Foto-Ausstellung „Stille Orte“ sind heute nicht mehr still

Krefeld · „Sucher und Finder“ ist die erste große Retrospektive des Fotografen und Gestalters Volker Döhne überschrieben. Die Ausstellung im Kaiser-Wilhelm-Museum blickt auf 42 Jahre künstlerischer Arbeit.

 Volker Döhne, der „Sucher und Finder“.

Volker Döhne, der „Sucher und Finder“.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Über 150 Fotos aus den Augen von Volker Döhne: Es ist eine äußerst sehenswerte Ausstellung im Kaiser-Wilhelm-Museum, mit der ein Blick auf 42 Jahre künstlerischer Arbeit geworfen wird. „Sucher und Finder“ ist die erste große Retrospektive des Fotografen und Gestalters, der 38 Jahre am KWM gewirkt hat.

Das Museum zeigt in der ersten Etage 15 fotografische Reihen und dazu Plakate, Kataloge und Künstlerbücher, die Döhne entworfen und teilweise auch selbst gefertigt hat. Volker Döhne wurde 1953 in Remscheid geboren, absolvierte nach der Schule eine Lehre als Schriftsetzer und studierte anschließend, in den 70er Jahren, an der Kunstakademie in Düsseldorf bei Bernd Becher. Becher und seine Frau Hilla begründeten mit ihren Aufnahmen von Fachwerkhäusern und vor allem Industriebauten aus der Region in jener Zeit die Düsseldorfer Fotoschule. Sie zeichnet sich durch sachliche Konzepte und strenge Formauffassung aus.

Dass die Bechers seine Lehrer waren, sieht man Döhnes Fotografien an. Aber, das betonte Museumsleiterin Katia Baudin, „man erkennt in seinen Arbeiten die Systematik der Beobachtungen. Und man sieht auch die Seele und die Persönlichkeit.“ Döhne habe sich von den strengen Formen der Bechers weiterentwickelt.

 Die Fotoserie von Volker Döhne zum Golfclub von Mies van der Rohe. Der Entwurf des Gebäudes wurde als 1:1-Modell auf dem Egelsberg errichtet.

Die Fotoserie von Volker Döhne zum Golfclub von Mies van der Rohe. Der Entwurf des Gebäudes wurde als 1:1-Modell auf dem Egelsberg errichtet.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Im Museum sind zwölf Reihen gehängt, die sich jeweils einem Thema widmen und auch sehr viel Witz enthalten können. So zum Beispiel eine über Eck gehängte Folge von Blicken auf die Rückbänke von Autos. Döhne hat hier eine erstaunliche Fülle von bemerkenswerten Beladungen der Pkws zusammengestellt. Übrigens in Farbe, womit er aus der Becher-Schule heraustrat.

„Ohne Titel. Bunt“ hat er eine Reihe benannt, auf der die Neonfarben Gelb, Grün, Orange für Autos hervorstechen. Kleine Wagen – große Wirkung. Sehr viel hat er sich mit Architektur befasst: „Stille Orte“ inzwischen mit Sicherheit verschwunden, „Kleine Eisenbahnbrücken“ aus der Region oder der Krefelder „Westwall“ zeigen Döhnes liebevollen Blick auf alltägliche Dinge. Womit er sicher auch ein „Weißt Du noch?“ oder „Ach, ja!“ beim Betrachter hervorruft.

Drei weitere Werkreihen befassen sich in Sonderheit mit dem Architekten Mies van der Rohe. Fotos von seinen Bauten in der Seidenstadt bilden die erste, der Golfclub auf dem Egelsberg (2013) die zweite und „Moving Mies“, die sich mit der Renovierung der Villen befasst, die dritte. Diese Aufnahmen sind derzeit auch in großem Format auf Krefelder Litfaßsäulen zu sehen – Döhne ist also auch in der Stadt präsent. „Sein privater Blick ragt in den öffentlichen Raum hinein“, sagt dazu Sylvia Martin. Die stellvertretende Leiterin des KWM hat die Ausstellung kuratiert. Beeindruckend ist auch der Blick auf zwei Plakatwände: „Hier sind 38 Jahre Arbeit zu sehen“, sagt der Gestalter zufrieden. Von den zahlreichen Kunstbüchern aus seiner Hand befasst sich eines mit Gursky: „Als ich das für meinen Kommilitonen gestaltet habe, kannte ihn noch kaum einer“, sagt Döhne. Auch Candida Höfer war in dieser Klasse. Unbedingt sehenswert!

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