Galaabend in Krefeld Modenschau im Klärwerk - da glitzern auch die Männer
Krefeld · Der Gala-Abend im historischen Klärwerk gehörte zu den Glanzpunkten im Stadtjubiläumsjahr. Nicht nur die Mode von Schinke Couture ließ alle Figuren von Size Zero bis Plus Size bestens aussehen. Auch die Show stimmte: Prominente Gesichter und überraschend viel Männerhaut ließen das Publikum johlen.

So schick und modemutig geht es in den Herbst
In der Mode ist die Gleichberechtigung angekommen. Während sich Frauen früher nur in den Kleiderschränken ihrer Partner bedienten, dürfen Männer inzwischen auch mal so glitzern und funkeln wie weibliche Modefans. Wenn Sie am Abend im schwarzen Zweiteiler schillert, als trage sie den kompletten Nachthimmel auf der Haut, kann Er aufs Hemd verzichten und mit Perlen unterm Jackett seine Muskeln zeigen. Frech, originell, atemberaubend schön und meist auch absolut tragbar im Alltag präsentierte Schinke Couture seine Modekollektion für Herbst unter Winter vor einigen Hundert Gästen im Historischen Klärwerk.
In der außergewöhnlichen Kulisse zeigten 40 Models Chices, Raffiniertes und Ausgefallenes für Beruf, Bummel oder den aufsehenerregenden Auftritt. Das Krefelder Couture-Haus feiert im Stadtjubiläumsjahr auch seine eigene Tradition: Es besteht seit 30 Jahren und ist seit 19 Jahren in Krefeld ansässig. So flanierten denn auch eine Reihe von Krefelderinnen und Krefeldern über den Catwalk im Klärwerk („Wir haben in 15 Locations Mode präsentiert, doch keine hatte eine so anrüchige Vergangenheit“, sagt Schinke-Geschäftsführer Alexander Werner). Das Publikum bejubelte Bekannte auf dem Laufsteg: Ballettlehrerin Evelyn Houben, inzwischen 90 Jahre alt, zeigte wie ein schmaler Rock und eine Jacke mit Schößchen eine gute Figur machen; Drummer Waldo Karpenkiel gab den Grandseigneur mit Hute, Fliege und Ton-in-Ton-Ensemble von Hose, Jackett und Weste. Ganz unterschiedliche Typen aus unterschiedlichen Altersgruppen und in unterschiedlichen Gewichtsklassen zeigten in zwei knapp einstündigen Shows, dass Stil keine Frage von Size Zero ist.
Zu den großen Trends des Herbst gehören die klassischen gedeckten Farben Cashmerebeige, Nachthimmelblau, schimmernde Grautöne und Meeresgrün, aber auch aufheiternde Knallfarben: leuchtendes Pink (mutig mit feurigem Rot kombiniert), die Palette der Violett- und Lilatöne, das zeitlose Schwarz-Weiß - und alles frisch kombiniert. Der robuste Norwegerpulli punktet in Pink und Gold. Hemden und Blusen sind weitgeschnitten und aus seidenen Stoffen, Shirts für Männer wie für Frauen figurbetont, oft mit Pailletten bestückt und sexy. Röcke schmal und lang oder kurz und glockig passen sich den Anlässen an. Hosen sind höchstens knöchellang und schmal am Fuß oder üppig weit und überlang.
Es war eine spritzige Show, die auf internationaler Bühne bestanden hätte. Couturier Wolf Schinke hatte manchen kessen Einfall: eine Korsage für Männer, ein „Jeanshemd“, das nur aus schmalen Stoffstreifen besteht, ein Kimono, der auf der Rückseite den Ponzelar trägt.
Höhepunkt jeder Designershow ist das Hochzeitskleid. Schinke hat für Braut und Bräutigam edelschimmernden champagnerfarbenen Seidensatin gewählt und zwei Paare ausstaffiert, die optisch so harmonieren, dass sie nach kurzem Partnerwechsel auch als gleichgeschlechtliche Paare passen.
Wichtigstes Accessoire: der Schal. Der muss unbedingt groß sein, weich, kuschelig und hochwertig, uni oder floral gemustert, klassisch oder mit üppigen Applikationen. Passend dazu stellt das Haus der Seidenkultur zwei Jubiläumsprodukte vor: einen Vagedes-Schal aus Cashmere und Seide gewebt - mit dem Plan der vier Wälle; und einen seidenen Ettl-Schal, der die Krähen, die der Künstler Georg Ettl für den Zaun des Kaiser-Wilhelm-Museums entworfen hat, aufgreift.
Auch 70 Krefelderinnen haben fürs Jubiläum zur Nadel gegriffen und an einem 650 Meter langen Schal mitgestrickt. Die Gruppe Nadelspiel war so ambitioniert, dass statt der benötigten 325 Schals 470 fertig wurden.
Sie waren im Klärwerk zu sehen und werden nun für soziale Projekte verspendet. Auch Schinke Couture spendet: Der Erlös der Moden-Show geht ans Klärwerk für weitere Sanierungsarbeiten. Der Abend war ein Höhepunkt im Jubiläumsjahr, bei dem so viel los ist – und zum großen Teil privat organisiert“, wie Werner betonte.