Große Herausforderungen durch Sprach­probleme und Arbeitslosigkeit Krefeld braucht mehr Schulsozialarbeit

Krefeld · „Die Schulsozialarbeit benötigt nicht nur eine hohe fachliche Qualifika­tion, es braucht auch eine gewisse Persönlichkeitsstruktur“, so Mirjam Greif, Leiterin der Josefschule. Es wäre wünschenswert, das Programm auszubauen.

 Sie arbeiten gemeinsam an Verstetigung und Ausbau der Schulsozialarbeit: v.l. Lara Mattissen (Schulsozialarbeiterin), Mirjam Greif (Schulleiterin) und Guido Trappmann (Leiter Zentralstelle für Beschäftigungsförderung).

Sie arbeiten gemeinsam an Verstetigung und Ausbau der Schulsozialarbeit: v.l. Lara Mattissen (Schulsozialarbeiterin), Mirjam Greif (Schulleiterin) und Guido Trappmann (Leiter Zentralstelle für Beschäftigungsförderung).

Foto: Sven Schalljo

Auf den ersten Blick ist die Josef­schule mit ihrem historischen Ge­bäude und dem an die gleichnamige Kirche angrenzenden Schulhof rich­tiggehend idyllisch. Doch wie alle Grundschulen im Innenstadtbereich ist sie großen Herausforderungen unterworfen. Diesen begegnen die Verantwortlichen seit 2020 nicht zuletzt mit deutlich ausgebauter Schulsozialarbeit. „Wir haben hier an der Schule seit damals 1,75 Stellen, also zwei Personen. Diese stellen in vieler Hinsicht eine große Entlastung für die Lehrkräfte dar und wirken mit ihrer Arbeit aber auch tief in die Sozialräume hin­ein“, erklärt die Leiterin der Schule, Mirjam Greif.

Dabei sei es absolut wünschenswert, das Programm auch auszubauen. „Ich will hier keine Forderungen stel­len. Aber der Bildungsbericht hat nun noch einmal eindrücklich darge­legt, wie groß die Herausforderun­gen für die Innenstadtschulen ist – das betrifft nicht nur die Grund­schulen, sondern auch weiterführende Schu­len gleich welcher Schulform. Intensive Schulsozialarbeit ist da eine gute Antwort. Mindestens eine weitere Stelle wäre daher schön“, sagt Greif.

Die Sozialarbeit an der Schule wird aktuell von zwei jungen Frauen geleistet: Inas Barhdun und Lara Mattis­sen. „Unsere Arbeit ist sehr viel­fältig und individuell. Wir arbei­ten zum Beispiel sehr viel im Be­reich Gewaltprävention und Emoti­onsregulierung.“ Dafür spiele ein kunstpädagogischer Ansatz eine gro­ße Rolle. „Viele Kinder finden nicht wirklich gute Wege, ihre Emotionen zu verbalisieren. Darum ist es ein wichtiger Punkt, sie aus dieser Sprachlosigkeit herauszuholen“, er­läutert Mattissen. Ihre Arbeit gehe aber weit über die persönliche Be­treuung von Kindern hinaus. „Frau Mattissen und Barhdun sind auch wichtige Ansprechpartner für die Lehrkräfte und Eltern. Sie sind bei allen Konferenzen dabei, sind in Elternsprechtage integriert und die Zusammenarbeit gerade mit den Lehr­kräften findet absolut auf Augenhö­he statt“, sagt Greif.

Die Arbeit der Sozialarbeiterinnen würde sich insgesamt im ganzen Quartier auswirken. „Es ist eine große Brückenfunktion. Einerseits zwischen Schülern und Lehrkräften, andererseits aber auch zwischen Schule und Sozialräumen. Gerade im Innenstadtbereich sind viele Fami­lien mit großen Herausforderungen zu finden. Das beginnt bei Sprach­problemen und endet bei Dingen wie Arbeitslosigkeit oder anderen sozia­len Problemen“, sagt der Lei­ter der kommunalen Zentralstelle für Beschäftigungsförderung (ZfB), Guido Trappmann.

Ein Ausbau der Programme, aktuell gibt es für die 30 Grundschulen in Krefeld 21,5 Stellen, sei wün­schenswert, aber nicht leicht umzu­setzen. „Aktuell ist es so, dass wir hier im Innenstadtbereich, in dem die Schulen besondere Heraus­forderungen haben, eine höhere Dichte bereitstellen. In Uerdingen beispielsweise ist eine Schulsozialarbeitsstelle für drei Schulen zuständig. In an­deren Gebieten wie Verberg/Traar, Hüls oder Forstwald sieht es ähn­lich aus. Gern würden wir die Zahl der Plätze aufstocken. Aber dafür braucht es einerseits die Finanzie­rung, andererseits aber auch geeig­nete Bewerberinnen und Bewerber“, sagt Trappmann. Greif fügt hinzu: „Schulsozialarbeit benötigt nicht nur eine hohe fachliche Qualifika­tion, es braucht auch eine gewisse Persönlichkeitsstruktur. Beispiels­weise eine hohe Frustrationstole­ranz, Belastbarkeit und eine Kennt­nis des Sozialraums. Das macht die Besetzung der Stellen durchaus schwierig.“

Dennoch: Die im Jahr 2020 gestarte­te Initiative sei eine Erfolgsge­schichte. „Wir arbeiten auch sehr stark außerhalb der Schule. Wir ha­ben Ferienkurse angeboten und es gibt eine feste Einrichtung in der Shedhalle, für die wir nun für den Winter einen neuen Ort suchen. Das wird von Kindern wie Eltern gern wahrgenommen“, erzählt Mattissen.

In der Summe würde die Sozialarbeit allen Beteiligten das Leben er­leichtern. „Das ist am Ende eine ganz andere Atmosphäre in der Schu­le. Den Lehrkräften wird viel abge­nommen und das ist spürbar. Wir sind total glücklich, dass wir die­se Unterstützung haben und würden uns wünschen, dass sie in den kom­menden Jahren stetig weiter ausge­baut wird“, sagt Greif. Das Er­folgskonzept der Schulsozialarbeit müsse weiter betrieben werden.

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