Krefelds Innovativstes Bauprojekt Öko-Wohnen im Bockumer Bunker

Krefeld · Krefelds Vorzeige-Bauprojekt soll der Bockumer Bunker werden. Ein Investor will dort klimaschonendes, nachhaltiges Wohnen anbieten. Partner bei der Umsetzung ist neben der Stadt auch die Krefelder Tafel.

 Dieser Bunker in Herne (hier ein Bild aus der Präsentation des Investors Archy Nova) ist Vorbild für den Umbau des Bockumer Bunkers. Inwieweit eine Begrünung der Fassade möglich sein wird, hängt von den Brandschutzbestimmungen in Krefeld ab.

Dieser Bunker in Herne (hier ein Bild aus der Präsentation des Investors Archy Nova) ist Vorbild für den Umbau des Bockumer Bunkers. Inwieweit eine Begrünung der Fassade möglich sein wird, hängt von den Brandschutzbestimmungen in Krefeld ab.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Es ist ein Bauprojekt, wie es besser nicht in die Zeit passen könnte. „Es passt sowohl zum Mobilitäts- als auch zum Klimaschutzkonzept“, erklärte Beigeordneter Marcus Beyer am Donnerstag bei der Vorstellung der Pläne für den Umbau des Bockumer Bunkers an der Friedrich-Ebert-Straße, Ecke Schönwasserstraße. Und auch Oberbürgermeister Frank Meyer ist voll des Lobes für die Pläne des Investors, der Archy Nova Projektentwicklung GmbH aus Stuttgart. „Das ist ein wunderbares Konzept, das zu Krefeld passt.“

 Schickes Ambiente: So sieht der Plan der Archy Nova GmbH für den Bunker an der Friedrich-Ebert-Straße, Ecke Schönwasserstraße aus.

Schickes Ambiente: So sieht der Plan der Archy Nova GmbH für den Bunker an der Friedrich-Ebert-Straße, Ecke Schönwasserstraße aus.

Foto: Bärbel Kleinelsen/Bärbel kleinelsen

Gemeint ist das so genannt We-House-Modell, das Archy Nova aktuell bereits in einem Bunker in Herne realisiert. Das „Wir“ im Namen ist Programm und steht für lebendige Gemeinschaft, gemeinsame Nutzung von Autos oder Fahrrädern, für Mehrgenerationenwohnen und soziales Miteinander. Es ist aber auch ein Baukonzept, das klimaneutral bleiben will, das Synergieeffekte nutzt und auf den eigenen Anbau von Obst und Gemüse setzt. Herauskommen soll ein modernes Wohnhaus zum Wohlfühlen, das ein Leben mit kleinstem ökologischen Fußabdruck ermöglicht.

 Freuen sich auf das We-House-Wohnprojekt (v.l.): Gerd Hansen, Frank Meyer, Marcus Beyer und Hansgeorg Rehbein.

Freuen sich auf das We-House-Wohnprojekt (v.l.): Gerd Hansen, Frank Meyer, Marcus Beyer und Hansgeorg Rehbein.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Im Fall des Bockumer Bunkers heißt das auch: Es wird ein Wohnhaus sein, in dem die Krefelder Tafel nicht nur einen festen Platz haben soll, sondern auch Partner sein wird bei den im Haus angesiedelten Projekten, zum Beispiel bei der Farm auf dem Dach. „Die Archy Nova wird geschätzt um die drei Tonnen Obst und Gemüse jährlich  ziehen. Dafür suchen wir natürlich Mitarbeiter, die wir auch im Klientel der Tafel finden können“, sagte Geschäftsführer Gerd Hansen.

Entsprechend begeistert ist Hansgeorg Rehbein, Vorsitzender der Tafel. „Wir sind seit 22 Jahren im Bunker, der für uns ideal ist. Er ist immer kühl, was Energiekosten spart, liegt zentral, was kurze Wege zu den Ausgabestellen bedeutet, und ist nah an unserem Mittagstisch, was den Ablauf vereinfacht“, erklärte Rehbein und verwies darauf, dass der Bunker bereits seit zwei Jahren und vier Monaten wegen der Sturmschäden eingerüstet sei. „Herr Hansen war an der Arbeit der Tafel sehr interessiert und hat uns eine Zusammenarbeit angeboten. Die Tafel wäre kein geduldeter Mieter, sondern ein Partner, der dauerhaft erwünscht ist.“

Archy Nova will im Bunker 15 Wohnungen zwischen 50 und 140 Quadratmeter anbieten. Die großen Wohnungen werden eine zweite Ebene haben, die über eine Treppe zu erreichen ist. Die kleineren Wohnungen sind Rollstuhl geeignet. Es wird einen Aufzug, mietbare Gästezimmer und ein Restaurant geben. Außerdem sollen im unteren Bereich Gemeinschaftsräume mit Küche zur Verfügung stehen, in denen sich mehrere Parteien zusammenschließen können, um durch gemeinsames Kochen Geld zu sparen und dabei soziale Kontakte zu pflegen.

Die Wohnungen sollen dank großer Fenster hell und freundlich sein und über einen Balkon verfügen. Wellness-Bereiche sind ebenso angedacht, so eine Dachterrasse, ein Fitness-Raum oder eine Bio-Sauna. Für die Kinder soll es einen Garten mit Obstbäumen und Spielgeräten geben. Autos werden im We-House-Modell geteilt und kosten zwei bis drei Euro pro Stunde und um die 17 Cent pro Kilometer. Zwei  E-Lastenräder werden den Bewohnern kostenlos zur Verfügung stehen.

Das We-House wird in einem genossenschaftlichen Eigentumsmodell umgesetzt. Erworben werden immer nur Anteile am Gesamthaus, aber keine bestimmten Wohnungen. Dadurch sollen räumliche Veränderungen, wenn sich Familienverhältnisse ändern, innerhalb der We-Hous-Gemeinschaft unkompliziert ermöglicht werden, Gleichzeit hofft Hansen, Immobilien-Spekulationen zu verhindern. Da die Hausgemeinschaft möglichst viele Dinge gemeinsam nutzt, sollen sich die Haushaltskosten jeder Partei deutlich verringern. Eine App steuert das Sharing-Modell und läuft in Herne, so die Aussage Hansens, bisher einwandfrei.

Die Energie für das Haus soll durch 100 Prozent Ökostrom erzeugt werden. In Frage kommt dafür die Wärme, die durch die Kühlung der Lebensmittel der Krefelder Tafel entsteht und die der Tafel vergütet wird, aber auch die Abstrahlwärme der Funkantenne. Für die Tafel würde eine solche Nutzung die Halbierung ihrer Stromkosten bedeuten.

So begeistert Stadt und Tafel verständlicherweise von den Plänen der Archy Nova GmbH sind, es wird noch dauern, bis der Bunker sich zum Öko-Wohlfühlhaus gemausert hat. Denn zuerst muss ein B-Plan aufgestellt und der Verkauf des Bunkers an den Investor abgewickelt werden.

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