Krefeld Kaserne: Bauarbeiten vor dem Start

Krefeld · Es ist das größte Wohnprojekt der Stadt: Noch in diesem Jahr sollen die Arbeiten beginnen, die aus dem 120.000 Quadratmeter großen Kasernengelände an der Kempener Allee mehr als 400 Wohnungen machen sollen.

 Zugang zur Kaserne über eine Allee.

Zugang zur Kaserne über eine Allee.

Foto: Sven Schalljo

In eines der größten Wohnungsbauprojekte Krefelds kommt Bewegung. Das ehemalige Kasernengelände an der Kempener Allee soll innerhalb der nächsten drei bis vier Jahre zu Wohnungen mit einiger gewerblicher Nutzung um- und ausgebaut werden. Kleinere Arbeiten begannen bereits, doch das Gros der Umbauten startet in Kürze, sobald die letzten Genehmigungen erteilt sind. Herausfordernd für die Planer ist vor allem der Denkmalschutz: Das ganze Gelände wurde in den 1930er Jahren gebaut und steht vollständig unter Denkmalschutz.

„Wir müssen in unseren Planungen die Struktur der Anlage komplett erhalten. Das gilt für die Erscheinung der Wohnblöcke, aber auch die Straßen oder den Exerzierplatz“, sagt Architekt Rainer Lucas. Er führte auf Einladung der CDU-Ratsfraktion rund 30 interessierte Bürger über das Gelände. 120 Hektar ist dieses groß, umfasst vier ehemalige Mannschaftsgebäude, den früheren Offizierstrakt, Kasino, ein kleines Einkaufszentrum, Panzergaragen und einen 150 Hektar großen Exerzierplatz.

 In diesem Trakt soll ein Gesundheitszentrum entstehen.

In diesem Trakt soll ein Gesundheitszentrum entstehen.

Foto: Sven Schalljo

Die vier Mannschaftswohnblocks sollen dabei als erste Gebäude fertiggestellt werden. Sie werden jeweils zu 40 Wohnungen umgebaut. Diese sollen vom Zwei-Zimmer-Appartment mit 40 Quadratmeter bis zu großen Maisonette-Wohnungen über zwei Etagen mit 160 qm Wohnfläche reichen. Charakteristisch für die Gebäude sind sehr dicke Wände. Selbst die Dachgeschosse sind weitgehend in Beton ausgeführt. Für die späteren Bewohner bedeutet das, dass die schiere Masse der Wände und Decken eine große Dämmwirkung entfaltet. Auch im Sommer bleiben die Einheiten angenehm kühl.

 Auch die Treppen stehen unter Denkmalschutz und müssen erhalten bleiben.

Auch die Treppen stehen unter Denkmalschutz und müssen erhalten bleiben.

Foto: Sven Schalljo

Die Gauben an den Dachschrägen werden vergrößert, dazwischen werden Glaselemente eingefügt, die zur Seite geschoben werden können. Damit ergibt sich für die Dachgeschosse ein Wintergarten-Chrakter. Jede Wohnung auf dem Gelände wird außerdem Barrierefrei ausgeführt und bekommt einen Balkon. Diese werden ohne Träger konstruiert, so dass sie die Optik der Gebäude kaum verändern.

„Ich hoffe, dass wir bereits Ende nächsten Jahres diese vier Wohnblöcke bezugsfertig haben. Das ist ambitioniert, aber ich halte es für machbar“, sagt Lucas. Alle Rohre und Kabel müssen ausgetauscht, das gesamte Kanalsystem erneuert werden. „Wir müssen die Straßen abbauen, neue Kanäle anlegen und dann die alte Struktur wieder herstellen“, erläutert der Architekt. Die Kosten trägt zunächst der Investor aus der Ukraine, der allerdings auf Zuschüsse der Stadt und deren Tochterfirmen hofft.

 Architekt Rainer Lucas vor den Plänen für das Projekt.

Architekt Rainer Lucas vor den Plänen für das Projekt.

Foto: Sven Schalljo

Wichtig ist, dass die Bäume auf dem Gelände erhalten werden. Auch das ist Auflage der Behörden und Wunsch der Planer. Gerade die Allee der Hauptstraße aus alten Walnussbäumen ist in Krefeld einzigartig. In den Gebäuden wird die Grundstruktur ebenfalls erkennbar bleiben. So werden die Treppenhäuser demontiert, aufgearbeitet und wieder installiert. Im zweiten Schritt wird der Exerzierplatz abgetragen und mit einer Tiefgarage unterbaut. Darauf entstehen Neubauten und eine Art Boulevard. Es entsteht eine moderne Fläche mit Grünanteil und einem Spielplatz.

Das Gebäude der ehemaligen Offizierswohnungen soll, so die Pläne, in ein Gesundheitshotel umgewandelt werden. Hier ist allerdings das letzte Wort noch nicht gesprochen. Aufgrund der angrenzenden Gewerbeflächen Richtung Mevissenstraße muss aber Baurechtlich eine Mischnutzung geschaffen werden. Heißt: 30 Prozent der Flächen müssen mindestens für Gewerbe genutzt werden. Neben dem Gesundheitszentrum soll dies durch Arztpraxen, kleinere Geschäfte und einen Nahversorger erreicht werden. Dieser wird in das Gebäude ziehen, das auch während der Nutzung durch die Briten einen Supermarkt beherbergte. Interessenten gäbe bereits mehrere, sagt der Architekt.

Die 400 bis 450 Wohneinheiten aller Größenklassen sollen zum Teil Eigentums- und zum Teil Mietwohnungen werden. Der Schlüssel ist noch nicht bekannt. Auch über die Verkehrsanbindung wird noch beraten. Die Planer rechnen damit, dass drei Jahre, nachdem der Bebauungsplan rechtskräftig ist, alle Arbeiten abgeschlossen sein werden. Dann wird das Gelände rund 1000 Menschen ein zu Hause bieten und die nationalsozialistische Architektur einer friedlichen Nutzung zugeführt, die hilft, den angespannten Wohnungsmarkt in der Stadt langsam zu entzerren.

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