Angebot der Bürgerinitiative St. Josef Hilfe, ich habe ein Formular

Krefeld · Wie ging das noch mal mit dem Elterngeld? Was muss alles in den Stromvertrag? Ein Angebot der Bürgerinitiative St. Josef hilft in der Südstraßen allen, die sich mit deutscher Bürokratie schwer tun. Der Andrang ist groß.

 Die Ecke, das ist das Nachbarschaftswohnzimmer der Bürgerinitiative „Rund um St. Josef“: Dort bieten Wasiliki Kragiopoulou und Khaoula Bouaouda ehrenamtlich Hilfe, beim Umgang mit Formularen und den Behörden.

Die Ecke, das ist das Nachbarschaftswohnzimmer der Bürgerinitiative „Rund um St. Josef“: Dort bieten Wasiliki Kragiopoulou und Khaoula Bouaouda ehrenamtlich Hilfe, beim Umgang mit Formularen und den Behörden.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Es ist 17 Uhr und Khaoula Bouaouda hängt schon wieder in der Warteschleife. „Bitte haben Sie einen Moment Geduld, all unsere Mitarbeiter sind gerade im Gespräch“, tönt es aus ihrem Handy. Diesmal ist es ein großer deutscher Energieversorger. Vor Bouaouda auf dem Tisch liegen drei Rechnungen, alle aus demselben Monat. Neben ihr eine junge Frau mit Kopftuch, die Briefe sind an sie adressiert, Bouaouda und sie sprechen Arabisch miteinander. „Gerade wollen wir herausfinden, warum sie den Strom drei Mal bezahlen soll“, sagt Bouaouda.

Seit einer Stunde sitzt sie in der Ecke, dem Nachbarschaftswohnzimmer der Bürgerinitiative „Rund um St. Josef“. Es ist Formularhilfe, so wie jeden Mittwochabend, wenn Bouaouda für zwei Stunden herkommt. Ehrenamtlich unterstützt sie Migranten und viele ältere Menschen, die Probleme mit Formularen der deutschen Behörden haben. „Viele Menschen kennen diese Art der Bürokratie, die wir in Deutschland haben, nicht aus ihren Heimatländern“, sagt Bouaouda. Sie hilft beim Ausfüllen von Dokumenten, beim Entschlüsseln so mancher kryptischer Formulierung der Ämter und ruft dort auch schon mal an, wenn es so gar nicht klappen will.

Schon wieder werden an diesem Mittwoch wohl nicht alle Hilfesuchenden dran kommen, es sind einfach zu viele. Im Wartebereich sitzen sechs Leute, ständig kommen mehr Menschen in den bunt gestrichenen Raum an der Südstraße/Ecke Tannenstraße. Dann meldet sich jemand am Telefon von Bouaouda. Es stellt sich raus: Alles gut. Eine Rechnung war für den Gasanschluss, die andere für den Strom und die dritte nur ein Missverständnis. Problem gelöst. Nächster. Am anderen Tisch sitzt Wasiliki Kragiopoulou. Sie koordiniert die Formularhilfe zusammen mit Bouaouda. „Oft sind es Rechnungen, Briefe vom Jobcenter oder der Familienkasse, die bei uns landen“, sagt die 46-jährige Kragiopoulou, die neben Deutsch und Englisch auch Griechisch spricht. Ihre Kollegin Bouaouda deckt Arabisch ab. „Damit können wir hier eigentlich fast allen helfen.“

Mehr als 200 Leuten wurden hier bei ihren Anliegen unterstützt, seit die Formularhilfe Ende 2016 gestartet wurde. Um welche Behörde es geht, ist egal, die beiden Frauen unterstützen bei allen Problemen, ausgenommen sind nur zwei Dinge: Das Finanzamt und alles Juristische. „Das dürfen wir auch gar nicht“, sagt Kragiopoulou.

Gerade sitzt ein junger Mann mit seiner Mutter bei ihr, es geht – mal wieder – um die Familienkasse. Der Mann will für seine Tochter Elterngeld, weiß aber nicht, was er auf dem Antrag alles ankreuzen muss.  Warum er hier ist? „Man versteht diese Schreiben zum Teil einfach nicht mehr. Und es gibt keine andere Stelle in Krefeld, die so umfangreich bei allen Formularen hilft“, sagt der Mann. „Überall wurde mir erzählt, dass ich hierher kommen soll.“ Kragiopoulou geht mit ihm das Formular durch, es sind fünf Seiten, sie zeigt auf die Felder, wo der Mann sein Gehalt eintragen muss, die Nebenkosten, Angaben zum Vermögen, noch eine Unterschrift hier, zusammentackern, fertig. „War gar nicht so schwer“, sagt er und lacht.

Der Mann war zum ersten Mal da, viele Leute kommen aber immer wieder, berichtet Kragiopoulou. „Mittlerweile gibt es auch einige ältere Menschen, denen wir die Funktionen ihrer Smartphones erklären.“ Unterdessen setzt sich Bouaouda zu zwei jungen Frauen, die nun an der Reihe sind. Sie sind Stammgäste und kommen regelmäßig mit Formularen in die Ecke. Diesmal geht es ums Kindergeld. Bouaouda nimmt ihr Handy und wählt die Nummer der Familienkasse. „Willkommen bei der Bundesagentur für Arbeit. Wir bringen Sie weiter“. Warteschleife.

Fazit: Der Abend wird noch lang. So wie an jedem Mittwoch in der Ecke.

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