerin.

Vorstandskollegin Monika Klingen ist ebenfalls fast täglich dabei, wenn die Kinder von den SVK-Profis  ans Schwimmen herangeführt werden. Da bleibt es nicht aus, dass sie manchmal auch Gespräche der wartenden Eltern mitbekommt.  „Eine Mutter wollte mir ihrem Kind im Rhein üben. Davor kann ich nur eindringlich warnen. Die Strömung im Rhein ist so stark, dass selbst erfahrene Schwimmer kaum eine Chance haben. Für ein Kind ist das lebensgefährlich“, betont sie. Besser sei es, ins Bockumer Badezentrum zu gehen. Doch auch da sei Vorsicht geboten. „Ein Seepferdchen ist ein Anfang. Kinder, die ins Wasser fallen, können so viel schwimmen, dass sie von alleine wieder herauskommen. Mehr aber auch nicht. Sie müssen immer noch beaufsichtigt werden“, erklären Klingen und Augustin.

Die Folgen der Pandemie seien deutlich zu spüren. Immer häufiger könnten Viertklässler beim Wechsel auf die weiterführende Schule nicht mehr sicher schwimmen. Ihnen fehlen die knapp zwei Jahre, in denen kaum Schwimmbadbesuche möglich waren. Auch in den Schulen musste der Schwimmunterricht vielfach ausfallen. Und Familien, so die Erfahrung der beiden Frauen, seien heute leider in vielen Fällen wenig daran interessiert, ihrem Nachwuchs das Schwimmen beizubringen.

 Ein eingespieltes Team: Monika Klingen, Nina Munz, Caroline Vollmer, Michaela Schwerdtfeger und Sigrid Augustin (v.l.)

Ein eingespieltes Team: Monika Klingen, Nina Munz, Caroline Vollmer, Michaela Schwerdtfeger und Sigrid Augustin (v.l.)

Foto: Bärbel Kleinelsen

Deswegen hat die Bürgerstiftung diesmal viele Drittklässler der Jahnschule, aber auch Kinder aus den Einrichtungen Bruckhausen und Marianum in den Kursen. Insgesamt sind es 30 Kinder zwischen sechs und 14 Jahren, die mit vier Trainern jeweils eine knappe Stunde lang im Wasser sind. Angesprochen sind besonders Kinder aus finanzschwachen Familien, deren Eltern kein Geld für teure Schwimmkurse aufbringen können. Augustin: „Unsere Kurse sind sehr erfolgreich. Meist schaffen über die Hälfte der Kinder am Ende ein Abzeichen.“

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