Krefeld "Krawattenmann" in Gefahr

Krefeld · Krefeld droht, die Preisverleihung "Krawattenmann des Jahres" zu verlieren. Der Titel wird in Kooperation mit dem Deutschen Mode-Institut (DMI) vergeben. Beim Mode-Wochenende ist die Zusammenarbeit bereits beendet.

Krefeld: "Krawattenmann" in Gefahr
Foto: dpa

Hinter den Kulissen zu Krefelds großem Modewochenende geht es turbulent zu: Stadt und Einzelhandel bereiten sich auf die "Fashion World" vom 14. bis 16. September vor — ohne das Deutsche Mode-Institut (DMI). 20 Jahre lang gab es die "Größte Straßenmodenschau der Welt", die in diesem Jahr mit einer Frischzellenkur neu aufgelegt werden soll. Zehn Jahre lang war das Modebühnen-Ereignis eine enge Kooperation mit dem DMI. Ebenso wie die Kürung des "Krawattenmann des Jahres". Droht nun auch diese Kooperation zu platzen?

"Zuerst kommt die Krawatte, die Krawattiers und der Krawattenmann und dann kommt Krefeld. Wenn alle miteinander können und wollen, ist es gut", sagt Gerd Müller-Thomkins vom DMI.

Ehrung hat lange Tradition

Die Ehrung eines prominenten Schlipsträgers hat eine lange Tradition. Doch Müller-Thomkins betont, dass es keine Krefelder Ansprüche auf die Titelverleihung gebe: "Wir sind Krefeld sehr verbunden. In den letzten zehn Jahren wurde der ,Krawattenmann des Jahres' in Kooperation mit der Stadt Krefeld, davon acht Jahre lang in Krefeld vor Ort verliehen. In den 37 Jahren zuvor wurde die Auszeichnung an wechselnden Orten im kleinen Kreis zusammen mit dem Preisträger und Journalisten überreicht. Die ehemals hiermit verbundenen Fachvereinigungen, Verbände und Institutionen haben sich seit langem aufgelöst und die Verantwortung seinerzeit an uns abgegeben. Das DMI hat diese traditionelle Würdigung erst wiederbelebt, nachdem sie ab 1991 eingestellt worden war. Die Marke und das Recht der Verleihung des Titels ,Krawattenmann des Jahres' liegen beim Deutschen Mode-Institut."

Zwischen dem DMI und den Krefelder Organisatoren knirscht es unüberhörbar. Hajo Greve hat als Sprecher der Einzelhändler vergangene Woche im RP-Gespräch Kritik an der Arbeit des DMI formuliert: "Es ist ein herausragendes Trendforschungs- und Kommunikationsinstitut, aber keine Werbe- und Veranstaltungsagentur. Die Aufgaben hat es übernommen und sich damit überhoben." Oder waren die Kölner für eine Modernisierung der Straßenmodenschau, die nun eine niederländische Agentur übernommen hat, nicht zu haben? "Wir sind nicht gefragt worden. Die Neuausrichtung war bereits abgeschlossen, als uns das Konzept vorgestellt wurde", sagt Müller-Thomkins. "Im Vorfeld ist an uns weder eine Kritik, noch eine Ausschreibung heran getragen worden. Das Konzept konnten wir vor dem Hintergrund unserer erfolgreichen, jahrzehntelangen Event-Erfahrungen nicht nachvollziehen."

Die Straßenmodenschau als größte und aufwändigste Veranstaltung mit rund 500 000 Besuchern ist ein Pfund, mit dem Krefeld auch überregional wuchern kann. Die Händler sind stolz darauf, dass es keine andere Stadt geschafft hat, so ein Ereignis zu kopieren — 20 Mal in Folge. Beim bundesweit agierenden DMI weiß man, wie Krefeld als Modestadt wahrgenommen wird: "Krefeld wird vor allem vor dem Hintergrund seiner Tradition als Samt- und Seidenstadt wahrgenommen. Die Straßenmodenschau war ebenfalls ein Alleinstellungsmerkmal und konzeptionell stimmig für Krefeld als Einkaufsstadt in der unmittelbaren Region. Diese Bekanntheit und die damit verbundenen, traditionell bekannten Begrifflichkeiten hat man nun zugunsten eines austauschbaren und anmaßenden Konzepts, sowie unzeitgeistiger Anglizismen aufgegeben", sagt Müller Thomkins.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort