Krefeld Alte Feuerwache als „Elisabeth-Höfe“
Krefeld · Der Finanzausschuss favorisiert den Krefelder Wolf-Reinhard Leendertz als Käufer für die alte Feuerwache. Leendertz will in dem denkmalgeschützten Bau ein Ensemble mit Wohnungen, Büros und Gastronomie schaffen.
Die 110 Jahre alte Feuerwache an der Florastraße wird voraussichtlich an den Krefelder Unternehmer Wolf-Reinhard Leendertz verkauft. Sein Konzept sieht vor, aus dem in Teilen denkmalgeschützten Komplex ein Quartier mit modernem Wohnraum, Büroflächen und Gastronomie zu machen. Entstehen soll eine stilvolle Mischung aus denkmalgerecht sanierten Altbauten und Neubauten mit Zwei- bis Vier-Zimmerwohnungen. Der Finanzausschuss des Rates ist gestern Abend in nichtöffentlicher Sitzung der Empfehlung der Verwaltung gefolgt und hat Leendertz’ Konzept als Top-Favorit unter den Verkaufsangeboten gesetzt. Allerdings gibt es noch vertragliche Details, die ausverhandelt werden müssen, bevor es zum Verkauf kommt.
Leendertz ist in der Stadt bereits mit seinem Mies van der Rohe Business Park als jemand hervorgetreten, der ein Faible dafür hat, historische Bausubstanz denkmalgerecht zu sanieren und durch moderne Nutzungskonzepte zu bewahren. So enthält sein Konzept für die Feuerwache auch ein Bekenntnis zu Krefeld: „Krefeld liegt mit persönlich am Herzen“, schreibt er, „hier bin ich seit Generationen verwurzelt.“
Die 110 Jahre alte Feuerwache wird in dem Konzept dann auch als „bedeutender stadthistorischer Wert“ und „wichtiger Identifikationspunkt“ gewürdigt. Die Investition soll 21,6 Millionen Euro umfassen. Am Ende sollen Neubauwohnungen mit einer Fläche von 6512 Quadratmetern bebaut sein; durch Umbau sollen 3540 Quadratmeter Nutzfläche entstehen; der ganze Komplex soll 90 Tiefgaragenplätze und eine gestaltete Außenanlage über 3458 Quadratmeter erhalten.
Bei Sanierung und Umbau soll die historische Bausubstanz der 1909 entstandenen Feuerwache respektvoll und behutsam in das gesamte Quartier eingebunden werden. Der gesamte Komplex firmiert unter dem Namen „Elisabeth-Höfe“.
„Wir nutzen die Bekanntheit der ehemaligen Feuerwache und schaffen gleichzeitig einen Bezug zur Elisabeth-Kirche für das neue Wohnquartier“, heißt es in der Expertise. Man darf ergänzen: Die Namenswahl spielt auch geschickt auf die „Höfe“ in anderen Städten wie Berlin mit den Hackeschen Höfen oder Leipzig mit seinen schönen historischen Höfen an.
Das Konzept hat der Krefelder Architekt Georg von Houwald erstellt. Houwald hat mit Leendertz auch schon bei der Restaurierung des Mies van der Rohe Business Parks zusammengearbeitet. Houwald, 1966 in Krefeld geboren, ist seit 25 Jahren in seiner Heimatstadt tätig; 2008 gewann er den Architekturpreis der Stadt Krefeld für das neue Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde Nord an der Traarer Thomaskirche.
Für die Elisabeth-Höfe vorgesehen ist eine halböffentliche Nutzung der Bestandsgebäude aus Büros, Praxen und Gastronomie. Die Neubauten werden im Zusammenspiel mit den Bestandsgebäuden zwei rechtwinklige Höfe bilden.
Die neue Wohnbebauung fügt sich demnach zu ruhigen Innenhöfen. „Durch die duale Nutzung von Wohnen und Arbeiten wird das innerstädtische Quartier belebt und bereichert“, heißt es. Auf den ehemaligen Aufstellflächen der Löschzüge ist die Errichtung von vier Mehrfamilienhäusern mit Zwei- bis Vier-Zimmerwohnungen geplant. Die barrierefreien Wohngebäude gruppieren sich um die Pkw-freien Innenhöfe.
Die historischen Gebäude der alten Feuerwache sollen zu Büroflächen umgewidmet werden. Ihre Nebengebäude sollen teils als Grenzbebauung erhalten bleiben, um das Grundstück und die Innenhofsituation einzufassen. Die bestehenden Wohngebäude an der Florastraße sollen wieder von der alten Feuerwache abgetrennt und als eigenständige Mehrparteienhäuser genutzt werden.
„Beidseitig der ehemaligen Desinfektionsanstalt werden die Fahrzeughallen zurückgebaut und damit das Denkmal freigestellt. Die verbleibenden Gebäudeteile werden umgebaut und mit modernen Fassaden versehen“, so das Konzept.
Den Planern schwebt ein „geordnetes Gegenüber von Alt und Neu“ vor; großzügiger Freiraum vor den Fassaden der Denkmäler soll die notwendige Distanz „zur respektvollen Würdigung der besonderen Gebäude der alten Feuerwache und des Steigerturms“ schaffen.
Leendertz möchte mit seinem unternehmerischen Engagement erklärtermaßen einen positiven Beitrag für die Entwicklung Krefelds leisten. Ziel sei es auch, „ein respektvolles und zeitloses Miteinander von Alt und Neu zu erreichen“. Den Mies van der Rohe Business Park sieht er als Referenz und gelungenes Beispiel, wie man unter Wahrung des besonderen Charakters eines Ortes denkmalgeschützte Bauwerke in eine neue Zeit überführen und als Heimat für anspruchsvolle Mieter revitalisieren könne.
Die Krefelder Feuerwehr ist im April 2016 mit einer feierlichen Parade von der Florastraße zur neuen Wache an der Neuen Ritterstraße umgezogen.