Krefelder Gymnasium geräumt 16-Jähriger nach Amokdrohung in Baden-Württemberg festgenommen
Krefeld · Nach einer Amokdrohung gegen das Sybilla Merian Gymnasium in Krefeld-Fischeln lieferte die Polizei schnell einen tatverdächtigen Jugendlichen aus dem Süden Deutschlands.
Für die Schüler des Maria-Sibylla-Merian-Gymnasiums beginnt die Schule am Dienstag unter Aufsicht von Polizeibeamten: Vor dem Gebäude sind Polizisten unterwegs, die Einsatzkräfte zeigen Präsenz. Denn am Nachmittag des Vortages war bei der Schulleitung des Gymnasiums eine Amokdrohung eingegangen. Erst am Dienstagmorgen informierten die zuständigen Behörden die Öffentlichkeit via Facebook-Post. Während der vermeintlichen Bedrohungslage jedoch gab es keinerlei Informationen vonseiten der Polizei Krefeld oder der Stadt als zuständigen Träger. Auch die Anwohner wurden nicht informiert.
Besser funktionierten die Ermittlungen: Nach der Amokandrohung gegen das Maria-Sibylla-Merian-Gymnasium hat die Krefelder Polizei einen schnellen Erfolg erzielt. Im Laufe des Dienstagvormittags konnte dann ein 16-Jähriger aus Baden-Württemberg als Tatverdächtiger ermittelt werden. Zu den Einzelheiten will die Polizei keine Angaben machen. „Wir wollen keine Nachahmer und keine Trittbrettfahrer“, sagte ein Sprecher auf Anfrage unserer Redaktion. Der Jugendliche habe keinen Bezug zu Krefeld. Die Polizei in Baden-Württemberg habe Amtshilfe geleistet und die Wohnung durchsucht. Ihn erwarte nun ein Ermittlungsverfahren wegen Störung des öffentlichen Friedens. Für ihn gelte das Jugendstrafrecht, und das verlange, auch potenzielle Täter zu schützen, warb der Polizeisprecher um Verständnis für die sparsamen Auskünfte über die Art, wie die Beamten dem Tatverdächtigen auf die Spur gekommen seien.
Der Vorgang selbst ging am Montag folgendermaßen vonstatten: Nach Eingang der Drohung habe die Schulleitung umgehend die Polizei verständigt, die die Ermittlungen aufgenommen hat. „Neben den Ermittlungen zur Herkunft der Drohung wurde die Schule im Laufe der Nacht mit Sprengstoffspürhunden durchsucht. Es wurden keine verdächtigen Gegenstände gefunden“, erklärt die Polizei Krefeld. Nach jetzigem Stand gehen Schulleitung und Polizei nicht von einer Ernsthaftigkeit der Drohung aus. Aus diesem Grund findet der Unterricht am Dienstag wie gewohnt statt.
Eine akute Gefahr sehe die Polizei aktuell zwar nicht mehr, heißt es in einer offiziellen Mitteilung, „trotzdem wird die Polizei heute mit starken Kräften vor Ort sein.“ Die Beamten seien auch ansprechbar für die Schüler und Lehrkräfte, wenn diese Fragen hätten, bestätigte eine Sprecherin.
Die Eltern der MSM-Schüler wurden am Dienstagvormittag von Schulleiter Olaf Muti über den Polizeieinsatz informiert. Darin heißt es: „Sehr geehrte Eltern und Erziehungsberechtigte, die Polizei Krefeld hat soeben die folgende Pressemeldung veröffentlicht, mit der wir jetzt auch Sie informieren können [...]. Ich kann ergänzen, dass es sich bei dem Einsatz um eine reine Vorsichtsmaßnahme handelt und der Unterrichtsbetrieb bereits begonnen hat. Abgesehen von dem außergewöhnlichen Auftakt des Tages werden wir heute daher einen ganz normalen Schultag gestalten und bitten von eventuellen Nachfragen im Sekretariat abzusehen.“
Schulleiter Olaf Muti berichtet auf Anfrage, dass die Schüler gut mit der Situation klarkämen: „Am MSM herrscht eine ruhige und entspannte Atmosphäre, wir erleben einen nahezu normalen Schultag, der allerdings als Vorsichtsmaßnahme heute durch ein Polizeiaufgebot am Zugang zur Schule begleitet wird. Dies ist sicher auch ein Erfolg unserer frühzeitigen und transparenten Kommunikation.“
Zuletzt sorgte die Androhung eines Amoklaufes in Gelsenkirchen für Aufsehen. Innerhalb von nur drei Tagen erhielt die Gesamtschule Bismarck zwei E-Mails mit Drohungen. Die Schule musste geräumt werden, der Unterricht kam zum Erliegen. Auch dort wurden alle Räume durchsucht, auch dort konnte nichts gefunden werden. Inzwischen hat die Polizei einen verdächtigen ermittelt. Dieser wurde vergangenen Freitag vorübergehend festgenommen und seine Wohnung durchsucht, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag mitteilten. Dabei seien keine gefährlichen Gegenstände gefunden, aber Datenträger beschlagnahmt worden. Diese würden jetzt ausgewertet. Der 24-jährige Verdächtige sei Gelsenkirchener und ein Ex-Schüler der Gesamtschule. Er bestreite die Tat und wurde nach der Vernehmung noch am vergangenen Freitag freigelassen.
Die betroffene Gesamtschule in Gelsenkirchen war am Montag noch geschlossen, am heutigen Dienstag wurde der Unterricht wieder aufgenommen, teilte die Schulleitung mit. Dabei bekämen die Schüler die Gelegenheit, sich in einer Stunde mit den Klassenlehrern über ihre Erlebnisse auszutauschen.
Zum Stand der Ermittlungen in Krefeld konnte die Polizei Krefeld auf Anfrage unserer Redaktion am Dienstag keine Angaben machen. Auch zur Dauer des Einsatzes am Montag und der Gruppenstärke der Einsatzkräfte wollte sich die Polizei nicht äußern. Die Ermittlungen dauerten an, über die Erfolgsaussichten, den oder die Verursacher zu ermitteln, konnte ebenfalls keine Aussage getroffen werden.