Socialmediaprojekt in Krefeld So wirbt die Altenhilfe bei Instagram um Fachkräfte

Krefeld · Die evangelische Altenhilfe Krefeld lässt Auszubildene über Instagram werben. Dort stellen junge Leute in Eigenregie ihr Arbeitsleben und generell den Beruf der Pflegekraft vor, um Menschen für diese Tätigkeit zu begeistern.

 Die Evangelische Altenhilfe Krefeld setzt bei der Suche nach neuem Personal auf Werbung über das soziale Netzwerk Instagram.

Die Evangelische Altenhilfe Krefeld setzt bei der Suche nach neuem Personal auf Werbung über das soziale Netzwerk Instagram.

Foto: Instagram/Instagram/Screenshot

Der Mangel an Pflegepersonal ist auch in Krefeld massiv zu spüren. Zum Teil werben Pflegedienstleister sich mittels horrender Geldsummen gegenseitig Fachkräfte ab. Die Evangelische Altenhilfe Krefeld will das Personalproblem nicht mit Hilfe von Abwerbemethoden lösen, sondern sie setzt auf das soziale Netzwerk Instagram. Dort stellen Auszubildende in Eigenregie ihr Arbeitsleben und generell den Beruf der Pflegekraft vor, um junge Menschen für diese Tätigkeit zu begeistern. Es sind momentan circa 150 Abonnenten, doch der Geschäftsführer der Evangelischen Altenhilfe Krefeld, Jens Drießen, und seine socialmedia-begeisterten Auszubildenden haben sich weitaus höhere Ziel mit ihrer Instagram-Seite „altenhilfe_rockt“ gesetzt.

„Viele Pflegedienstleister sind bereits auf den Socialmediaplattformen vertreten. Jedoch beruht die Darstellungsweise oftmals auf einer starren und unpersönlichen Form. Wir haben uns für ein anderes Modell entschieden, um junge Menschen direkt anzusprechen“, erklärt Drießen. Das laut Evangelischer Altenhilfe deutschlandweit bisher einzigartige Modell speist sich vor allem dadurch, dass die zehn Abzubildenden, die die Instagram-Seite bespielen, in Eigenregie die Inhalte erstellen. Diese Inhalte sind mit der Geschäftsleitung weder besprochen, noch werden sie im Nachgang zensiert. Die zehn Instagram-Akteure wurden zwei Tage durch ein professionelles Social-Media-Training auf ihre online Tätigkeit vorbereitet und haben sich anschließend eigenständig einen Verhaltenscodex für ihre Beiträge gegeben.

Neben zahlreichen privaten Fotos, Videos und vielen Textinhalten spiegeln die angehenden Fachkräfte einen direkten und persönlichen Einblick in ihren jeweiligen Berufsalltag wider. Auf dem Instagram-Kanal befinden sich unter anderem arbeits- und fachbezogene Beträge, aber auch lustige Videos, die eine völlig andere Seite dieses Berufes zeigen. Ziel der Öffentlichkeitsarbeit ist es letztendlich, jungen Menschen einen langfristigen Einblick in diese Berufswelt zu geben und letztendlich sie für einen Pflegeberuf zu begeistern.

„Es ist uns sehr wichtig, dass wir das Bild und die vielen Klischees innerhalb der Gesellschaft über die Pflege ein Stück weit verändern können. Wenn man auf der Straße Leute fragt, was sie mit dem Pflegeberuf direkt verbinden, dann wird man vor allem zwei Sachen immer wieder hören: den Hintern abputzen und alte Menschen betüddeln. Dies gehört zwar auch zu unserem Beruf, jedoch ist dies bei weitem nicht alles“, sagt Christian, einer der zehn socialmedia-begeisterten Auszubildenden. Abseits der Hygiene und der Unterhaltung der älteren Herrschaften ist vor allem der medizinische Aspekt der Altenpflege in den vergangenen Jahren massiv angestiegen.

Hinzu kommt, dass der Fachkräftemangel in dieser Berufssparte bereits gravierende Auswüchse angenommen hat. „Es werden zum Teil hohe Geldsummen gezahlt, um Fachpersonal abwerben zu können. Wir wollen uns diesem Konkurrenzdruck nicht beugen, sondern an die Wurzel des Problems gehen und wieder mehr junge Menschen für diesen Beruf begeistern“, so der Geschäftsführer der Evangelischen Altenhilfe Krefeld.

Die 31-jährige Lisa und ihre neun Jahre jüngere Kollegin Michelle konnten sich für das Socialmediaprojekt direkt begeistern. Die angehenden Pflegerinnen dokumentieren mit viel Herzblut regelmäßig ihren Arbeitsalltag auf Instagram. „Ich pflege eine ältere Dame ambulant. Bei einer meiner Visiten war die Rentnerin nicht gut gelaunt und etwas depressiv. Um sie aufzumuntern, habe ich mit meinem Smartphone sie und mich gefilmt und einen Katzenfilter währenddessen mitlaufen lassen. Das hat sie so erfreut, dass nicht nur ihre Laune besser wurde, sondern sie auch gleich angefangen hat über die Liebe ihrer Familie zu diesem Tier zu erzählen. Sie hat anschließend das Handy als Wundergerät bezeichnet“, erklärt die angehende Pflegerin Lisa.

Michelle hatte vor dem Beginn ihrer Ausbildung bei der Evangelischen Altenpflege für einen privaten ambulanten Pflegedienstleister gearbeitet. „Was ich besonders an meiner jetzigen Tätigkeit schätze, ist, dass man Zeit hat, um einfach Mal zuzuhören oder jemanden Mal extra was Gutes zu tun. Man muss nicht, wie bei vielen anderen Pflegedienstleistern, hektisch und getrieben von einem zum anderen Patienten stürmen. Grade dieser Umstand in vielen Betrieben schreckt viele von unserem Beruf ab“, sagt die junge Frau. Die Instagram-Seite der zehn angehenden Pflegekräfte „altenhilfe_rockt“ ist nach einer vierteljährigen Vorbereitungsphase online und kann auf dem sozialen Netzwerk bereits eingesehen und ihr gefolgt werden.

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