Krefeld - Fischeln Bauhaus-Neubaugebiet mit kleinen Mängeln

Krefeld · Der Plan zu Fischeln-Südwest fand in der Bezirksvertretung keinen ungeteilten Beifall. Alle Parteien kritisierten die geplante Infrastruktur. 

 Anja Cäsar (Grüne) bemängelte den Lärmschutz.

Anja Cäsar (Grüne) bemängelte den Lärmschutz.

Foto: Grüne

Mit der Vorlage des Bebauungsplanentwurfes 652/I bei der Bezirksvertretung Fischeln (BZV) will die Verwaltung die planungsrechtlichen Voraussetzungen vorantreiben, einen ersten Teilabschnitt in dem rund 24 Hektar großen Areal zwischen Hanninxweg, Willicher Straße und einer geplanten Westumgehung Fischeln zu realisieren. 160 Wohneinheiten sollen in dem Fischeln-Südwest genannten 8,4 Hektar großen Teilabschnitt entstehen. Der zweite Bauabschnitt wird 193 Wohneinheiten umfassen, der dritte 164.

Gestalterisch soll sich der erste Bauabschnitt an Elementen der Häuser Lange und Esters orientieren. So soll der Baubeginn mit dem Bauhaus 100 – Jubiläum zusammenfallen, an dessen Protagonisten Mies van der Rohe wegen seiner architektonischen Hinterlassenschaft in Krefeld besonders erinnert wird.

Nicht alle Fischelner Bürger sind mit den anstehenden Baumaßnahmen einverstanden. Die einen wollen den dörflichen Charakter Fischelns gewahrt sehen, andere befürchteten einen Verkehrskollaps, wenn die bereits übermäßig belastete Kölner Straße mit weiterem Verkehr überzogen werden sollte, andere wiederum bezeichneten die Bauhaus-Architektur als „Plattenbau für Abiturienten“ oder „Brechreiz erregende Zweckarchitektur“. Auch in der BZV Fischeln gab es kritische Stimmen. Anja Cäsar (Grüne) bemängelte den Lärmschutz, der nur durch dreigeschossige Randbauten dargestellt wurde, die obendrein die Belüftung des neuen Viertels unterbrechen würden. Cäsar kritisierte, dass die frei finanzierten Wohnungen mittelständische junge Familien anziehen würden, die alle Gänge, vom Kindergarten bis zum Einkauf, mit dem PKW durchführen würden. Dem wäre das geplante Straßennetz nicht gewachsen, außerdem könnte die Kölner Straße keinen zusätzlichen Parkraum bieten. Johannes Eisenhut (Linke) griff das Stichwort Bauhaus auf: Die Verfolger des Bauhauses hätten Stilelemente des Verfolgten für sich verwendet. Daran müsse man sich erinnern können, indem man in dem neuen Viertel sozialgebundenen Wohnraum anbieten müsse. Jürgen Oppers (SPD) vermisste die Einplanung einer Buslinie, die das Viertel ansteuere und eine stärkere Berücksichtigung von Fahrradtrassen, die Autoverkehr ersetzen könnten. Insgesamt kritisierte Cäsar, dass eine bürgerfreundliche Infrastruktur nicht Teil der Planung sei: „Dies ist ein Fehler, der uns später auf die Füße fallen wird. Aber dann wird es wieder niemanden geben, der dafür verantwortlich ist.“

Als für die Bauleitplanung verantwortlicher Verwaltungschef bezog Ludger Walter die Kritik in seine Erklärungen mit ein. Es ginge um eine moderne Interpretation des Bauhaus-Gedenkens. Das Bauhaus bedeute nicht nur eine Formensprache, sondern auch einen Anspruch an die Nutzbarkeit der Gebäude. Die Bauhaus-Elemente, darunter auch welche der Häuser Lange und Esters, seien nicht abgekupfert, sondern weiterentwickelt worden. Sie ergäben ein Baukastensystem, das bei einer gemeinsamen Architektursprache durch die vielen unterschiedlichen Gebäudeformen interessant wirke. Dabei könnten die Dächer durch Begrünung wie eine fünfte Fassade wirken. Man baue zugunsten von Grünflächen in die Höhe, was eher dorfartig wirke. Außerdem würde sich ein breiter Grünkorridor durch das Viertel ziehen, wodurch der Eindruck einer urbanen Ballung der Häuser vermindert werde.

Die Haupterschließungsstraße könne eine Buslinie aufnehmen; diese sei aber abhängig von Wirtschaftlichkeitserwägungen der SWK. Für die Mehrfamilienhäuser sei eine Tiefgarage geplant, während die Einfamilien- und Doppelhäuser eigene Garagen hätten. Was einen öffentlich geförderten Mietwohnungsbau anginge, so könne die Wohnstätte als Projektbeteiligte hier handeln, denn sie gehöre mehrheitlich der Stadt. Eine Fahrradschnelltrasse sei nicht vorgesehen. Fahrräder und Fußgänger könnten aber über zwei Zuwegungen, darunter der Kütterweg, das Viertel schnell erreichen.

An die Kenntnisnahme der von dem Bauvorhaben berührten Bezirksvertretungen schließt sich die Offenlegung der Planung an. Dann haben die Fischelner Bürger einen Monat Zeit zur Stellungnahme.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort