Fridays for Future 6000 Menschen protestieren für Klimaschutz

Krefeld · Die Veranstaltung, die für 2000 Teilnehmer angemeldet war, sprengte alle Erwartungen. Ein breites Bündnis unterstützte sie.

Fridays for Future - Klimaschützer demonstrieren in Krefeld
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Fridays for Future - Klimaschützer demonstrieren in Krefeld

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Foto: Kleinelsen

Rund 6000 Menschen haben gestern in Krefeld bei einem Protestzug durch die Innenstadt für mehr Klimaschutz im Rahmen von Fridays for Future demonstriert. Teilgenommen haben neben vielen Einzelpersonen aller Generationen auch zahlreiche Vereine, Verbände, Kitas und Altenheime. Durch den Demonstrationszug kam es vor allem bei den Linien 41 (Straßenbahn) und 51 (Bus) zu Verspätungen. Erstmals gab es eine Sitzblockade auf der St.-Anton-Straße.

 Trommeln fürs Klima: Kinder am Schlagzeug beim Demonstrationszug von Fridays for Future.

Trommeln fürs Klima: Kinder am Schlagzeug beim Demonstrationszug von Fridays for Future.

Foto: Lothar Strücken/LOTHAR STRUECKEN

Als der Demonstrationszug von der Breite Straße auf den Dionysiusplatz einbog, da hatte sein Ende gerade den Südwall verlassen. Aufgrund des großen Andrangs war die Demonstration mit rund zehn Minuten Verspätung losgegangen. „Wir haben mit Klickzählern die Teilnehmer gezählt und sind auf der Hälfte der Strecke auf 6000 Leute gekommen. Das ist gegenüber unserer bis heute größten Veranstaltung in Krefeld etwa eine Verfünffachung“, sagte Initiatorin Björna Althoff erfreut. Die Krefelder Polizei war in ihren Schätzungen zwar etwas konservativer, schloss sich am Ende aber der offiziellen Angabe des Veranstalters an.

 Kalkulierter Regelbruch: Jugendliche wollen mit dem Fernbleiben von der Schule bewusst provozieren.

Kalkulierter Regelbruch: Jugendliche wollen mit dem Fernbleiben von der Schule bewusst provozieren.

Foto: Lothar Strücken/LOTHAR STRUECKEN

Die Demonstranten, die nicht nur Schüler und Jugendliche beinhalteten, sondern diesmal einen Querschnitt der Bevölkerung repräsentierten, forderten einmal mehr Politik, aber auch Wirtschaft und Gesellschaft auf, aktiven Klimaschutz zu betreiben und den Ausstoß von CO2 in Deutschland deutlich zu verringern. Dabei erfuhren sie breite Unterstützung von verschiedenen Vereinen und Gruppierungen: Amnesty International, Nabu, Greenpeace, Kirchen, Gewerkschaften oder die Seebrücke waren mit dabei.

 Der Demonstrationszug, der am Hauptbahnhof startete, führte auch durch die Königstraße.

Der Demonstrationszug, der am Hauptbahnhof startete, führte auch durch die Königstraße.

Foto: Voß

„Ich bin beeindruckt, dass so viele unterschiedliche Menschen teilnehmen. Der Gedanke, dass das gerade weltweit passiert, ist schon faszinierend. Ich hoffe, dass die Teilnehmer nicht nur Forderungen an andere stellen, sondern auch ihr eigenes Handeln ändern“, sagte Gisela Klaer. Die Krefelder Bürgermeisterin war ebenso wie die meisten Bezirks- und Ratsvertreter der Grünen nebst der Bundestagsabgeordneten Ulle Schauws sowie einiger Abgeordneter der Linken mit dabei.

Die Demonstranten waren wie immer laut, diszipliniert, friedfertig und glänzten neben Sprechchören und Gesängen vor allem mit kreativen Schildern. „Dumbledore wouldn’t let this happen“ (Dumbledore, aus Harry Potter, würde nicht zulassen, dass dies passiert), „Dir ist der Klimawandel egal? Du ihm auch!“, „Handeln statt labern“, oder: „Spoiler: Der Winter ist gestorben“, stand dort zu lesen. Oder ganz einfach: „Weil Baum!“

Nicht nur das Klima war im Fokus. Auch die Verschmutzung vor allem der Meere mit Plastik wurde aufgegriffen. Ein Junge trug ein mit allerlei Plastikteilen beklebtes Schild mit einem Bild des Zeichentrick-Fischs Nemo, der kaum zu sehen war. „Findet Nemo“ stand darüber.

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Foto: dpa/Oliver Berg

Auch Senioren gingen für die Zukunft ihrer Enkel mit. „Ich bin seit vielen Jahren beim Nabu und will zeigen, dass man sich einsetzen muss. Ich unterstütze die Jugend und hoffe, dass sie dran bleiben. Ich habe vier Enkel und wünsche mir für sie eine lebenswerte Zukunft“, sagte Bernd Latsch. Familie Brinke hatte kurzerhand ein Kinderschlagzeug auf ein Lastenfahrrad geschnallt. „Wir finden es wichtig, laut zu sein und aufzustehen. Wir wollen unseren Kindern zeigen, dass es wichtig ist, für etwas einzustehen“, sagte Mutter Alexandra.

Auf der St. Anton Straße blockierten die Demonstranten für einige Minuten die Straße und brachten den Verkehr zum Erliegen. Auch Straßenbahnen wurden blockiert, was einige der Passagiere ob der Verzögerung von rund einer halben Stunde sehr erzürnte. Auch, dass die Klimaschützer mit einem großen Dieselfahrzeug einen Anhänger mit Boxen und Stromaggregat vor dem Demonstrationszug her zogen, sorgte speziell im Internet für Kritik.

Am Rathaus angekommen, sprachen verschiedene Redner zu den Demonstranten. Der Krefelder Friedenschor sang. Peter-Michael Friedrichs von Amnesty International verwies vor allem auf die Behandlung vieler Umweltaktivisten in der Welt. „Nach einem grob unfairen Gerichtsverfahren drohen acht Umweltschützer/innen im Iran lange Haftstrafen oder sogar die Todesstrafe“, sagte er. Insgesamt gefährde jedes hundertstel Grad mehr, jeder Anstieg des Meeresspiegels für Millionen Menschen das Recht auf Wohnraum oder körperliche Unversehrtheit. Klimaschutz sei damit ein Imperativ der Menschenrechte, sagte er und fügte hinzu, dass Amnesty den Klimaschutz als Teil seines Mandats aufgenommen habe.

 Vielleicht der Höhepunkt der Demonstration. Die Sitzblockade auf der St.-Anton-Straße war Protest auch gegen Verkehr alter Prägung.

Vielleicht der Höhepunkt der Demonstration. Die Sitzblockade auf der St.-Anton-Straße war Protest auch gegen Verkehr alter Prägung.

Foto: Lothar Strücken/LOTHAR STRUECKEN

Am besten fasste es Christian Mittag vom Nabu zusammen: „Ihr wart klasse heute. Ich bin seit 1989 für das Klima auf der Straße, aber was Ihr heute gemacht habt, ist das beste, was seit damals für den Klimaschutz in Krefeld passiert ist. Ich danke Euch, und will das hier gar nicht zerreden“, rief er den jubelnden Demonstranten zu. Mit Musik und Tanz ließen die Veranstalter die Demonstration ausklingen. Krefeld hat sich an diesem Tage mit einer der größeren Demonstrationen in die Phalanx der weltweiten Klimaproteste eingereiht.

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