„Menschenmüll“-Debatte „Jeder ist ein König“ – Bekenntnis zur Würde von Drogenabhängigen

Krefeld · Es sind Holzfiguren, die alle eine Krone tragen: Geschaffen hat sie ein Diakon, der damit das Thema seines Lebens gefunden hat. Die evangelische Kirche hat eine Ausstellung mit diesen Figuren nach Krefeld geholt – sie versteht das als Statement gegen das Wort „Menschenmüll“ als Bezeichnung für Drogenabhängige.

 „Jeder ist ein König“: Alle Figuren haben eine Krone. Zu sehen sind sie in Krefeld im Kirchenladen, Ostwall 126.  

„Jeder ist ein König“: Alle Figuren haben eine Krone. Zu sehen sind sie in Krefeld im Kirchenladen, Ostwall 126.  

Foto: Jens Voss

Alle Figuren haben eine Krone,  alle haben individuelle Züge, und alle sind freundlich: Die Holzfiguren, die zurzeit im neuen Kirchenladen der evangelischen Kirche am Ostwall 126 zu sehen sind, haben allesamt eine Botschaft im Gepäck: „Jeder Mensch ist ein König.“ Mit diesen Worten erläutert Citykirchen-Pfarrer Falk Schöller das Anliegen der Figuren. Diakonie und evangelische Kirche haben sie nach Krefeld geholt. Sie sollen in der Debatte um das Wort „Menschenmüll“ ein Statement, ein Bekenntnis sein. Bekanntlich hat eine Opernjury das Wort gewählt, um in drastischer Zuspitzung die Zustände auf dem Theaterplatz zu kritisieren. Die Königsfiguren sollen dagegen einschärfen, dass jeder Mensch eine unvergängliche Würde hat. „Es ist schon klar, dass die Jury mit dieser Wortwahl Drogenabhängigen nicht die Menschenwürde absprechen wollte, aber dieser Begriff geht einfach zu weit“, erläutert Barbara Schwahn, Superintendentin des Kirchenkreises Krefeld-Viersen, als sie die Ausstellung zusammen mit Falk Schöller und  Karsten Ludwig von der evangelischen Diakonie vorstellte. „Menschenmüll“ ist wohl ein Wort, das  mehr die verletzt, deren Lage man anprangern will, als es die Sache erhellt, um die man streitet.

Geschaffen hat die Figuren ein katholischer Diakon aus Bonn, der in seinem ersten Leben Tischler war, über Umwege zur Theologie und schließlich zum  Schnitzen gekommen ist. Ralf Knoblauch, verheiratet und Vater von drei Kindern, kam die Idee zu den Figuren bei einem Kroatienurlaub, als er ein Stück Treibholz am Strand entdeckte und in dem Fundstück eine Königsfigur sah. Er hat das Stück bearbeitet, bis die Figur herausgearbeitet war – und so den Prototyp für seine Königinnen und Könige geschaffen. Seitdem arbeitet Knoblauch Morgen für Morgen zunächst an einer Figur, bevor er in den Tag geht. Im Schnitt entsteht pro Monat eine Figur – übrigens Könige wie Königinnen. Sie alle verkörpern die schlichte Botschaft von der allen Menschen zukommenden Würde.

Bisher sind mehr als 400 Figuren entstanden. Viele von ihnen werden zu Ausstellungen wie in Krefeld ausgeliehen oder wandern in alle Welt: Sie befinden sich mittlerweile in 190 Orten auf fünf Kontinenten – Orte, an denen die Menschenwürde in Gefahr ist oder beschützt wird, Orte wie das griechische Flüchtlingslager Moria  oder  das Seenot-Rettungsschiff Alan Kurdi  im Mittelmeer. Für Knoblauch symbolisieren seine Figuren ein würdevolles Leben ebenso wie würdevolles Sterben – denn auch in Hospizen  finden sich seine Könige.

Käuflich seien sie nicht, betont Pfarrer Schöller, sie gehen nach einiger Zeit wieder zurück nach Bonn. Bis dahin kann man sich im Kirchenladen auch im Vorbeigehen einen Eindruck von ihnen und unser aller Königswürde verschaffen.

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