Bildung in Krefeld „Die Leute hungern nach Kontakten“

Krefeld · Trotz Corona-Krise startet die Bürgerinitiative Rund um St. Josef optimistisch und mit umfangreichem Programm ins Jahr. Der Bedarf für die Angebote, die nach Ende des Lockdowns starten sollen, sei enorm.

 Sylvia Esters (l.) und Gudrun Tiefers-Sahafi stellen das neue Halbjahresprogramm der Bürgerinitiative Rund um St. Josef vor, das in diesem Frühjahr nicht als Broschüre gedruckt wird, sondern nur online zu finden ist.

Sylvia Esters (l.) und Gudrun Tiefers-Sahafi stellen das neue Halbjahresprogramm der Bürgerinitiative Rund um St. Josef vor, das in diesem Frühjahr nicht als Broschüre gedruckt wird, sondern nur online zu finden ist.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Erstmals in der Geschichte der Bürgerinitiative Rund um St. Josef (BI) wird es in diesem Frühjahr kein gedrucktes Heft für das neue Kursprogramm geben, das jetzt vorgestellt wurde. „Alles ist anders“, sagt Gudrun Tiefers-Sahafi, Leiterin der Familienbildungsstätte und der Jugendkunstschule, mit Blick auf die Corona-Beschränkungen.

„Wir verzichten auf den Druck, weil wir das Programm wegen des Lockdowns sowieso nicht an öffentlichen Orten auslegen können.“ Stattdessen wird es später im Jahr voraussichtlich themenspezifische Flyer geben. Bis dahin werden die Angebote online beworben – und können, so hoffen die Verantwortlichen, nach Ende des Lockdowns starten.

„Wir haben ja bereits ein halbes Jahr mit reduziertem Betrieb hinter uns, das hatte sich ganz gut eingespielt“, sagt Sylvia Esters, Leiterin der Jugendfreizeitstätte. Die beiden Pädagoginnen sehen gerade in Corona-Zeiten hohen Bedarf für die vielen unterschiedlichen Angebote der BI. Sylvia Esters formuliert: „Die Leute hungern danach, Kontakt zu haben.“ Das gelte nicht nur für Kinder und Jugendliche, die die Angebote der Jugendkunstschule und der Jugendfreizeitstätte nutzen. Sondern ebenso für Erwachsene, die die integrativen Kurse besuchen oder junge Eltern, bei denen das Still-Café und andere Eltern-Kind-Angebote sehr beliebt sind. „Wir verbringen viel Zeit am Telefon und versuchen Kontakt zu halten“, berichtet Tiefers-Sahafi. Die Mitarbeiter der Bürgerinitiative nutzen außerdem die sozialen Netzwerke, um bestimmte Angebote aufrecht zu erhalten. So ist zum Beispiel geplant, Instagram für das Kochstudio der Jugendfreizeitstätte, das in Zusammenarbeit mit der Kindertafel stattfindet, zu nutzen und dort Kochvideos zu posten.

Die Jugendfreizeitstätte ist eines der drei Standbeine der BI. Dort finden unter den Stichworten Migration, Teilhabe und Bildung offene Angebote für Kinder, Mädchen und Jugendliche statt, von denen viele aus Südosteuropa zugewandert sind. Ein neues Projekt für die Zeit nach dem Lockdown ist die Konsumrallye „Anleitung zu kleinen Weltenrettung“: Bei einem Stadtrundgang können Teilnehmer einiges über Konsum, Lebensmittel, Klimawandel und fairen Handel erfahren. An den sechs Stationen Supermarkt, Unverpacktladen, Bioladen, Eine-Welt-Laden, Secondhand-Laden sowie „Die gute Luft“ sind Aufgaben zu lösen. „Wir bieten diese Rallye übrigens auch für externe Gruppen an, sagt Esters. Für die Jugendlichen sei es immer ein Aha-Erlebnis, zu verstehen, dass jeder etwas zum Umweltschutz beitragen kann.

Zweites Standbein der BI St. Josef ist die Jugendkunstschule mit Angeboten aus den Bereichen Kunst, Kultur, Sport und Musik. Diese finden teils übers ganze Jahr statt, sehr beliebt sind aber auch die Ferienkurse. „Zum Beispiel werden wir in diesem Jahr wieder Longboards unter Anleitung eines Tischlers in der Shedhalle bauen, das war im letzten Jahr nämlich der Hit“, berichtet Sylvia Esters. Die Jugendkunstschule kooperiert außerdem mit diversen Familienzentren und Schulen im gesamten Stadtgebiet, viele der Kurse finden vor Ort statt.

Dritter wichtiger Baustein der Arbeit in der Bürgerinitiative sind seit vielen Jahren die Kurse der Familien- und Weiterbildungsstätte. „Wir haben ein großes Spektrum an Eltern-Kind-Angeboten, die im Babyalter mit dem Stillcafé beginnen und über Babymassage bis hin zum klassischen Eltern-Kind-Turnen gehen“, erklärt Tiefers-Sahafi. Hinzu kommen die immer gut besuchten Babysitter-Kurse, Weiterbildungsangebote für die Kindertagespflege und ein Mix aus Kreativkursen, Gesundheits- und Entspannungsangeboten sowie Musik. Sehr großen Raum nimmt der Themenschwerpunkt Migration ein: Sprachkurse für Frauen, Soziale Beratung für Geflüchtete und die Formularhilfe sind hier die wichtigen Standbeine der BI Rund um St. Josef.

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