Bürgeranhörung in Krefeld-Bockum Bayerwiese: Massiver Protest im Ratssaal

Bockum · Mit Plakaten, Rufen und Pfiffen protestierten rund 100 Anwohner bei der Bürgeranhörung gegen die Bebauung.

 Bürgeranhörung im vollen Bockumer Rathaus. Die Anwohner der Bayerwiese haben Plakate mitgebracht.

Bürgeranhörung im vollen Bockumer Rathaus. Die Anwohner der Bayerwiese haben Plakate mitgebracht.

Foto: Bärbel Kleinelsen

Ludger Walter, Chef der Bauleitplanung der Stadt Krefeld, hatte an diesem Abend einen schweren Stand. Im überfüllten Bockumer Ratssaal musste er Donnerstag die Planungen der Wohnungsbaugesellschaft Vivawest vorstellen, die bekanntlich auf der Bayerwiese, im grünen Dreieck von Busch-, Scheibler- und Doerperhofstraße,  vier L-förmige Mehrfamilienhäuser bauen möchte.

 Erste Planung: Auf der Bayerwiese werden vier L-förmige Häuser gebaut.

Erste Planung: Auf der Bayerwiese werden vier L-förmige Häuser gebaut.

Foto: Stadt Krefeld

Der Widerstand der Anwohner ist schon jetzt enorm. Obwohl das Bauleitplanverfahren noch in den Kinderschuhen steckt, haben sich die Bockumer bereits formiert und zeigten sich auch an diesem Abend gut vorbereitet. Auf selbst erstellten Plakaten machten sie ihre Meinung deutlich: „Stopp! Keine Bebauung der Bayerwiese!“.

 In der nachgebesserten Variante sind nur noch drei Mehrfamilienhäuser zu sehen.

In der nachgebesserten Variante sind nur noch drei Mehrfamilienhäuser zu sehen.

Foto: Stadt Krefeld

Knapp 100 Bürger quetschten sich in den Saal und verfolgten die Ausführungen von Ludger Walter und der federführenden Mitarbeiterin Katrin Bongert. Ein erstes Zugeständnis von Vivawest konnten die beiden an diesem Abend bereits vermelden. So gibt es  inzwischen auch den Entwurf für eine abgespeckte Bebauung mit „nur“ drei L-förmigen Mehrfamilienhäusern, in denen je nach Bauweise zwischen 50 und 55 Wohneinheiten untergebracht werden sollen.

Eine gute Nachricht war das für die meisten Zuhörer jedoch nicht. Sie wollen überhaupt keine Bebauung und verwiesen in zahlreichen Beiträgen auf die Einzigartigkeit ihrer Siedlung, die Ruhe und ungestörte Natur, die sie durch eine Bebauung in großem Stil gefährdet sehen. Auch zwei Mädchen, die an der Wiese wohnen, baten darum, das Areal so zu erhalten, wie es derzeit ist. „Wir brauchen keine tollen Spielplätze, dafür sind wie sowieso schon zu groß. Aber auf der Wiese, da spielen wir gerne.“

Die Stimmung war aufgeladen. Mehrmals musste Bezirksvorsteher Wolfgang Merkel, der die Bürgeranhörung moderierte, um Ruhe bitten. Verärgert waren die Anwesenden vor allem darüber, dass kein Vertreter der Wohnungsbaugesellschaft vor  Ort war. „Das ist in dieser Phase des Verfahrens so auch nicht vorgesehen“, erklärte Walter den Bürgern, die ihre Einwände trotzdem gern direkt an den Bauherrn gerichtet hätten.

So werde schon jetzt bei Starkregen in diesem Gebiet die Kanalkapazität überschritten und es käme zu Überschwemmungen. Wie solle es dann erst aussehen, wenn noch mehr Wasser in den Kanal geleitet werde, fragten die Anwohner und verwiesen auch darauf, dass die Straßen nicht für so viel zusätzlichen Verkehr ausgelegt seien. Sie befürchten, dass nach einer Bebauung der Charakter des jetzt ruhigen Wohngebiets, in dem Kinder auch auf den kleineren Straßen spielen können, komplett verändert sei.

Ludger Walter verstand die Einwände der Bürger. Aus Sicht der Stadt sei es jedoch auch notwendig, neuen Wohnraum zu schaffen, und es gebe selten ein Gebiet, in dem Anwohner sich über eine Verdichtung der Bebauung freuen würden. Aber irgendwo müssten schließlich neue Wohnungen entstehen.

Dem entgegneten die Anwohner, dass es Städte gebe, die mit solchen Siedlungen wie ihrer Reklame machten und sie als etwas Besonderes, als ein Alleinstellungsmerkmal, hegen und  pflegen würden. In Krefeld hingegen würde man das einzigartige Flair einer solchen Siedlung einfach kaputt machen.

Dem sei nicht so, entgegnete Walter, und verwies einmal mehr darauf, dass noch nichts entschieden und es deswegen auch längst noch nicht klar sei, ob überhaupt gebaut würde. Die Antwort aus dem Publikum: „Verhindern Sie diese massive Bebauung! Denken Sie an die Natur und das Klima des Stadtteils. Über Grünflächen wie die Bayerwiese würde sich die Innenstadt freuen. Dort käme man nie auf die Idee, ein solches Kleinod einfach zu zubauen.“

Ihre Einwände können die Bürger noch bis Ende nächster Woche schriftlich bei der Stadt einreichen. Die Adresse: Fachbereich Stadtplanung, Parkstraße 10, 47829 Krefeld, Zimmer C 328. Weitere Infos unter www.krefeld.de/bauleitplanung

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