Bandoneonfestival in Krefeld Bach auf dem Bandoneon

Krefeld · Beim ersten Konzert des Bandoneonfestivals gab es eine Hommage an Piazzolla - und zur Überraschung des Publikums auch Bach und Vivaldi.

 William Sabatier (Bandoneon) und Friedemann Wuttke (Gitarre) eröffneten das Festival in der Heeder.

William Sabatier (Bandoneon) und Friedemann Wuttke (Gitarre) eröffneten das Festival in der Heeder.

Foto: Thomas Lammertz/Lammertz, Thomas (lamm)

Astor Piazzolla hat mit seinem Tango Nuevo viel für die Popularität des Bandoneons getan. Da ist es nur billig und recht, beim Krefelder Bandoneon-Festival an ihn zu erinnern. Auch wenn noch andere Komponisten auf dem Programm standen: vor vollen Stuhlreihen würdigten im Kulturzentrum Fabrik Heeder William Sabatier (Bandoneon) und Friedemann Wuttke (Gitarre) vor allem den großen argentinischen Komponisten und Bandoneon-Spieler. Es war ein würdiger Abend, mit dem das Bandoneon-Festival startete.

Die ersten Piazzolla-Takte der „Introduccion“ übernahm dezent die Gitarre. Damit wurde gleich zu Beginn klargestellt, dass beide Instrumente zu ihrem Recht kamen und nicht eins dem anderen untergeordnet wurde. Nicht nur zwei Solostücke boten beiden Spielern Gelegenheit, ihr Können unter Beweis zu stellen. Wuttke gab seinen solistischen Einstand mit einer Etüde (Nr. 11) des Brasilianers Heitor Villa-Lobos, Sabatier mit „Uno“ des Argentiniers Mariano Mores. Virtuose Glanzlichter setzten beide darüber hinaus auch in den Duos.

Es war aber nicht nur die Beherrschung der Instrumente, die beeindruckte, es war auch die authentische Musikalität. In Piazzollas Musik steckt viel Melancholie. Die darf aber nicht matt und temperamentlos wirken. Genau darauf achtete Piazzolla, und auch Sabatier hatte den Dreh raus. Einerseits verstand er sich auf das weiche, lyrische Spiel. Andererseits wusste er aber auch durch scharfe Akzentuierungen, gewissermaßen durch „Hacken“ einzelner Töne eine bewusste Härte ins Spiel zu bringen.

Anders als beim konventionellen Tanz-Tango wird der Grundrythmus beim Tango Nuevo nicht durchgehend gehämmert, sondern oft nur angedeutet. Aber er ist doch immer dabei, er schimmert immer durch. Auch das war mustergültig zu hören.

Das Programm berücksichtigte auch verschiedene Schattierungen im Schaffen Piazzollas. Vitale Schaffenskraft steckt in „Las Quatro Estaciones Portenas“, seinen vier Jahreszeiten. In denen verband er, von Vivaldi angeregt, miteinander Elemente von Tango, Klassik und Jazz. Das war zu hören in den beiden Sätzen Frühling („Primavera Portena“) und Sommer („Verano Portena“.)

Davon unterschieden sich die „Five Tango Sensations“, die Piazzolla nach schwerer Krankheit schrieb und die als sein „musikalischer Abschied vom Leben“ verstanden wurden. Sie klangen noch melancholischer, da war schon Depression spürbar.

Vom Südamerikanischen ins Europäische führten zwei langsame Sätze. Bei Bach („Air“) übernahm das Bandoneon, bei Vivaldi („Largo) die Gitarre die melodische Führung. Für den begeisterten Beifall bedankten sich die Musiker mit zwei Zugaben.

Claudio Constantini und Hernán Hock spielen beim 13. Bandoneon-Festival am Mittwoch, 26. September, um 20 Uhr in der Fabrik Heeder, Virchowstraße 130. Das Konzert ist bereits ausverkauft.

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