Bach-Oratorium in Krefeld Gottesdienst voller Ängste und Sorgen wegen der Pandemie

Ohne äußeren Glanz und ganz zurückgenommen, erlebten die Besucher einen „Musikalischen Gottesdienst“ in der Hülser Kirche St. Cyriakus.

 Die Kirche St. Cyriakus in Hüls.

Die Kirche St. Cyriakus in Hüls.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

 Wie sehr die Menschen – trotz Abstandspflicht und Mund-Nasen-Schutz – Live-Musik und Gemeinsamkeit vermissen, zeigte sich wieder einmal beim weihnachtlichen Gottesdienst, bei dem die nach Corona-Regeln verfügbaren Plätze in der weitläufigen Kirche St. Cyriakus in kürzester Zeit vergeben waren. Pfarrer Paul Jansen stellte seine Meditation unter den allzu oft verdrängten, da schwer zu ertragenden Gedanken, dass Krippe und Kreuz untrennbar miteinander verbunden sind. Der Marienaltar in St. Cyriakus führt diese unbequeme Wahrheit eindringlich vor Augen.

Als Beispiele nannte Pfarrer Jansen das Jahr 1870, in dem das Gotteshaus in Hüls vollendet wurde – mitten im Deutsch-Französischen Krieg. 1945, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, wurde unter ärmlichen Bedingungen in der gottlob nur wenig zerstörten Kirche wieder Gottesdienst gefeiert, und jetzt kommt die durch notwendige Vorschriften reduzierte Gemeinde zusammen – voller Ängste und Sorgen wegen der Pandemie. Ein wirksamer Trost, so der Prediger, kann in solchen Situationen die Musik sein.

Dafür hatte Kantor Heinz-Peter gesorgt, der – neben seiner Ehefrau, der Querflötistin Barbara Kortmann – ein Gesangsquartett aus Hochschulabsolventen verpflichtet hatte: Xenia von Randow, Sopran; Johanna Wehrhahn, Mezzosopran; Jeffery Krueger, Tenor und Justus Seeger, Bass. Sie alle erfreuten mit Auszügen aus den ersten drei Kantaten des „Weihnachtsoratoriums“ von Johann Sebastian Bach – im Fokus standen diesmal die Hirten.

Zur Einstimmung erklang die „Sinfonia“, die den zweiten Teil des großartigen Opus des Thomaskantors einleitet. Kortmann hatte sie für Querflöte und Orgel bearbeitet und begleitete die edlen Flötensoli mit ausgesuchten Registern seiner prachtvollen Orgel so einfühlsam, dass sogar die Oboen und Oboe d‘amore – Stimmen des Originals zu vernehmen waren.

Jeffery Krueger wagte sich mit erstaunlicher Koloraturgewandtheit an die halsbrecherische Arie „Frohe Hirten“, im Tempo allerdings nicht immer einig mit dem brillant musizierten Querflötensolo. Johanna Wehrhahn verband in der von Zuversicht geprägten Arie aus der dritten Kantate „Schließe, mein Herz, dies selige Wunder fest in deinem Glauben ein“ fesselnde Gestaltung mit den ausdrucksvollen Farbschattierungen ihres ausgeglichenen Mezzosoprans.

In den diversen Chorälen und im festlichen, die dritte Kantate eröffnenden und beschließenden Chorsatz „Herrscher des Himmels“ erreichten Mezzosopran, Tenor und Bass beachtliche stimmliche Ausgeglichenheit. Darüber strahlte Xenia von Randows intonations- und höhensicherer Sopran, der sich allerdings um der Homogenität willen in der Höhe häufiger hätte zurückhalten sollen.

Die Zuhörer wurden am Schluss nicht müde, allen Mitwirkenden mit ausgiebigem Applaus ihren Dank zu bekunden für eine Stunde, die so manche drückende Sorge für einige Zeit vergessen ließ.

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