Krefeld "Krefeld braucht Großanlagen"

Krefeld · Interview Currenta-Chef Dr. Stefan Dresely über die Notwendigkeit eines Steinkohlekraftwerks für den Uerdinger Chempark. Die Kritiker hofft er ins Boot zu holen: Auch der Chempark trage zum Umweltschutz bei.

Herr Dr. Dresely, das Genehmigungsverfahren für das Steinkohlekraftwerk im Uerdinger Chempark läuft. Jetzt steht die auch für das Kraftwerk wegweisende NRW-Wahl an. Wie sehr fiebern sie dem Sonntag entgegen?

Stefan Dresely Ich hoffe natürlich, dass die politische Konstellation, die aus der Wahl hervorgeht, die Entwicklung im Chempark weiter stützt und fördert. Was mir zuletzt nicht gefiel, ist die mangelnde Toleranz von Großanlagen in der öffentlichen Diskussion. Das gilt in Krefeld nicht nur für das Kraftwerk, auch für ECE, Eiserner Rhein, A 57. Wichtig ist mir: Man darf die Grundlagen des Industriestandorts NRW nicht untergraben.

Doch die Argumente der Kritiker kommen nicht aus heiterem Himmel; auch Sie kennen die Diskussion um die Folgen von industriell bedingtem CO2-Ausstoß auf die Erderwärmung.

Dresely Natürlich, und deshalb baut die Firma Trianel das Kraftwerk nach modernstem Standard, es ist durch Kraft-Wärme-Kopplung hochgradig effektiv. Vergleichbare Kraftwerke in Deutschland kann man an einer Hand abzählen. Was mir nicht gefällt, ist die Art und Weise, mit der einige unserer Kritiker die Diskussion führen: Sie tun geradezu so, als wären nur sie es, die sich Gedanken um die Zukunft unserer Welt machen. Im Chempark sind 7000 Arbeitnehmer tätig, für sie und deren Familien fühle ich mich mit verantwortlich.

Die Energie-Debatte könnte extrem versachlicht werden, wenn sich die Bundesregierung entschließt, einen Energiefahrplan aufzustellen: Mit welchem Energiemix wollen wir über die nächsten Jahrzehnte kommen?

Dresely Ich bin starker Befürworter einer solchen Planung. Es gibt Experten im Bundesumweltministerium, die solche Modellbeispiele bereits durchgerechnet haben. In diesem Szenario wäre das Trianelkraftwerk wegen der Effizienz durch Kraft-Wärme-Kopplung ein Bestandteil des Energiemix.

Wenn die Laufzeiten der Kernkraftwerke verlängert werden, ist das Kohlekraftwerk gefährdet – wie stehen Sie generell zur Kernkraft?

Dresely Im Studium habe ich mich mit der Kernenergie befasst, das war mein Wahlpflichtfach. Ich halte die Kernenergie mittlerweile für eine sichere Methode, Strom zu erzeugen. Was nicht geklärt ist: Was machen wir mit dem abgebrannten Material? Die Frage nach dem Endlager ist also noch zu klären.

Ein richtiges Endlager wird auch für das CO2 gesucht. Geforscht wird an einer Abscheidetechnik, gespeichert werden soll das CO2 unter dem Boden. Eine gute Lösung?

Dresely CO2 an sich ist ja nicht schlecht, kein luftfremder Stoff – mit jedem Atemzug stoßen wir CO2 aus. Seitdem Menschen fossile Energieträger verwenden, ist der CO2-Wert deutlich gestiegen. Jetzt müssen wir prüfen, wie wir diesen Wert wieder bremsen.

Möglich wäre das zum Beispiel mit regenerativen Energien. Wie stehen Sie dazu?

Dresely Ich bin für den Ausbau der Windenergie. Aber Windräder können leider keinen Dampf im Chempark erzeugen. Deshalb brauchen wir einen Energiemix, zu dem auch das im Chempark Krefeld-Uerdingen geplante Steinkohlekraftwerk gehört.

Mit welchem Argument wollen Sie Ihre Kritiker denn jetzt ins Boot holen?

Dresely Eine Vielzahl von Produkten, an denen in den Chempark-Standorten geforscht wird, trägt zur Schonung und zum Schutz der Umwelt bei. Denken Sie an innovative Kunststoffe, die helfen das Gewicht von Fahrzeugen zu reduzieren. Damit werden der Treibstoffverbrauch und der CO2-Ausstoß gesenkt. Und bei der Anwendung unserer Produkte in der Gebäudedämmung lässt sich mehr als das Siebzigfache der Energie einsparen, die für die Herstellung dieser Stoffe benötigt wird. Wir setzen uns überzeugt und engagiert für eine energieeffiziente und umweltverträgliche Produktion ein.

Sebastian Peters führte das Interview..

(RP)
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