Auszeichnung in Krefeld Adler-Ehrenpreis für Ukraine-Helfer

Krefeld · Zwischen rotzfrechen und leisen Tönen bewegte sich der Kölner Kabarettist Wilfried Schmickler bei der Verleihung des Adler-Ehrenpreises in der voll besetzten Fischelner Markuskirche. Das Publikum dankte ihm mit anhaltendem Beifall.

 Strahlende Gesichter auf der Bühne (v.l.): Vorsitzender Martin Jörißen, Dea Ferrazoli-Jachtmann und Dr. Wolfgang Jachtmann, Ukraine-Flüchtling Olga Plinshch und Hans Krüppel, Ehrenpräsident Adler Königshof.

Strahlende Gesichter auf der Bühne (v.l.): Vorsitzender Martin Jörißen, Dea Ferrazoli-Jachtmann und Dr. Wolfgang Jachtmann, Ukraine-Flüchtling Olga Plinshch und Hans Krüppel, Ehrenpräsident Adler Königshof.

Foto: Mocnik/Mark Mocnik

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie waren der Grund dafür, dass Ehrenpräsident Hans Krüppel den Adler-Ehrenpreis für ein Lebenswerk erst nach zweijähriger Pause in festlichem Rahmen wieder verleihen konnte. Seit dem Jahre 2002 dankt der mitgliederstarke Fischelner Sportverein DJK Adler Königshof mit der markanten, auf einem Marmorsockel stehenden Adlerstatue, Persönlichkeiten, die nicht im öffentlichen Blickfeld stehen, aber gleichwohl herausragende Verdienste um ihre Mitmenschen geleistet haben. Preisträger dieses Jahres sind der Hülser Arzt Dr. Wolfgang Jachtmann und seine Partnerin Dea Ferrazoli, die mit einem Wagen voller Hilfsgüter für die von Russland mit Krieg überzogene Ukraine aufgemacht hatten und im Anschluss bis Mitte Mai fünf ukrainische junge Menschen bei sich aufgenommen hatten, bis diese in eine eigene Unterkunft ziehen konnten. Mit launigen Worten schilderte die Deutschbrasilianerin Ferrazoli das anfangs etwas holprige Zusammenleben verschiedener Sprachen und Lebensgewohnheiten mit zusätzlich noch einem ukrainischen Hund und einer brasilianischen Katze. Eine junge Ukrainerin dankte in der vollbesetzten Fischelner Markuskirche für die warmherzige Aufnahme in Krefeld. Der tosende Beifall stand auch für den Abscheu, den die Menschen in Krefeld für den menschenverachtenden kriegerischen Überfall auf die Ukraine empfinden.

Für die Preisverleihung 2021 hatte der Förderverein des Sportvereins Adler Fischeln Wilfried Schmickler eingeladen, einen der großen deutschen Politkabarettisten. Der landesweite Lockdown verhinderte damals, dass die Veranstaltung stattfinden konnte. Die Karten behielten bis zu einem späteren Termin ihre Gültigkeit. Nur drei Karten seien eingewechselt worden, berichtete Hans Krüppel stolz. Wilfried Schmickler ist ein Publikumsmagnet, nicht erst, seit er in den seit vielen Jahren etablierten WDR – „Mitternachtsspitzen“ den Rausschmeißer gibt. Seine Lust, der sozialen Ungleichheit, Idiotie, Hass und Intoleranz in unserer Gesellschaft etwas entgegenzusetzen, ist bei jedem seiner Themen spürbar.

So gelang es ihm schnell, das Publikum von dem bedrückenden Thema Ukraine wegzuführen in das Emotionsthema „Abschreiben“. Jeder würde kopieren. Das lerne man schon früh in der Schule und bereite aufs Leben vor. Er selber habe im Mathe-Abitur eine Aufgabe vom Nebenmann abgeschrieben. Dafür habe er diesen die Deutscharbeit übernehmen lassen. So habe er in Mathe die Abiturnote „ausreichend“ erlangt. Abschreiben und abschreiben lassen sei damals Ehrensache gewesen. Auch bekannte Kopisten aus der Politik wie Franziska Giffey oder Karl-Theodor zu Guttenberg hätten es zu etwas gebracht. Einmal bei den Politikern, bekam noch Christian Lindner als „Marx der Vermurksten“ sein Fett weg. Und bei dem „bleichen Olaf im Kanzleramt“ sei eben alles eine Nummer kleiner.

Was ist die Hölle, richtet der Kabarettist als rhetorische Frage an die Zuhörer? Und beantwortet sie umgehend: „Treu sein zu können, aber keinen Partner zu haben, um dies beweisen zu können.

Den Spitzensport als globale Verwertungsmaschine mag Schmickler gar nicht. „Bei manchem Spiel gehe ich lieber auf den Friedhof und guck´ mir ´ne Beerdigung an. Was haben das Virus und der Fußball gemeinsam? Hauptsache, es wird übertragen.“

Schmickler wurde bekannt durch seine Sprachgewalt, die bis an den Rand des ungehobelten Schimpfens reichen kann. Er formuliert seine Metaphern mit einer energischen lauten Stimme, garniert mit Fremdwörtern und Schlagwörtern und in unvergleichlichem Tempo, die seine Zuhörer noch dabei sind zu verarbeiten, wenn sie schon von der nächsten Wörtersalve getroffen werden. An seine wütigen Temperamentsausbrüche aus früheren Zeiten erinnert der Kabarettist, wenn er auf die Anti-Corona – Marschierer oder die AfD zu sprechen kommt. Beide Gruppen tauchten vor allem in unsicheren Zeit auf. Dann kämen die politischen Querdenker und kotzten ihren politischen Schleim aus. Dazu zitierte er den unvergessenen Schalke-Präsidenten Rudi Assauer: „Wenn der Schnee schmilzt, siehst du, wo die Scheiße liegt.“ Der 68-Jährige kann auch anders, wenn er das Mikrofon in die Hand nimmt und mit gebrochener Stimme zu ansprechenden Melodien singt. Von seinen verträumten Gesichtszügen darf man sich nicht täuschen lassen. Hinter geradezu poetischen Versen und wohlklingenden Noten dringen stets bittere Wahrheiten nach draußen, auch wenn sich das Fischelner Publikum gut unterhalten fühlte.

Zum Schluss ergriff Schmickler noch einmal das Wort und dankte den vielen jugendlichen Sportlern um Martin Jörissen, die engagiert einen perfekten Rahmen für die Veranstaltung organisiert hatten. Das sei nicht selbstverständlich, denn im vergangenen Jahr hätten sie diese Leistung schon einmal gebracht, dann aber wegen der Pandemiemaßnahmen wieder zurücknehmen müssen.

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