Rat entscheidet über Finanzierung Affenpark in Krefeld soll 33 Millionen Euro kosten

Krefeld · Die Verwaltung hat die Finanzplanung für den Bau des neuen Affenparks vorgelegt. Bis 2029 werden demnach nicht 28, sondern knapp 33 Mio. Euro fällig.

Bally und Limbo sitzen gemeinsam im neuen Außenbereich. Der Zoo möchte bis 2029 einen zwei Hektar großen Affenpark errichten, in dem bis zu 40 Affen gehalten werden können.

Bally und Limbo sitzen gemeinsam im neuen Außenbereich. Der Zoo möchte bis 2029 einen zwei Hektar großen Affenpark errichten, in dem bis zu 40 Affen gehalten werden können.

Foto: Zoo Krefeld

Der Grundsatzbeschluss für den Wiederaufbau ist bereits gefallen, nun hat der Rat sich auch zu den Investitionen für den Aufbau eines neuen Affenparks bekannt: In der Sitzung am Donnerstagabend hat die Verwaltung detailliert die Finanzplanung vorgestellt. Demnach kostet der komplette Neuaufbau des Artenschutzzentrums Affenpark, Stand heute, knapp 33 Millionen Euro. Die Tierrechtsorganisation Peta hat sich im Vorfeld der Ratssitzung erneut mit Kritik zu Wort gemeldet.  Die geplanten Investitionen seien ein „Schlag ins Gesicht für den Artenschutz“:  Mit diesem Geld, so behauptet Peta, wäre über eine direkte finanzielle Unterstützung internationaler Artenschutzorganisationen der Schutz Tausender Quadratkilometer Regenwald in Afrika und Südostasien möglich. So könnte die Heimat der dort lebenden Menschenaffen langfristig erhalten werden, „statt unsere nächsten Verwandten zu einem unwürdigen Leben im Zoo zu zwingen“, argumentiert Peta. Die Tierschutzorganisation appelliert daher an den Stadtrat, das Vorhaben zu stoppen. Die Kritik verfängt in der Stadt nicht; der Rat hat den Finanzplan mit überwältigender Mehrheit ohne Debatte verabschiedet. Nur die Linke-Ratsmitglieder Basri Cakir und Julia Suermondt stimmten dagegen.

Der Affenpark soll in Modulen aufgebaut werden; das Geld fällt also gestaffelt bis zum Jahr 2029 an. Auf die Stadt entfallen knapp 20 Millionen Euro, der Rest wird von Zoofreunden, der Zoo gGmbh und aus Geldern der Versicherungen, die  nach dem Affenhausbrand fällig wurden, bestritten.

Krefeld: Jahrestag von Brand in Zoo - Mahnwache für tote Affen
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Mahnwache für getötete Affen am Jahrestag vor Krefelder Zoo

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Foto: dpa/Roberto Pfeil

Die Details: Der Rat beschließt den Finanzrahmen über 32,869 Millionen Euro bis 2029.  Die Finanzierung steht auf vier Säulen. Eine fünfte Säule ist weggebrochen: Die Stadt hatte auf Fördergelder gehofft – sie gibt es aber nicht.

Säule Nummer eins  sind Eigen- und Spendenmittel der Zoo Krefeld gGmbH; eingeplant sind 1,631 Millionen Euro, die die gGmbh bis 2029 zu dem Projekt zuschießt.

Säule Nummer zwei sind die  Zoofreunde. Sie verzeichnen seit der Brandnacht eine überdurchschnittlich hohe Anzahl von Spenden. Seit dem 1. Januar 2020 haben die Zoofreunde 1, 2 Millionen Euro gesammelt. Und die Spendenakquise geht weiter. Die Stadt geht davon aus, dass die Zoofreunde bis 2029 auf insgesamt sechs Millionen Euro an Spenden kommen – ein ehrgeiziges Ziel: Noch müssen also 4,8 Millionen Euro eingesammelt werden. Dazu heißt es bei der Verwaltung: „Ob die eingeplanten Höhen im nachfolgend dargestellten Investitionsplan erreicht werden können, hängt maßgeblich von der weiteren Spendenbereitschaft der Bevölkerung ab.“ Vielleicht kommen den Zoofreunden wie in der Vergangenheit Erbschaften oder Großstiftungen  zu Hilfe. Auch der Bau des 1975 eröffneten Affenhauses war durch eine Großschenkung des Industriellen Walter Gehlen möglich geworden.

Tabelle mit den vier Säulen der Finanzierung für den geplanten Affenpark.

Tabelle mit den vier Säulen der Finanzierung für den geplanten Affenpark.

Foto: Grafik: Stadt Krefeld

Säule Nummer drei betrifft die sogenannte Schadensregulierung der Versicherungsträger nach der Brandkatastrophe. Insgesamt erwartet die Stadt einen Betrag in Höhe von 5,431 Millionen Euro. Diese Zahlungen gehen an die Zoo Krefeld gGmbH. Bei der Schadensabwicklung wird zwischen Gebäude- und Inhaltsschaden unterschieden. Für den „Inhaltsschaden“ wurde eine Gesamtentschädigungshöhe zum Neuwert von 805.000 Euro festgestellt, wovon der Zoo Krefeld gGmbH  653.000 Euro ausgezahlt wurden. Die restlichen 152.000 Euro gingen an Firmen, die nach dem Brand für den Zoo gearbeitet und die Trümmer abgetragen haben.

Beim Gebäudeschaden haben sich Zoo gGmbh und  Versicherungsträger auf einen Wert von fünf Millionen Euro verständigt.  Bislang wurden 1,722 Millionen Euro ausgezahlt. Die Restsumme von 3,3 Millionen Euro wird fällig, wenn nachgewiesen werden kann, dass für das im Rahmen der ersten Bauphase geplante „Arten-Warmhaus“ inklusive seiner technischen Ausstattung, jedoch exklusive der Außengehege, ein Kostenaufwand von 4.713 Millionen Euro erreicht wird.

Säule Nummer vier sind die Zuschüsse der Stadt. Hier kalkuliert die Verwaltung mit 19,8 Millionen Euro – wohlgemerkt verteilt auf die Jahre bis 2029.

Auf die Jahre verteilt, bedeutet das an jährlichen Investitionen: 2023  eine Million Euro; 2024 knapp fünf Mio. Euro, 2025 rund 3,4 Mio. Euro, 2026 knapp vier Millionen Euro, 2027 rund 755.000 Euro, 2028 knapp drei Millionen Euro und 2029 rund 2,8 Mio. Euro. Zum Vergleich: Der Haushalt der Stadt umfasst im Jahr rund eine Milliarde Euro.

In der Lesart von Peta dient das Geld für den Wiederaufbau dazu, „dass bis zu 40 Menschenaffen und weitere Tierarten eingesperrt werden“.  Es sei „wahnwitzig und egozentrisch, im Namen des vermeintlichen Artenschutzes für viele Millionen Euro ein weiteres Tiergefängnis zu bauen“. Die frei lebenden Tiere seien auch wegen fehlender finanzieller Mittel für Schutzmaßnahmen weiterhin zum Aussterben verdammt.

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