Chinesisch-AG 18 Krefelder Schüler entdecken China

Stadtmitte · Seit drei Jahren pauken Krefelder Gymnasiasten Chinesisch. Ab Mittwoch besuchen sie die Partnerschule in Hangzhou.

 Seit drei Jahren pauken Diana und Julia (rechts) fleißig Chinesisch-Vokabeln. Gemeinsam mit den anderen Sprachkurs-Teilnehmern reisen sie ab kommendem Mittwoch für zwei Wochen nach China.

Seit drei Jahren pauken Diana und Julia (rechts) fleißig Chinesisch-Vokabeln. Gemeinsam mit den anderen Sprachkurs-Teilnehmern reisen sie ab kommendem Mittwoch für zwei Wochen nach China.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Tische und Stühle sind im Klassenzimmer des Innenstadt-Gymnasiums zur Seite geschoben, dennoch reicht der Platz nicht aus. Immer wieder stoßen die 15- bis 16-jährigen Schüler beim Tanzen an die Tischkanten, kommen sich mit den Armen gegenseitig in die Quere. Mit einer Tanzlehrerin studieren sie eine Kung-Fu-artige Choreografie ein, die sie nächste Woche aufführen werden – denn am Mittwoch geht’s nach China.

Die Jugendlichen sind Teilnehmer des Chinesisch-Sprachkurses, der seit vielen Jahren in Kooperation mehrerer Krefelder Gymnasien angeboten wird. Einmal die Woche gibt es Nachmittagsunterricht, pro Stunde lernen die Schüler etwa fünf Schriftzeichen zu schreiben und sprechen – und das freiwillig. Dafür erhalten sie nach dem Abschluss des dreijährigen Kurses ein Zertifikat, das mit dem Französisch-Programm „Delf“ vergleichbar ist.

„Für das spätere Berufsleben können Chinesisch-Kenntnisse hilfreich sein“, sagt die 16-jährige Diana, die seit der 8. Klasse mit ihrer gleichaltrigen Freundin Julia den Sprachkurs besucht. „Das ist uns aber erst später bewusst geworden. Zunächst war es einfach nur spannend, eine Sprache zu lernen, die nicht aus Buchstaben, sondern Zeichen besteht.“ Wie viele andere Teilnehmer waren beide durch eine Infoveranstaltung an ihrem Gymnasium, der Marienschule, auf das Angebot aufmerksam geworden und motiviert, „es einfach mal auszuprobieren.“ Dass sie drei Jahre dabeiblieben, damit hatten sie aber nicht gerechnet.

„Natürlich muss ein Interesse an der Sprache vorhanden sein, sonst ist die Motivation nicht so hoch, am Ball zu bleiben“, räumt Julia ein. Ein großer Motivationsschub sei jedoch die Möglichkeit, im dritten Jahr für zwei Wochen nach China zu fliegen und die Partnerschule in Hangzhou zu besuchen. „Ans andere Ende der Welt, in eine völlig andere Kultur zu reisen, das ist schon aufregend“, fügt sie hinzu. In die Aufregung mischen sich Gefühle wie Neugierde und Vorfreude, aber auch Respekt – und „vielleicht ein klein wenig Angst.“ Schließlich ist ihnen der asiatische Alltag unbekannt, auch denken sie, dass vor Ort ihre Chinesisch-Kenntnisse nicht ausreichen. „Miteinander im Kurs zu sprechen, klappt schon ganz gut. Aber wenn Chinesen anfangen, schnell zu plappern, werden wir wohl kaum etwas verstehen“, vermutet Diana. Besonders die Artikulation könnte eine Hürde sein, weil schon kleine Nuancen in der Betonung die Bedeutung eines Ausdrucks verändern. „Wahrscheinlich werden wir uns deshalb überall auf Englisch verständigen“, glaubt sie. Ähnlich war es bereits Anfang Februar, als die Austauschschüler nach Krefeld kamen. Denn Deutsch war keine Alternative: Paradoxerweise wird an der Partnerschule kein Deutsch-Kurs angeboten.

Für interkulturelle Verständigung – trotz Sprachbarrieren – hatten die Teenager eine kreative Idee: Sie packen Kostüme ein, um den Karneval mit nach China zu bringen. Auch die Tanz-Choreografie trägt zum Austausch bei, selbst wenn Fengshi Yang, die Chinesisch-Lehrerin, noch nicht zufrieden ist. „Heute ist die letzte Stunde“, mahnt sie mit Akzent und moniert die fehlende Leidenschaft. Aber die Schüler versprechen, sich die Tanzschritte gut einzuprägen. Bis Mittwoch haben sie schließlich noch etwas Zeit.

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