Krefeld Holterhöfer kämpfen um Ortseingangsschild

Holterhöfe · Die Anrather Straße wurde neu gebaut, die Ortseingangsschilder wurden abgebaut: Anwohner wollen die Schilder zurück haben — auch, um Rasern Einhalt zu gebieten. Denn Tempo-Bußgelder innerorts sind höher.

 Auch der Rahmen des ehemaligen Ortseingangsschildes ist inzwischen  abgebaut worden. Das sorgt für Zorn unter den Anwohnern, denn die gut ausgebaute Straße, auf der Tempo 50 vorgeschrieben ist, gilt als Raserstrecke.

Auch der Rahmen des ehemaligen Ortseingangsschildes ist inzwischen  abgebaut worden. Das sorgt für Zorn unter den Anwohnern, denn die gut ausgebaute Straße, auf der Tempo 50 vorgeschrieben ist, gilt als Raserstrecke.

Foto: Ulrich Strach

Über die Frage, ob die Anrather Straße vor Holterhöfe eine Ortsdurchfahrt ist, oder nicht, gibt es Streit. Seit dem Neubau der Straße im vergangenen Jahr, die um einige Meter verlegt wurde, fehlt auf der nach Krefeld gerichteten Seite das Ortseingangsschild. Das Schild auf der anderen Seite Richtung Anrath wurde jüngst abmontiert. Das erregt die Gemüter der Anwohner, die das nicht hinnehmen wollen. Sie befürchten vor allem, dass die gut ausgebaute Straße zum Rasen einlädt.

Birgit Hentschel vom Bürgerverein Holterhöfe sagt: „Wir waren vor dem Straßen-Neubau eine geschlossene Ortschaft und wollen es auch wieder sein.“ Bei dieser Forderung geht es um zwei Dinge: Zum einen erhoffen sich die Holterhöfer, dass das gelbe Ortseingangsschild Autofahrer dazu ermahnt, die vorgeschriebene Geschwindigkeit Tempo 50 einzuhalten. Denn die Bußgelder für Geschwindigkeitsüberschreitungen innerorts sind deutlich höher, als für zu schnelles Fahren außerorts. Zum anderen soll die Beschilderung identitätsstiftend wirken, vor allem, weil Holterhöfe rechts und links der Anrather Straße liegt. „Ich werde es nicht hinnehmen das Holterhöfe ‚auseinander gepflückt‘ wird“, macht Hentschel deutlich. Denn das sei „ganz und gar nicht im Interesse der Mitbürger“. Es sei „lächerlich und beschämend zugleich“, dass keiner in der Lage sei, einen Ortsteil von Krefeld richtig zu beschildern, meint Hentschel.

 Ein Bild aus dem Sommer 2018, als das Schild noch stand.

Ein Bild aus dem Sommer 2018, als das Schild noch stand.

Foto: Carola Puvogel

Seit Monaten haben die Holterhöfer mit Eingaben an die Krefelder Verwaltung und Ortsterminen mit Mitarbeitern des Tiefbauamts versucht, den Zustand vor Umbau der Straße wiederherzustellen oder wenigstens eine Information zu erhalten. Vergeblich. „Eine Antwort auf unsere Anfragen, zum Beispiel in der Einwohnerfragestunde der Bezirksvertretung, haben wir nicht erhalten“, berichtet Hentschel. Stattdessen wurde das verbleibende Schild – und vor wenigen Tagen der Schild-Rahmen – ebenfalls abmontiert. Ulrich Strach, der zufällig vor Ort das Geschehen verfolgte, berichtet: „Der Mitarbeiter von Straßen NRW sagte mir, die Anrather Straße vor Holterhöfe sei noch nie Ortsdurchfahrt gewesen und man hätte ja wohl genug Tempo-50-Schilder aufgestellt, um auf die vorgeschriebene Geschwindigkeit aufmerksam zu machen.“ Dass die Tempo-50-Schilder allein reichen, daran glaubt Birgit Hentschel nicht. Schon vor dem Straßen-Neubau hat der Bürgerverein mit verschiedenen Aktionen darum gekämpft, Autofahrer zum Einhalten der Geschwindigkeit zu bewegen. Auf eigene Kosten wurde eine Geschwindigkeit-Messtafel angebracht. Viel Aufmerksamkeit hatte auch das „Guerilla-Parken“ bekommen: Anwohner, die es leid waren, dass vor ihren Häusern mit Geschwindigkeiten von über 100 Stundenkilometern gefahren wurde, wo 50 erlaubt waren, hatten ihre Autos am Straßenrand geparkt, um den Verkehr zum langsamen Fahren zu zwingen.

 Der Bürgerverein Holterhöfe, v.l. Vorsitzender Dieter Hentschel, Ulrich Strach und Birgit Hentschel, kämpft gegen Raser und hat schon vor einigen Jahren eine Geschwindigkeit-Messanlage an der Anrather Straße installiert.

Der Bürgerverein Holterhöfe, v.l. Vorsitzender Dieter Hentschel, Ulrich Strach und Birgit Hentschel, kämpft gegen Raser und hat schon vor einigen Jahren eine Geschwindigkeit-Messanlage an der Anrather Straße installiert.

Foto: Strücken

Das sorgte, wie seinerzeit berichtet, für viel Wirbel. Das Ordnungsamt verteilte Knöllchen – nach Meinung der Beteiligten unberechtigterweise, weil die Straße ja innerhalb der Ortschaft liege. Forderungen des Bürgervereins, im Zuge des Neubaus direkt Verengungen am Ortseingang einzubauen, verhallten ungehört. Sorgen macht sich der Bürgerverein auch um die Sicherheit von Schulkindern, die die Anrather Straße überqueren müssen, um zur Bushaltestelle zu gelangen.

„Wenn die Ortseingangsschilder nicht wieder aufgestellt werden, wird es hier nimmer mehr eine ordentliche Ortschaft sein, sondern nur noch eine Raser-Durchfahrtsstraße die jetzt, nach dem Umbau, das Prädikat „neu & griffig & rasant“ erhalten hat“, schreibt Strach in einer Mail an den Bürgerverein.

Die Stadt teilte auf Anfrage mit, Straßen NRW sei zuständig. Straßen NRW wiederum teilte knapp mit, die Sache sei noch nicht endgültig entschieden, man befinde sich in einem Abstimmungsprozess mit der Stadt Krefeld. Warum der Schildrahmen dennoch entfernt wurde, ließ die Behörde offen.

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